Im Kreis der Sünder - Kriminalroman aus dem Ruhrgebiet
Schlussfolgerungen«, schnaufte Pielkötter. »Womöglich will Juliane Berger uns genau das glauben lassen, um von sich abzulenken. Ich finde die Dame ganz schön clever. Sicherlich hat sie sich längst ausgerechnet, dass sie bisher unsere einzige Verdächtige ist.«
»Also halten Sie die Berger für die Mörderin?«, fragte Barnowski sichtlich erstaunt.
»Leider nein. Trotzdem dürfen wir sie deshalb als potenzielle Täterin natürlich nicht aus den Augen verlieren.«
Dienstag, 17. Mai 23:00 Uhr
Bestens gelaunt betrat Sebastian Lauterbach sein Haus am Rande des Baerler Buschs. Das gemeinsame Essen im Fischrestaurant Walsumer Hof war in jeder Hinsicht ein voller Erfolg gewesen. Die Forelle hatte ausgezeichnet geschmeckt, und das erste Gespräch mit Patrick seit etlichen Jahren hatte ihm den einzigen Sohn wieder nähergebracht. Endlich hatten sie sich einmal von Mann zu Mann unterhalten, und in ihm war die Hoffnung genährt, Patrick könnte inzwischen den Grund für die Scheidung seiner Eltern verstanden haben.
Darauf einen guten alten schottischen Whisky, dachte Sebastian beschwingt von der Idee, Patrick in zwei Wochen erneut zu treffen. Warum nur hatte der Junge gemeinsame Unternehmungen so lange abgelehnt? Sebastian schmunzelte, Patrick war für ihn im mer noch der Junge, dabei war er seit fünf Jahren volljährig. Ge nüss lich ließ er den in edlen Fässern gereiften Whisky seine Kehle hinun terbrennen. Eine Sorge hatte sich endlich in Wohlgefallen aufgelöst.
Leider drängte sich unwillkürlich ein kaum minder großes Problem gedanklich in den Vordergrund. Warum kommt mir der Mord an Cornelius ausgerechnet jetzt in den Sinn, fragte er sich wütend. Heute Abend soll nichts meine Stimmung trüben. Der fromme Wunsch war jedoch weit entfernt von der Wirklichkeit. Automatisch kehrten seine Gedanken immer wieder zu der grausamen Ermordung seines alten Weggefährten zurück.
Wer hatte Cornelius das angetan und vor allem, warum? Die Zeitungen hatten sich nicht näher über die Todesumstände ausgelassen, aber bereits das wenige, was er darüber gelesen hatte, erschreckte ihn. Demnach ging die Polizei nicht von einem Raubmord aus. Genau diese Feststellung jedoch hätte ihn unendlich beruhigt. Solange das Motiv im Dunkeln lag, war höchste Vorsicht angesagt. Selbst Ernst-Theodor hatte das schließlich einsehen müssen. Leider hatte das Gespräch mit dem Herrn Chefarzt seine Erwartungen kaum erfüllt. Dabei wusste Sebastian nicht einmal, was er konkret von diesem Treffen erhofft hatte. Vielleicht , sich gemeinsam dem Problem zu stellen? In Erinnerung an die Ereignisse der Vergangenheit. Aber die hätte Ernst-Theodor wohl am liebsten radikal aus seinem Lebenslauf herausgestrichen.
Ohne darüber nachzudenken, hatte sich Sebastian Lauterbach einen zweiten Whisky eingeschenkt, vielleicht gegen die Angst? Verärgert über sich selbst und seine Hilflosigkeit, stürzte er den Drink hinunter. Der zweite schmeckte allerdings keinesfalls so gut wie der erste. Nach einigen Minuten jedoch ließ die Anspannung nach. Angst hatte doch auch einen positiven Effekt. Gleich morgen würde er weitere Vorsorge treffen. Bisher hatte ihm Benny, der wachsame Boxer, als Schutz vor ungebetenen Gästen immer ausgereicht. Aber nun würde er das ganze Haus verriegeln und mit der neusten Alarmanlage versehen lassen.
Wieder etwas mit sich und der Welt versöhnt, schwankte Sebastian Lauterbach zur Terrassentür und öffnete sie, nachdem er die Rollos hochgezogen hatte.
»Benny«, rief er in die dunkle Nacht hinaus. »Benny, hierher. Zu Herrchen.« Eigentlich hatte er den Hund direkt vor der Tür erwartet. Aber er hatte sich ja auch nicht gemeldet, als er vorhin vorn hereingekommen war, wunderte er sich nun. Sonst begrüßte er ihn immer mit einem freudigen Winseln. Sein Blick fiel auf den Fressnapf neben der Tür. Er hatte ihn vor der Verabredung mit Patrick hinausgestellt, nun war er leer. Von Benny jedoch fehlte jede Spur. Sebastian rief mehrmals vergeblich nach seinem Boxerrüden, dann schloss er die Tür.
Anscheinend ist die Hündin vom Nachbarn immer noch läufig, ging es ihm durch den Kopf. Es war wirklich an der Zeit, sich in puncto Sicherheit nicht allein auf Benny zu verlassen. Wie schnell kamen Einbrecher hier ins Haus? Ein kleines Loch mit dem Glasschneider und einfach den Hebel rum. Zum Glück hatte er die schweren Holzrollos heruntergelassen, bevor er zu dem Treffen mit seinem Sohn aufgebrochen war. Zumindest die im
Weitere Kostenlose Bücher