Im Koma
Seufzer. »Und was ist der Plan? Bleibt sie auf Dauer hier?« »Nein. Ich sollte sie bald mit nach Hause nehmen dürfen.« »Und danach kann alles passieren.«
Nein. Das ist nicht wahr. Die Arzte haben mir irgendein neues Medikament gegeben, das Halluzinationen hervorruft.
»Leicht wird es nicht«, sagte Warren. »Die Polizei hat bereits den Verdacht, dass es kein Unfall war. Ich muss sehr vorsichtig sein.«
»Keine Sorge, Mann. Es gibt nichts, was auf dich weist.«
»Bis auf Casey. Wenn sie uns versteht und wenn sie wieder zu Bewusstsein kommt.« Casey spürte die Blicke von zwei Augenpaaren, die auf ihrer Haut brannten wie Säure. »Dann müssen wir eben sichergehen, dass das nicht passiert.« Gütiger Gott.
»Und wie genau stellen wir das an?«
»Du bist clever«, sagte der Mann. »Ich bin sicher, dir fällt etwas ein.« Wieder spürte Casey, wie der Mund des Mannes Zentimeter über ihrem Gesicht schwebte, als wollte er sie küssen. »Auf Wiedersehen, mein schönes Dornröschen. Pass gut auf dich auf.« Er gluckste, ein kehliges Gurgeln wie brodelndes Öl tief unter der Erdoberfläche.
»Würdest du jetzt verdammt noch mal bitte verschwinden!«
»Du rufst mich an, wenn dir was eingefallen ist?«
»Verlass dich drauf!«
»Aber lass mich nicht zu lange warten.« Man hörte Schritte, bevor die Tür geöffnet und wieder geschlossen wurde.
Das kann nicht sein, dachte Casey noch einmal. Das passierte nicht wirklich. Sie hatte nicht mit angehört, wie ihr Mann und ein anderer Mann den gescheiterten und erneut geplanten Versuch besprochen hatten, sie zu ermorden. Das war lächerlich. Es war nicht passiert.
Nie im Leben würde Warren irgendetwas tun, um ihr zu schaden, schon gar nicht jemanden engagieren, um sie zu ermorden. Das war lächerlich. Absolut lächerlich, ja geradezu absurd. Was war mit ihr los? Erst hatte sie Janine verdächtigt. Dann war Drew an der Reihe gewesen. Und jetzt... Warren? Wie kam sie bloß auf derart verrückte Gedanken?
Was ist los mit mir? Warren ist ein guter Mensch, der sich schon von Berufs wegen an die Gesetze hält. Er würde sie nie brechen oder mit Füßen treten.
Es war das verdammte Fernsehen! Wie konnte sie hoffen, bei dem ununterbrochenen Geplapper einen klaren Gedanken zu fassen?
Warren liebt mich.
Sie spürte, wie jemand an ihr Bett trat. Wer? War Warren noch da? War irgendjemand da?
»Das war Nick«, sagte Warren beiläufig. »Ich hab ihn bestimmt schon mal erwähnt. Toller Trainer. Grauenhafter Mensch. Kann richtig fies sein. So ein Typ, der Schmetterlingen die Flügel ausreißt. Irgendwann hab ich ihn angeflachst, es wäre Zeitverschwendung, Idioten wie mich zu schinden, er solle lieber eine Karriere als Profikiller anstreben. Er sagte, ich müsse ihm nur Ort und Zeit nennen.« Warren lachte verächtlich. »Wahrscheinlich sollte ich gar nicht darüber reden, aber was soll's? Jetzt ist die Katze eh aus dem Sack.« Er kam noch näher und flüsterte ihr ins Ohr: »Warum konntest du nicht einfach sterben, als du es solltest?«
Und dann war es mit einem Mal vollkommen still. Als ob die Luft im Zimmer plötzlich zu zirkulieren aufgehört und Casey das Atmen ganz eingestellt hätte. Panik erfasste sie, jagte durch ihre Adern wie ein Schuss Adrenalin. Hatte Warren womöglich eine Luftblase in ihren Infusionsschlauch injiziert, wie sein Komplize es vorgeschlagen hatte?
Warum konntest du nicht einfach sterben, als du es solltest?
»Ich hol mir einen Kaffee«, sagte Warren, und seine Stimme wurde leiser, als er zur Tür ging. »Ich nehme an, du willst nichts«, rief er über die Schulter.
Damit war das Rätsel also gelöst.
Aber wie konnte das sein? Sie waren so glücklich miteinander gewesen. Sie hatten sich nie gestritten. Sie waren überhaupt nur ein einziges Mal verschiedener Meinung gewesen, als Casey aus dem Haus, das sie von ihren Eltern geerbt hatte, in eine Stadtwohnung ziehen wollte und Warren aus dem ruhigen, wohlhabenden Vorort nicht wegzulocken war. Schließlich hatten sie sich darauf geeinigt, in dem Viertel wohnen zu bleiben und sich dort nach einem kleineren Haus umzusehen. Kurz darauf hatten sie angefangen, von Kindern zu reden.
Und dabei hatte er die ganze Zeit ihren Tod geplant.
War er auf diese Idee erst in jüngerer Zeit gekommen oder hatte er von Anfang an vorgehabt, sie umzubringen? Woher hatte der Mann, der es stets so eilig hatte, die Geduld, zwei Jahre zu warten, bevor er seinen Plan in die Tat umsetzte?
Aber warum? Warum wollte er sie
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