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Im Koma

Titel: Im Koma Kostenlos Bücher Online Lesen
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klasse. Und irgendwann fand ich dann auch dich ziemlich klasse.«
    »Bin ich nicht«, wehrte Gail ab.
    Doch, das bist du.
    »Jedenfalls habe ich irgendwann erkannt, dass Casey recht und ich dich unterschätzt hatte, dass hinter diesem krausen Haar und dem schüchternen Lächeln eine echt starke Frau steckte, die ich nur bewundern konnte. Aber genug von dir«, fuhr Janine lachend fort. »Wann hast du gemerkt, dass du dich in mir getäuscht hattest.«
    Gail lachte. »Ungefähr zur selben Zeit«, gab sie zu. »Ich bin rumgerannt wie ein kopfloses Huhn und hab versucht, alles zu organisieren, für Mikes Mom da zu sein, die völlig durch den Wind war, und mich selbst zusammenzureißen, obwohl ich mehr oder weniger nicht mehr konnte. Und natürlich war Casey da, hilfreich wie immer. Aber mit dir hatte ich nicht gerechnet. Du kamst einfach mit und hast dich nützlich gemacht. Nach der Beerdigung hast du in meiner Küche gestanden, Schnittchen-Teller vorbereitet, leise das Geschirr in die
    Spülmaschine gepackt und alles weggeräumt, während ich mit den Gästen im Wohnzimmer geredet habe.«
    »Ich wollte bloß nicht, dass Casey den ganzen Ruhm abkriegt.«
    »Warum hast du solche Angst davor, den Leuten dein wahres Ich zu zeigen?«
    Was ist dein wahres Ich, Janine?
    »Weil sie dann vielleicht merken, dass es nicht so viel zu sehen gibt.« Oder zu viel.
    Wieder wurde eine Seite umgeblättert. »Wie George Eliot so klug bemerkt: > Wer von uns, dei sich sehr für die Geschichte des Menschen interessiert und dafür, wie sich die geheimnisvolle Mischung unter den verschiedenartigen Experimenten, die die Zeit mit ihr anstellt, verhält, hat sich nicht schon, zumindest kurz, mit dem Leben der heiligen Therese beschäftigt... ?<«
    »Was?«
    »>Diese spanische Frau, die vor 300 Jahren lebte, war natürlich nicht die letzte ihrer Art<«, las Janine weiter. »> Viele Theresen wurden geboren, die kein Heldenleben für sich fanden, in dem eine unablässige Entfaltung weitreichender Taten Platz gefunden hätte.. .<«
    »Du vergleichst dich mit der heiligen Theresa?«
    »>... vielleicht nur ein Leben voller Fehler, Resultate einer gewissen geistigen Größe, die zur Armseligkeit der Gelegenheiten schlechtpasste.<«
    »Das ist doch recht hübsch«, sagte Gail. »Finde ich.«
    »Und ich finde, dass ich für heute genug große Literatur gehört habe. Ich muss sowieso los.«
    Ein Stuhl wurde verschoben. Ein Hauch teuren französischen Parfüms. Janines Lippen an Caseys Wange.
    Es kam alles zurück, dachte Casey und platzte beinahe vor Aufregung, obwohl sie weiterhin reglos dalag. Sie konnte hören. Sie konnte riechen. Sie konnte spüren. Es war gewiss nur eine Frage von Tagen, bis ihr Körper ihre Gefühle nicht mehr eindämmen und sie sich wieder bewegen, wieder sprechen und laut von den Dächern rufen konnte.
    »Rufst du mich an?«, fragte Janine.
    »Auf jeden Fall.«
    Eine vorsichtige Umarmung, hohe Absätze, die über den harten Boden stöckelten, die Tür, die geöffnet und geschlossen wurde, ehe der Stuhl wieder besetzt und näher ans Bett gezogen wurde.
    »Ich hoffe, dass du dir nichts von all dem zu Herzen nimmst, Casey«, sagte Gail. »Janine gibt sich nach außen hin gern tough, aber eigentlich ist sie ein echter Softie. Wusstest du, dass sie seit deinem Unfall jeden Tag hier war?«
    Laut Detective Spinetti war es kein Unfall.
    »Warum sollte sie jeden Tag herkommen, wenn sie dich nicht mag?«
    Vielleicht um meine Fortschritte zu überwachen und nach einer Gelegenheit Ausschau zu halten, das begonnene Werk zu vollenden.
    Casey spürte eine zarte Hand an ihrer Stirn und atmete den sauberen Duft von Ivory Soap ein. Konnte es ein herrlicheres Aroma geben?
    »Jedenfalls sind wir ganz aufgeregt über die Neuigkeiten. Warren hat gestern Abend alle angerufen. Er war völlig aus dem Häuschen. >Sie kann hören<, hat er gerufen, als ich ans Telefon gegangen bin, noch bevor er Hallo gesagt hatte. >Der Test hat ergeben, dass sie hören kann.< Wir wissen zwar immer noch nicht, ob das bedeutet, dass du auch etwas verstehst, aber er sagt, die Ärzte seien sehr hoffnungsvoll und meinten, es gäbe Anlass, vorsichtig optimistisch zu sein. Das ist so ein Ärzteausdruck - vorsichtig optimistisch. Aber auf jeden Fall besser als vorsichtig pessimistisch, oder? Ich glaube schon. Jedenfalls ...«
    Sie stockte für einen Moment.
    »Ich werde dir nichts vorlesen. Das soll Janine machen. Ich sitze einfach hier und rede mit dir; wenn das okay ist, erzähle

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