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Im Koma

Titel: Im Koma Kostenlos Bücher Online Lesen
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Monaten. Ich war nicht überrascht, als Mr. Marshall sie gefragt hat. Ehrlich gesagt dachte ich, dass er Glück hatte, sie zu bekommen.« Er legte Caseys Hand aufs Bett, nahm wieder die andere und begann, sie sanft zu massieren. »Aber Sie mögen sie nicht.«
    »Ich mag sie nicht«, sagte Drew leise.
    Man hörte Schritte auf der Treppe, und der Duft von frischem Kaffee wehte ins Zimmer.
    »Kaffee«, verkündete Patsy fröhlich. »Sahne und jede Menge Zucker.«
    »Könnten Sie ihn bitte auf den Nachttisch stellen. Danke«, sagte Jeremy, während er Caseys Unterarm auf und ab bewegte.
    Casey spürte Patsys federnden Gang, als sie Jeremys Tasse auf das kleine Tischchen neben dem Bett stellte.
    »Kann ich sonst noch etwas für Sie tun?«
    »Nein, vielen Dank. Sehr nett von Ihnen.«
    »Und was ist mit Ihnen, Drew? Vielleicht noch eine Tasse?«
    »Danke, ich bin versorgt. Jeremy wollte mir gerade ein paar Übungen zeigen, die ich mit Casey machen kann. Vielleicht möchten Sie ebenfalls zusehen, um es zu lernen.«
    »Wie war's, wenn Sie es mir später zeigen? Jetzt muss ich gerade ein paar Sachen für Mr. Marshall erledigen.«
    »Ich dachte, Ihr Job wäre die Pflege von Casey.«
    »Casey ist zurzeit in sehr guten Händen«, erwiderte Patsy freundlich, ohne auf die Provokation einzugehen. »Rufen Sie einfach, wenn Sie fertig sind, Jeremy.«
    Dem nachfolgenden Schweigen entnahm Casey, dass Patsy das Zimmer wieder verlassen hatte.
    Bitte, ihr müsst mir helfen. Ihr müsst mich hier rausholen.
    »Okay, ich bin eine Zicke, stimmt's?«, stellte Drew fest. »Ich meine, könnte sie noch netter sein?«
    »Ich weiß nicht«, sagte Jeremy. »Leute, die zu nett sind, sind mir auch irgendwie verdächtig.«
    Wieder spürte Casey Drews Lächeln. »Und wie geht es Casey wirklich? Verbessert sich ihr Zustand überhaupt?«
    »Nun, bei einem Koma-Patienten ist es schwierig, einen Fortschritt in klar erkennbaren Stufen zu konstatieren, aber Ihre Schwester ist sehr gelenkig und verfügt über eine ausgezeichnete Muskelbasis, also werden wir einfach weiterarbeiten. Warum fangen Sie nicht schon mit dem anderen Arm an... Genau so... Machen Sie einfach das, was ich Ihnen beim letzten Mal gezeigt habe. So ist es perfekt. Ich kümmere mich derweil schon um Caseys Beine.«
    »Für wie realistisch halten Sie ihre Chance, je wieder gehen zu können?«
    »Nun, körperlich spricht nichts dagegen. Sie hat keine Rückenmarksverletzung erlitten, und ihre Brüche sind gut verheilt. Wenn wir ihre Muskeln weiter trainieren«, sagte er, schlug das
    Laken zurück und begann, Caseys Füße zu massieren, »sehe ich keinen Grund, warum sie, wenn ihr Gehirn anfängt, die richtigen Impulse zu senden, nicht irgendwann auch wieder ihre Arme und Beine bewegen können sollte.«
    »Aber dafür muss sie zuerst aufwachen.«
    »Zuerst muss sie aufwachen.«
    Ich bin wach, verdammt noch mal. Warum sendet mein Gehirn nicht die richtigen Impulse?
    »Das Gehirn der Patientin ist ordentlich durchgerüttelt worden«, erinnerte Casey sich an die uncharmante Diagnose von einem der Ärzte.
    Wie lange war das her? Wie viele Wochen? Wie viele Monate? Wie lange noch, bis ihr Gehirn sich wieder eingekriegt hatte? Blieb ihr noch genug Zeit? Los, komm, Gehirn, konzentriere dich. Fang an, die richtigen Signale auszusenden. Finger, drückt den Daumen meiner Schwester. Füße, tretet gegen Jeremys Hände. Macht was. Macht irgendwas.
    »Und wie lange machen Sie diese Arbeit schon?«, fragte Drew.
    »Noch nicht sehr lange«, antwortete Jeremy. »Etwas mehr als zwei Jahre.«
    »Und davor?«
    »War ich in der Armee.«
    »In der Armee?«
    »Eine lange, traurige Geschichte.« Er seufzte, als überlegte er, ob er sie erzählen sollte. »Ich habe als Therapeut gearbeitet. Meine Frau und ich haben uns abgemüht, genug Geld zum Leben zu verdienen. Ich hatte ein riesiges Studiendarlehen zurückzuzahlen. Die Armee hat mir angeboten, meine Schulden zu übernehmen, wenn ich mich freiwillig melde. Der Rekrutierungsoffizier sagte, ich würde im Inland stationiert werden und wohl kaum zu einem Auslandseinsatz abkommandiert werden, und selbst in diesem nicht zu erwartenden Fall würde ich einer Sanitätseinheit zugeteilt und höchstwahrscheinlich nicht in direkte Kampfhandlungen verwickelt werden. Ich war dumm genug, ihm zu glauben.«
    »Wohin hat man Sie geschickt?«
    »Afghanistan.«
    Drew holte vernehmlich Luft. »Und wie war es?«
    »Spaß stelle ich mir jedenfalls anders vor.«
    »Der Rekrutierungsoffizier

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