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Im Kreis der Sünder - Kriminalroman aus dem Ruhrgebiet

Titel: Im Kreis der Sünder - Kriminalroman aus dem Ruhrgebiet Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Prolibris Verlag Rolf Wagner
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waren wir uns doch einig, oder?«
    »Aber das ist ein Notfall«, erklärte Sebastian Lauterbach. »Ich muss unbedingt mit dir reden.«
    »Und deshalb kommst du gleich hierher?« Doktor Liebermann war immer noch sichtlich aufgebracht, allein seine Sekretärin im Nebenraum hielt ihn offensichtlich davon ab, die Stimme weiter zu erheben.
    »Was hätte ich denn sonst tun sollen?«, fragte Lauterbach erregt. »Dich zu Hause aufzusuchen, wäre mit Sicherheit gefährlicher gewesen. Selbst telefonieren ist riskant.«
    »Riskant. Genau das trifft die Sache, die du soeben veranstaltest. Wenn einer von uns auffliegt, reicht das völlig.«
    »Ich bin einfach als Patient hier«, erklärte Sebastian Lauterbach mit aufkommendem Ärger in der Stimme. »Deshalb habe ich extra bis heute gewartet, obwohl es ja bereits am Samstag groß in der Zeitung stand. Wer sollte in mir schon etwas anderes sehen als einen Patienten? Was wir hier besprechen, dringt nicht nach außen. Zudem habe ich deiner Vorzimmerdame erzählt, ich wollte von dir behandelt werden.«
    »Pah, glaubst du etwa, meine Sekretärin ist doof? Frau Ruprecht weiß doch ganz genau, dass ich niemals einen Fremden zu mir hereingebeten hätte.«
    »Dann bin ich eben ein ehemaliger Patient, den du lange kennst. Privatpatient, wenn dir das lieber ist.« Sebastian Lauterbach ver suchte zu lachen, was ihm allerdings nicht einmal ansatzweise ge lang. »Jetzt streiten wir um diesen Mist, dabei steht uns die Scheiße quasi bis zum Hals.«
    »Wovon redest du?«, fragte Doktor Liebermann irritiert.
    »Hast du nicht den fetten Bericht in der Tageszeitung gelesen? Keine Nachrichten gehört?«
    »Was soll das?«
    »Der Tote vom Wambachsee«, erklärte Lauterbach mit leicht hys­ terischer Stimme. »Was glaubst du, wer sich dahinter verbirgt?«
    »Cornelius wohnt dort. Aber es kommen doch noch genug andere Personen als Opfer infrage?«
    »Eben nicht«, erwiderte Lauterbach erregt. »Bist du jemals bei ihm gewesen?«
    »Natürlich nicht«, antwortete Liebermann mit hoch gezogenen Augenbrauen. »Genauso wie es abgemacht war. Abgemacht, zu unserem Schutz. Wir sind einmal knapp davongekommen. Das reicht. Was jeder für sich macht, welches Risiko er eingehen will, ist seine Sache. Aber zwischen uns sollte es allenfalls heimliche Kontakte geben, wenn überhaupt. Offensichtlich hältst du es aber nicht für nötig, dich an die Abmachung zu halten.«
    »Als ob es in dieser Situation darum ginge! Begreif doch endlich! Cornelius ist tot. Er ist auf äußerst grausame Art und Weise ermordet worden.«
    »Und dass es Cornelius war, weißt du ganz genau?«
    »Ja, und jetzt fang nicht sofort wieder mit unseren Spielregeln an«, entgegnete Lauterbach mit hochrotem Kopf. »Cornelius hat mir einmal Bilder von seiner Villa gezeigt. Aus diesem Grund habe ich den Tatort wiedererkannt.«
    »Aber der Tatort war doch in den Medien gar nicht zu erkennen«, wandte Doktor Liebermann inzwischen ein wenig unsicher ein.
    »Ich hab mir eben Sorgen gemacht. Deshalb bin ich einfach hin, und da habe ich diese Absperrbänder von der Polizei gesehen.«
    »Wieso? Ich verstehe nicht.« Doktor Liebermanns Mimik veränderte sich. Von seiner anfänglichen Selbstherrlichkeit war nun kaum noch etwas zu spüren.
    »Cornelius und ich haben uns zweimal pro Monat auf einen Spaziergang getroffen«, erklärte Sebastian Lauterbach. »Selbstverständlich sehr diskret. Wir haben uns nicht einmal angerufen, haben immer direkt das nächste Treffen ausgemacht. Diesmal waren wir am Schwarzen Wasser in Wesel verabredet, aber ich habe umsonst auf ihn gewartet. Das ist vorher noch nie passiert. Sofern es ihm möglich gewesen wäre, hätte er in diesem speziellen Fall sicher versucht, mit mir Kontakt aufzunehmen.«
    In Doktor Liebermanns Gesichtszügen deutete sich plötzlich ein beginnender Wutanfall an.
    »Nun komm mir nicht wieder mit der Abmachung«, fuhr Sebastian Lauterbach augenblicklich fort. »Wir haben jetzt wirklich andere Probleme. Zudem solltest du mir dankbar sein.«
    »Das wird ja immer schöner«, polterte Liebermann.
    »Immerhin wüssten wir sonst noch nicht, dass Cornelius ermordet wurde. Auch nicht, dass wir auf der Hut sein müssen.«
    »Ausgerechnet du sagst das«, höhnte Doktor Liebermann. »Dabei lässt du selbst die wichtigsten Regeln zu unserer Sicherheit außer Acht.«
    »Der Mörder würde sich bestimmt freuen, uns in dieser trauten Einigkeit zu sehen«, erwiderte Sebastian Lauterbach voller Ironie.
    Liebermann schwieg.

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