Im Koma
zahlreich und hitzig.
»Wir verkaufen dieses Haus nicht«, hatte Casey ihre Mutter schreien hören, während sie sich die Ohren zuhielt und versuchte, für eine anstehende Prüfung zu lernen. Auf Wunsch ihres Vaters war sie übers Wochenende nach Hause gekommen. Er hatte sie beide als Titelverteidiger bei dem Eltern-Kind-Golfturnier des Vereins angemeldet; Drew war auf dem College.
»Wo liegt das Problem?«, schrie ihr Vater zurück. »Die Mädchen sind auf der Uni. Wir verbringen mehr Zeit auf Reisen als hier. Wir brauchen kein so großes Haus mehr. Und ich wäre gern näher am Merion.«
»Du erwartest, dass ich umziehe, damit du es nicht mehr so weit zu deiner Freundin hast?« Alanas Empörung brachte beinahe den Kristallkronleuchter in der Eingangshalle zum Zittern.
»Dem Merion Golfplatz, Dummerchen«, stellte ihr Vater unter brüllendem Gelächter klar, und Casey musste sich den Mund zuhalten, um nicht laut mitzulachen.
»Ich ziehe nicht um«, beharrte ihre Mutter und knallte ihre Schlafzimmertür zu.
»Die Sache ist beschlossen«, beendete ihr Vater das Gespräch.
Gleich nach dem Gewinn des Turniers hatte er Casey das Haus gezeigt. Es stand auf einem gut einen Hektar großen, gepflegten Grundstück, hatte vierzehn große Zimmer, sieben Bäder, ein Ankleidezimmer und fast sieben Meter hohe Decken. Casey wusste sofort, dass es auch mit allen Möbeln der Welt nicht heimelig werden würde.
»Und was meinst du?«, fragte Ronald Lerner seine Tochter.
»Es ist ziemlich gewaltig.«
»Es ist knapp dreihundert Quadratmeter kleiner als das Haus, in dem wir jetzt wohnen.« »Aber immer noch ziemlich groß.«
»Wie würdest du es einrichten?«, fragte ihr Vater mit einem listigen Funkeln in den Augen.
»An die Wand würde ich einen Biedermeiertisch stellen«, antwortete sie prompt, »da drüben ein paar üppige Polstersofas, da noch ein Sofa und in die Ecke vielleicht einen Flügel.«
»Klingt gut. Tob dich aus.«
»Wirklich? Soll das heißen, ich darf es einrichten? Das ganze Haus? Nicht bloß mein Zimmer?«
»Das soll es heißen.«
Casey war so aufgeregt, dass sie ihren Vater hätte umarmen können, wenn der nicht schon auf dem Weg nach draußen gewesen wäre.
Natürlich war es dann doch anders gekommen. Als Casey das nächste Mal mit einem Ordner voller Ideen und Zeitschriftenausrissen nach Hause kam, war das neue Haus schon in den Händen professioneller Inneneinrichter, und sie hatte keinerlei Mitspracherecht.
Nach dem Tod ihrer Eltern fand sich im Testament ihres Vaters die Bestimmung, dass das Haus erst nach Drews 30. Geburtstag verkauft werden durfte, der Erlös sollte dann unter den Schwestern geteilt werden. Derweil konnten beide Töchter einzeln oder gemeinsam darin wohnen, während Pflege, Erhalt und Grundsteuer aus dem Nachlass bezahlt wurden.
Anfangs hatte keines der Mädchen in dem schrecklichen »Mausoleum« leben wollen, wie Drew es getauft hatte, und erst nach ihrer Hochzeit konnte Warren Casey überreden, es wenigstens auszuprobieren. »Jetzt kannst du es genauso einrichten, wie du schon immer wolltest«, erklärte er ihr. »Betrachte es als dein großes Versuchsfeld.«
Casey hatte sich auf die Herausforderung eingelassen, nach dem Einzug jedoch festgestellt, dass sie seltsam zögerlich war, irgendetwas zu verändern. Es war eigentlich gar nicht ihr Haus, hatte sie rasch entschieden und versucht, Warren zu einem Umzug zurück in die Stadt zu bewegen. Aber er liebte Rosemont, weshalb sie eingewilligt hatte, in der Gegend zu bleiben. Sie konnten sich Zeit lassen, bis sie das perfekte Haus für sich gefunden hatten, hatte Warren sie erinnert. Schließlich mussten sie erst ausziehen, wenn Drew dreißig wurde.
Das war in etwas mehr als einem Jahr, dachte Casey, als der Krankenwagen bremste.
»Das zweite Haus nach der nächsten Kurve«, erklärte Warren dem Fahrer.
»Yup. Patsy wartet schon vor der Haustür«, sagte Ricardo, als sie in die breite geschwungene Einfahrt einbogen.
»Hübsch wie eh und je«, fügte Tyrone leise hinzu.
Warren drückte Caseys Hand. »Wir sind da, Schatz«, sagte er. »Willkommen zu Hause.«
KAPITEL 18
»Kann ich Ihnen irgendwas bringen, Mr. Marshall?«, fragte Patsy. »Ich könnte der Haushälterin sagen, dass sie noch eine Kanne Kaffee aufsetzen soll, bevor sie geht.«
»Wie wär's mit etwas Stärkerem?«
»Was immer Sie wollen.«
»Ich denke, ein Gin-Tonic wäre jetzt nicht schlecht.« »Dann kriegen Sie einen Gin-Tonic.« »Warum mixen Sie sich nicht
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