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Im Koma

Titel: Im Koma Kostenlos Bücher Online Lesen
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spürt....« Sie brach ab. »Sagte sie wie ein Junkie, der einen Schuss braucht«, fuhr sie fort und versuchte zu lachen.
    »Sind Sie das?«, fragte Jeremy, ließ Caseys Bein los und stellte seine Kaffeetasse auf den Nachttisch neben ihrem Bett.
    Gütiger Gott. Bist du das?
    »Also, ich hänge nicht an der Nadel, falls das die Frage war. Ich habe noch nie Heroin genommen. Nicht weil ich nicht versucht gewesen wäre, sondern weil ich eine Phobie vor Spritzen habe. Ich habe es einmal geschnupft, mit Kokain gemischt, aber davon musste ich mich übergeben, was ich beinahe genauso hasse wie Spritzen. Haben Sie schon mal Koks genommen?«
    »Ich hab es ein paarmal probiert«, sagte Jeremy. »Den Kick fand ich super, das Runterkommen schrecklich. Also habe ich beschlossen, dass es sich nicht lohnt.«
    »Ja, das habe ich auch schon ein paarmal beschlossen.« Drew lachte.
    »Was ist mit Ihrer Schwester?«, fragte Jeremy und wandte Casey wieder seine volle Aufmerksamkeit zu. Er winkelte ihr rechtes Bein am Knie an, streckte es wieder aus, winkelte es erneut an und so fort.
    »O nein. Casey würde nie Drogen nehmen. Niemals.« Nur weil ich Angst vor dem Kontrollverlust hatte.
    »Sie war immer total brav. Hat nie die Schule geschwänzt, sich nie betrunken, nie wahllos herumgeschlafen, immer das Richtige getan.«
    Nur weil ich schreckliche Angst davor hatte, es nicht zu tun.
    »Immer kontrolliert.«
    Irgendjemand in der Familie musste schließlich Verantwortung übernehmen. »Jetzt hat sie nichts mehr unter Kontrolle«, stellte Jeremy fest.
    »Nein, das hat sie nicht«, stimmte Drew ihm zu. »Wie gerecht ist das?« Sie drückte Caseys Hand. »Sie ist eine gute Tochter, perfekte Ehefrau und erfolgreiche Geschäftsfrau gewesen. Und was hat es ihr gebracht? Sie gehen zur Armee, um ein Studiendarlehen abzubezahlen, und müssen am Ende Menschen töten. Ich ziehe mir ein halbes Leben lang genug Drogen durch die Nase, um einen kleinen Elefanten umzuhauen, und sitze hier, relativ gesund und munter. Welchen Sinn ergibt das? Welchen Schluss sollen wir aus all dem ziehen, frage ich Sie.«
    Der Schluss ist, dass wir keine Kontrolle haben. Es gibt keine Garantien, und wir wissen nie, was im Leben geschehen wird, aber wir dürfen nicht aufgeben. So fehlbar wir auch sein mögen, wir können es nur immer wieder versuchen, wir müssen immer wieder die Hand zu unseren Mitmenschen ausstrecken...
    »O mein Gott!«, rief Drew.
    »Was ist los?«
    »Sie hat gerade meine Hand gedrückt.«
    »Was? Sind Sie sicher?«
    Wirklich? Ich habe deine Hand gedrückt?
    »Ich sag Ihnen, sie hat gerade meine Hand gedrückt«, wiederholte Drew aufgeregt. Casey spürte, wie Jeremy ihre Hand von Drew übernahm. »Ich spüre nichts«, sagte er nach einigen Sekunden.
    »Das habe ich mir nicht eingebildet«, beharrte Drew. »Ich schwöre, sie hat meine Hand gedrückt.«
    »Können Sie das noch mal machen, Casey?« Jeremy drückte ihre Finger, wie um es ihr zu demonstrieren.
    Ja, das kann ich. Jetzt. Ich drücke. Ich drücke.
    »Spüren Sie irgendwas?«, fragte Drew. »Ich bin mir nicht sicher.«
    Was sol] das heißen, Sie sind sich nicht sicher? Ich drücke Ihre Finger so fest, dass sie zu brechen drohen. Konzentrieren Sie sich, verdammt noch mal Ich drücke.
    »Komm, Casey. Du kannst es«, feuerte Drew sie an.
    »Was kann sie?«, fragte Patsy von der Tür.
    »Casey hat eben meine Hand gedrückt«, berichtete Drew.
    »Was?«
    »Können Sie das noch mal machen, Casey? Geht das?« Ich versuche es, verdammt noch mal Ich versuche es. »Nichts«, sagte er.
    »Wahrscheinlich haben Sie sich das nur eingebildet«, meinte Patsy. »Ich weiß, was ich gespürt habe«, entgegnete Drew.
    Patsy trat ans Bett und packte Caseys andere Hand. »Okay, Casey, wenn Sie mich verstehen, dann drücken Sie meine Hand.«
    Verdammt, ich würde sie brechen, wenn ich könnte. »Ich spüre nichts.«
    »Sie hat meine Hand gedrückt«, beharrte Drew. »Sie versteht uns.«
    »Selbst wenn sie Ihre Hand gedrückt hat«, sagte Jeremy, »muss das nicht bedeuten, dass sie auf etwas Bestimmtes reagiert hat.«
    »Was bedeutetes denn?«, fragte eine weitere Stimme.
    Warren hatte das Zimmer betreten, erkannte Casey mit einem bleiernen Gefühl in der Magengrube. Wie lange hatte er schon dort gestanden?
    »Es war höchstwahrscheinlich eine unwillkürliche Muskelzuckung«, erklärte Jeremy.
    »Aber es könnte auch mehr sein«, sagte Drew. »Es könnte bedeuten, dass Casey ihre Hände langsam wieder zu benutzen lernt.

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