Im Koma
Übungen wieder ein bisschen Farbe in ihr Gesicht bringen können.«
»Wollen Sie, dass ich gehe?«
»Keineswegs.«
»Ich möchte Ihnen nicht im Weg sein.«
»Das sind Sie nicht. Und ich bin sicher, Casey freut sich über die Gesellschaft. Ich weiß jedenfalls, dass ich mich freue.«
Casey fühlte seine Hand an ihrer Stirn. Konnte er spüren, wie ihr Verstand arbeitete? Hören Sie, dachte sie so intensiv, wie sie konnte. Mein Mann hat mir das angetan. Er hat versucht, mich umzubringen, und er wird es wieder versuchen, sobald er einigermaßen sicher ist, ungeschoren davonzukommen. Was wahrscheinlich eher früher als später der Fall sein wird, nachdem die Polizei die Ermittlungen offenbar eingestellt hat. Sie müssen ihn aufhalten. Sie müssen mich hier wegbringen.
»Sie hat aber kein Fieber, oder?«, fragte Drew und trat einen Schritt näher.
»Nein. Ihre Stirn ist kühl. Apropos, das ist eine coole Kette, die sie trägt. Haben Sie ihr die geschenkt?«
»Ja. Woher wussten Sie das?«
»Weil sie aussieht wie Sie.«
»Ich sehe aus wie ein Schuh?«, fragte Drew.
»Sie wissen, wie ich es meine.«
»Nun, vielen Dank. Ich nehme das mal als Kompliment.«
»Gut. So war es auch gemeint.« Jeremy nahm Caseys Hand und begann, ihre Finger sanft zu kneten.
»Darf ich Sie etwas fragen?«, setzte Drew nach einer Weile neu an. »Schießen Sie los.«
Drew zögerte. »Was halten Sie von Patsy?«
»Professionell?«
»Professionell und persönlich.«
»Persönlich kenne ich sie kaum«, sagte Jeremy nach kurzem Nachdenken. »Aber sie hat immer einen ganz netten Eindruck gemacht. Sie ist kompetent und engagiert. Die Patienten mögen sie. Ihre Schwester hat sie jedenfalls mit großer Hingabe gepflegt.«
»Glauben Sie?«
»Sie nicht?«
»Ich weiß nicht.«
»Ist irgendetwas vorgefallen?«
»Ich weiß nicht recht«, sagte Drew, und Casey stellte sich vor, wie ihre Schwester einen Blick zur offenen Schlafzimmertür warf, um sich zu vergewissern, dass Patsy nicht lauschte. »Als ich herkam, trug sie einen von Caseys Schals - den da«, fuhr sie fort und zeigte zweifelsohne auf das Corpus Delicti, »und ich bin sauer geworden, habe verlangt, dass sie ihn sofort ablegt, und wahrscheinlich noch ein paar Dinge gesagt, die ich mir lieber verkniffen hätte...«
»Hatte sie eine Erklärung?«
»Sie sagte, sie habe ihn Casey gerade anlegen wollen, als ich hereinkam.« »Und das glauben Sie nicht?« »Würden Sie das glauben?«
Jeremy legte Caseys rechte Hand neben ihren Körper und nahm dafür ihre linke. »Nun, normalerweise würde ich Patsy im Zweifelsfall Glauben schenken. Aber....« Er begann, Caseys Finger vor und zurück zu bewegen.
»Aber ...?«
»Aber ich habe irgendwie den Eindruck, dass Sie einen ziemlich guten Instinkt haben. Wenn der Ihnen also sagt, mit Patsy ist irgendwas faul, würde ich sagen, da ist was dran.«
Casey konnte das dankbare Lächeln ihrer Schwester förmlich spüren.
»Danke«, sagte Drew.
»Wofür? Was meint Mr. Marshall denn? Weiß er davon?«
»Er weiß es, aber ich fürchte, er teilt Ihren Glauben an meine Instinkte nicht.«
»Dann wollen wir hoffen, dass so etwas nicht mehr vorkommt.«
»Ja«, stimmte Drew ihm zu. »Entscheidend ist vermutlich, dass sie eine gute Krankenschwester ist, stimmt's?«
Jeremy begann, mit dem Daumen die Muskeln in Caseys Handfläche zu massieren. Wenn sie diesen Daumen nur packen könnte, dachte Casey, wenn sie ihn drücken und ihm signalisieren könnte, dass sie wusste, was vor sich ging. Wenn sie sich ihm nur irgendwie mitteilen könnte ...
»Nun, streng genommen, ist sie keine Krankenschwester«, sagte Jeremy. »Was soll das heißen, sie ist keine Krankenschwester? Was ist sie denn?« »Sie ist Krankenpflegerin.«
»Das verstehe ich nicht. Warum hat Warren sie für die Pflege meiner Schwester engagiert, wenn sie gar keine richtige Krankenschwester ist? Es ist schließlich nicht so, als ob er kein Geld hätte....«
Jeremy drückte jetzt sanft auf Caseys Handgelenk und drehte es behutsam von rechts nach links. »Regen Sie sich nicht gleich auf. Patsy ist allemal qualifiziert, die anstehenden Arbeiten zu erledigen«, erklärte er. »Ihre Schwester braucht im Moment keine examinierte Krankenschwester.« Er begann, Caseys Handgelenk in die andere Richtung zu drehen. »Und Patsy ist wie gesagt kompetent und engagiert. Für ihre Patienten legt sie sich immer besonders ins Zeug. Außerdem ist sie bestens vertraut mit Caseys Zustand. Sie versorgt sie seit
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