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Im Kreis der Sünder - Kriminalroman aus dem Ruhrgebiet

Titel: Im Kreis der Sünder - Kriminalroman aus dem Ruhrgebiet Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Prolibris Verlag Rolf Wagner
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Offensichtlich hatte der Doktor endlich begriffen. »Du meinst, der Täter hat es nicht nur auf Cornelius abgesehen?«
    »Genau diese Frage stelle ich mir pausenlos«, antwortete Lauterbach und zog eine Packung Zigaretten aus der Hosentasche. »Offen gestanden weiß ich darauf immer noch keine Antwort. Bin nur sicher, dass Cornelius in letzter Zeit übervorsichtig war. Zuerst hat er alle belastenden Dateien auf seinem Computer gelöscht. Aber das ging ihm schließlich nicht weit genug. Als wir uns das nächste Mal getroffen haben, hatte er sogar einen neuen Computer gekauft, zwei Festplatten neu formatiert, die alten mit einem Hammer traktiert. Vielleicht sollten wir das ebenfalls in Erwägung ziehen. Auf jeden Fall kann es nicht schaden, wachsam zu sein.« Lauterbachs Feuerzeug klickte.
    »Nicht hier«, wandte Doktor Liebermann ein.
    »Komm schon, das ist schließlich ein Notfall.« Lauterbach blies den Zigarettenrauch stoßweise aus seinem leicht geöffneten Mund. Liebermann wagte nicht noch einmal zu widersprechen.
    »Hat Cornelius dir einen Grund für die Besorgnis genannt?«
    »Nichts Konkretes.«
    »Was sollen wir deiner Meinung nach gegen die Gefahr unternehmen?«, fragte Liebermann, wobei er das »wir« besonders betonte.
    »Zumindest kann es nicht schaden, die Augen ein wenig offen zu halten.«
    »Und was ist mit Hartmut?«
    »Wie es aussieht, macht der die Augen sowieso bald für immer zu.«
    Liebermanns Gesichtsfarbe wurde um eine weitere Nuance blasser.
    »Allerdings auf ganz natürliche Art, …«
    »Woher weißt du das?«, unterbrach Doktor Liebermann ihn erregt. »Hast du etwa auch zu ihm Kontakt unterhalten?«
    Die Ergänzung »entgegen der Abmachung« stand förmlich auf seiner hohen, mit unzähligen Schweißperlen überzogenen Stirn.
    »Cornelius hat es mir kurz vor seinem Tod erzählt. Woher er von dem Zustand unseres alten Kumpans wusste, hat er allerdings nicht durchblicken lassen.«
    »Vielleicht werde ich dir wirklich eines Tages für diesen Besuch d ankbar sein«, erklärte Doktor Liebermann mit versteinerter Miene. »Trotzdem verschwindest du jetzt besser. Zudem dürfen wir uns nie wieder sehen.«
    Sebastian Lauterbach nickte. Nachdenklich drückte er seine Zigarette in dem übergroßen Mörser aus, der neben dem Schädel auf Liebermanns Schreibtisch stand. Dann eilte er ohne ein weiteres Wort hinaus.

Dienstag, 17. Mai  8:30 Uhr

    Missmutig starrte Pielkötter zu Barnowski hinüber, der vor sei nem Schreibtisch saß. »Ich hoffe, Sie haben mir etwas anzubieten«, sagte er, während der Kugelschreiber in seiner Hand ein Blatt Papier malträtierte. »Jetzt sitzt uns nämlich auch noch die Presse im Nacken. Seit die den Mord an Hamacher am Wochenende ganz groß in der Zeitung hatten, gibt es für die anscheinend kein Halten mehr.«
    »Muss Sie leider enttäuschen«, erwiderte Barnowski. »Bei diesem Typen vom Reisebüro hat sich nichts Neues ergeben. Langsam glaube ich, das Opfer hat nur von Luft und Liebe gelebt.« Plötzlich lachte er laut auf.
    Pielkötters Miene dagegen wirkte irritiert.
    »Wieder mal so’n Freudscher«, erklärte Barnowski. »Ich meinte natürlich Luft und Arbeit. Na ja, kein Wunder, dass man sich da verspricht. Der Cornelius muss echt seltsam gewesen sein, so’n richtiger Heiliger. Keine Freunde, keine Frauen, keine Feinde. Abgesehen von dem Mörder natürlich. Und möglicherweise einem Transistorradio.«
    Pielkötters Miene verdunkelte sich.
    »Das mit dem Radio stammt nicht von mir«, schaltete Barnowski auf Verteidigung, weil er heute ausnahmsweise nicht die geringste Lust auf Angriff verspürte. »Das hat der Sturmbach ins Spiel gebracht. Hat angedeutet, der Hamacher wäre vielleicht ein Fetischist.«
    »Und wie kommt der darauf?«
    »Der hat vor Kurzem so eine Sendung über Fetischisten gesehen, und da ist ihm sofort der Hamacher eingefallen.«
    »Unsinn«, schnaufte Pielkötter. »Wir geben nichts auf die Diagnose solcher selbsternannten Therapeuten.«
    »Immerhin deckt sich das gut mit den Angaben, die seine Se kretärin über ihn in Bezug auf Beziehungen gemacht hat«, konterte Barnowski, bereit, notfalls doch zum Angriff überzugehen.
    »Trotzdem halte ich diese Theorie für sehr weit hergeholt. Was soll denn das für ein Fetisch gewesen sein? Hätte uns in seinem Haus doch etwas auffallen müssen.«
    »Ansonsten hat sich bei der Vernehmung von Sturmbach eben nichts Brauchbares ergeben.«
    »Hamachers Kunden, mit denen ich bisher gesprochen habe, konnten mir

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