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Im Koma

Titel: Im Koma Kostenlos Bücher Online Lesen
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Gedanken hatte.«
    »Zum Beispiel?«
    »Ich habe laut dafür gebetet, dass ihre neue Firma untergehen würde, dass sie all ihr Geld verliert, sogar dass ihr alle Haare ausfallen.«
    »Du hast darum gebetet, dass ihr die Haare ausfallen?«, fragte Gail ebenso laut wie ungläubig.
    »Pst! Ich habe es nicht so gemeint.«
    »Trotzdem ...«
    »Aber so etwas hätte ich meinem schlimmsten Feind nicht gewünscht«, sagte Janine.
    Ist es möglich, dass du genau das bist? War das letzte Jahr nur Show? Hasst du mich so sehr, dass du meinen Tod wünschst? War deine Freundschaft nur gespielt, während du die ganze Zeit auf den richtigen Zeitpunkt gewartet hat? Bist du in irgendeiner Weise für die Hölle verantwortlich, in der ich lebe?
    »Du weißt, dass ich dich wahnsinnig gern habe«, sagte Janine traurig. »Oder, Casey?«
    Weiß ich das?
    »Ich finde, wir müssen positiv denken«, sagte Gail. »Wir müssen glauben, dass die Tatsache, dass sie hören kann, ein gutes Zeichen ist, das bedeutet, dass Casey auf dem Weg der Besserung ist. Und Casey, wenn du verstehst, was du hörst, so unheimlich und frustrierend das auch sein mag, dann weißt du zumindest, wie gern wir dich alle haben und wie Warren dich, vergöttert und wie dir alle die Daumen drücken, also beeil dich, und werd gesund.«
    O Gail. Süße, großzügige, naive, vertrauensvolle Gail, die immer nur das Gute in jedem sieht. Wenigstens auf dich kann ich mich immer verlassen.
    »Aber was ist«, wandte Janine leise ein, »wenn es auch nach Jahren keine weitere Veränderung gibt und sie in ihrem Körper gefangen bleibt, womöglich für immer...?«
    »Das passiert schon nicht. Casey ist kräftig. Sie hat in ihrem Leben schon eine Menge überstanden...«
    »Oh bitte«, unterbrach Janine sie, bevor sie ihren Ton hörbar zügelte. »Ja. Casey hatte nicht die tollsten Eltern der Welt, aber sie waren zumindest so anständig, zu sterben und sie zu einer obszön reichen Frau zu machen. Und was das Aussehen angeht, ist sie auch nicht gerade benachteiligt worden. Ganz zu schweigen davon, dass sie intelligent ist, gebildet und...«
    »Im Koma liegt.«
    »Ja, und im Koma liegt.« Janine atmete hörbar ein. »Tut mir leid, Casey. Wenn du irgendwas verstehst, tut es mir wirklich leid. Ich hab es nicht so gemeint, wie es herausgekommen ist. Es klang wahrscheinlich bloß schrecklich neidisch, und das sind nicht meine wahren Gefühle.«
    Nicht?
    »Das weiß sie«, sagte Gail.
    Für mich klang es ziemlich überzeugend.
    »Erinnerst du dich noch, wie wir uns kennengelernt haben?«, fragte Janine, und einen Moment lang überlegte Casey, ob sie angesprochen war.
    »Natürlich«, sagte Gail. »Es war Hass auf den ersten Blick.«
    »Du hast mich gehasst?«
    »Du hast mich gehasst«, verbesserte Gail.
    »War es so offensichtlich?«
    »Nur für jedes atmende Lebewesen.«
    »Nun ja, ich hab mich wohl bedroht gefühlt«, gab Janine zu. »Ich meine, du und Casey, ihr wart schon seit Ewigkeiten befreundet, und ich war die Neue.«
    »Du hast mit ihr zusammengewohnt, warst ihre beste Freundin an der Uni. Ich war eine Kindheitsfreundin, die, anstatt zu studieren, geheiratet hat, und sich keine Hoffnung machen konnte, intellektuell mit dir mitzuhalten...«
    »Das können nur wenige«, unterbrach Janine und hatte immerhin den Anstand zu lachen.
    Gail kicherte. »Wahrscheinlich will jeder, der Casey kennenlernt, sie für sich haben.« »Und wie sind wir dann Freundinnen geworden?«
    »Ich glaube, Casey hat uns keine große Wahl gelassen. Sie war so beharrlich. >Sie ist wirklich nett<«, ahmte Gail Casey nach. »>Man braucht bloß eine Weile, bis man das herausfindet.<«
    »> Unterschätz sie nicht. Sie ist wirklich intelligent. Du musst ihr eine Chance geben<«, folgte Janine ihrem Beispiel.
    »All die Mittagessen...«
    »Grauenvoll.«
    »Und die Mädchenabende.«
    »Quälend.«
    »Und seit wann denkst du anders über mich?«, fragte Gail.
    »Wer sagt, dass ich das tue? Ich kann dich nach wie vor nicht leiden.« Janine lachte. »Du weißt, dass das nur Spaß war, oder?«
    »Ich weiß.«
    Sei dir nicht zu sicher.
    »Es war vermutlich während Mikes letztem Hospizaufenthalt«, fuhr Janine unaufgefordert fort. »Du warst so liebevoll und stark, dass es irgendwie schwer war, dich nicht zu bewundern. Du bist nie wütend geworden, hast dein Schicksal einfach akzeptiert. Im Gegensatz zu mir, die ich den größten Teil meines Lebens damit zugebracht habe, das eine oder andere zu verfluchen. Das fand ich ziemlich

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