Im Koma
oder?«
»Was?«
»Hast du nie Weiblich, ledig, jung sucht... gesehen?« Casey schüttelte den Kopf.
»Na, da hast du Glück gehabt. Er war schrecklich. Und was studierst du?« »Psychologie und Englisch, beides im Hauptfach.«
»Ach ja? Mir hat Englisch gereicht. Ich hab von Jura zu Literatur gewechselt, als mir klar wurde, dass ich Juristen hasse. Bis auf die süßen, natürlich.«
»Natürlich«, stimmte Casey ihr zu, obwohl sie eigentlich dachte, dass Janine eine Menge Abneigungen pflegte, drei in ebenso vielen Minuten.
Danach war das Gespräch relativ glatt gelaufen. Casey hatte sich bemüht, möglichst wenig zu sagen, und Janine über die Themen ihrer Wahl dozieren zu lassen. Eine halbe Stunde später überreichte Janine ihr die Schlüssel zu der Wohnung, »Okay, probieren wir's. Vielleicht hilfst du mir wenigstens, Männer mit mehr Klasse anzulocken.«
»Also, okay, hörst du irgendwas?«, fragte Casey drei Monate später, während Janine das Glas auf der Suche nach der perfekten Stelle langsam über die Wand schob.
»Bloß eine Menge Hinundhergerenne.«
Janine kniete sich auf ihr Doppelbett und setzte das Glas neu an. »Was belauschen wir eigentlich? Wer ist der Typ?«
»Wie er heißt, weiß ich nicht. Ich weiß bloß, dass er umwerfend ist. Genau mein Typ. Er hat vor dem Haus mit Peter geredet, der dermaßen nicht mein Typ ist, obwohl er jedes Mal praktisch anfängt zu sabbern, wenn er mich sieht. Jedenfalls hat mir dieser umwerfende Typ einen Blick zugeworfen, als ich die Treppe zur Haustür hochgegangen bin, und was er gesehen hat, hat ihm gefallen. Du kennst diesen Blick.« Janine senkte zur Illustration den Blick und schürzte die Lippen. »Du weißt, was ich meine. Jedenfalls sind wir zufällig alle gleichzeitig reingegangen, aber Peter, der Volltrottel, hat nicht daran gedacht, uns vorzustellen. Vielleicht hat er auch daran gedacht und wollte nicht. Ich habe jedenfalls gehört, wie Peter ihm auf der Treppe meinen Namen gesagt hat, deshalb wollte ich, dass du sofort ein Glas holst. Ich kann nicht glauben, wie schalldicht diese Wände sind. Ich dachte, die Wände in diesen alten Häusern seien angeblich aus Pappe.«
»Lass mich noch mal.«
In diesem Moment klopfte es. »Erwartest du Besuch?«, fragte Janine vorwurfsvoll.
Casey schüttelte den Kopf.
»Wimmel sie ab, wer immer es ist«, bellte Janine, als Casey sich auf den Weg zur Wohnungstür machte.
»Wer ist da?«
»Peter von nebenan.«
Als Casey sich umdrehte, stand Janine schon hinter ihr. »Worauf wartest du?«, flüsterte sie heiser, zog ihr schwarzes T-Shirt über den Brüsten glatt und bauschte ihr Haar auf, während sie Casey signalisierte, die Tür zu öffnen.
Casey atmete tief ein und machte die Wohnungstür auf. Davor stand ihr spindeldürrer, zwanzig Jahre alter Nachbar Peter mit einem schrägen Grinsen in seinem schmalen glatten Gesicht, in der rechten Hand eine Flasche Rotwein, zu seiner Linken ein auf eine zurückgenommene Art attraktiver junger Mann mit hellblauen Augen und einem wissenden Lächeln.
»Mein Freund und ich dachten, ihr hättet vielleicht Lust, eine Flasche Wein mit uns zu trinken«, begann Peter schüchtern.
»Hat dein Freund auch einen Namen?«, fragte Janine, die sich vor Casey stellte und die Führung übernahm.
»Eric«, sagte der attraktive Mann neben Peter und betrat die Wohnung, ohne auf eine Einladung zu warten. »Und du bist?«, fragte er und sah Casey direkt an.
»Das ist Casey. Ich bin Janine«, antwortete Janine. »Was habt ihr denn da?«
»Einen Merlot«, antwortete Peter.
»Ein Merlot«, wiederholte Janine, als wisse sie, was das bedeutete. »Casey, könntest du Gläser holen?«
Casey fragte sich, ob es saubere Gläser gab, weil Janine am Abend zuvor mit dem Abwasch an der Reihe gewesen und immer noch nicht dazu gekommen war. Das einzige saubere Glas, das sie hatten, stand in Janines Schlafzimmer. »Ich schau mal, was sich machen lässt.«
»Kann ich dir helfen?«, bot Eric an.
»Nicht nötig«, sagte Casey rasch, als sie Janines Blick auffing.
»Macht es euch bequem«, wies Janine ihre Gäste an und folgte Casey nach hinten in die winzige Küche. »Dieser verdammte Peter«, flüsterte sie. »Wahrscheinlich hat er Eric erzählt, dass er mich mag, so dass Erics Hände mehr oder weniger gebunden sind.«
Casey spülte vier Gläser ab, während Janine ihr zusah und fieberhaft überlegte. »Wie soll ich das hinkriegen?«
»Was?«
»Vielleicht könntest du Peter ein bisschen ablenken,
Weitere Kostenlose Bücher