Im Kreis der Sünder - Kriminalroman aus dem Ruhrgebiet
auch keinen Anhaltspunkt liefern«, erwiderte Pielkötter ernst. »Zudem kommen wir bezüglich der Tatwaffe keinen Schritt voran. Nach wie vor bleibt seine Sekretärin Juliane Berger die einzig mögliche Verdächtige. Aber das überzeugt mich gar nicht.«
»Und die Spurensicherung?«
»Ich bin den Bericht nicht nur einmal durchgegangen, aber der gibt einfach nichts her. Sieht so aus, als hätte Hamacher seinen Mörder selbst ins Haus gelassen. Abgesehen von den fehlenden Einbruchspuren spricht natürlich dafür, dass die Tat direkt in der Diele geschah. Anscheinend ist der Täter auch nur bis dort gekom men.«
»Sofern wir keine Hilfe von unerwarteter Seite bekommen, se hen Sie also schwarz.«
Ohne darauf zu antworten, blätterte Pielkötter in einem Stapel Unterlagen auf seinem Schreibtisch herum und reichte Barnowski den Bericht vom Erkennungsdienst. »Hier. Kann nicht schaden, wenn Sie den auch noch einmal durchgehen.«
Während Barnowski kaum merklich das Gesicht verzog, klingelte das Telefon. »Kriminalhauptkommissar Pielkötter, Kommissariat Duisburg.«
Geistesgegenwärtig stellte Pielkötter den Apparat auf »laut«, so dass Barnowski mithören konnte.
»Wir sind dankbar für jede Information, Frau Berger.«
»Was mir eingefallen ist, liegt allerdings eine ganze Weile zurück.«
»Alles könnte wichtig sein«, erwiderte Pielkötter, um Hamachers Sekretärin zu ermutigen.
»Hat wahrscheinlich nichts zu bedeuten, aber seltsam war das schon. Herr Hamacher hat mir ja in allem völlig vertraut. Ich hatte einen Schlüssel für sein Büro, ebenso für alle Schränke. Und dann hat er plötzlich doch etwas vor mir verborgen.«
»Worum hat er denn ein Geheimnis gemacht?«
»Wie gesagt, die Begebenheit ist eine Weile her, vielleicht sogar zwei oder gar drei Jahre«, erwiderte sie. »An besagtem Tag bin ich ohne anzuklopfen in sein Büro gestürmt. Das mache ich eigentlich nicht, aber die Post eilte. Kurz zuvor sind wir einen Vertrag zusammen durchgegangen. Der musste unbedingt noch raus. Als ich den in den Umschlag stecken wollte, habe ich plötzlich festgestellt, dass an einer Stelle Hamachers Unterschrift fehlte. Und da bin ich ohne große Umstände wieder zu ihm rein. Das Gesicht meines Chefs hätten Sie sehen sollen.«
Plötzlich verstummte sie, und Pielkötter befürchtete schon, sie würde einen Rückzieher machen. Wenige Sekunden später fuhr sie jedoch fort.
»Ich kann nicht einmal genau sagen, ob seine Miene eher ärgerlich oder eher erschrocken wirkte. Vielleicht drückte sie auch ein ganz anderes Gefühl aus. Jedenfalls habe ich mich nicht davon abschrecken lassen und bin schnurstracks zu seinem Schreibtisch hin. Schließlich musste die Post unbedingt raus. Das war wirklich auf den letzten Drücker. Deshalb konnte ich mir Gedanken um seine Reaktion nicht leisten. Als ich fast neben ihm stand, hat er blitzschnell seinen PC ausgeschaltet. Einfach ausgeschaltet, ohne ihn korrekt herunterzufahren.«
»Ich nehme an, das war sonst nicht seine Art.«
»Auf keinen Fall. Zudem hat seine Hand dabei unglaublich ge zittert. Sie hat so stark gezittert, dass er kaum in der Lage war zu unterschreiben. Danach hat er mich wütend angesehen, aber kein Wort ist über seine Lippen gekommen. Als ich von der Post zurückgekommen bin, hat er so getan, als sei nichts geschehen.«
»Haben Sie denn einen kurzen Blick auf den Bildschirm werfen können?«, fragte Pielkötter neugierig.
»Nein, ich hatte auch wirklich andere Probleme in dem Moment. Nur im Nachhinein habe ich mich dann doch gewundert. Er hat nie vorher etwas vor mir verborgen, und übrigens auch nachher nicht mehr … jedenfalls nicht, dass ich es bemerkt hätte.«
»Unsere Spezialisten werden den Computer untersuchen. Dabei finden wir sogar gelöschte Dateien.«
»Aber Herr Hamacher hat inzwischen einen anderen PC«, erwiderte Juliane Berger.
Pielkötter stutzte. »Was ist denn mit dem alten Rechner passiert?«
»Tut mir leid. Das weiß ich wirklich nicht.«
»Trotzdem vielen Dank für Ihren Anruf«, verabschiedete er sich, nachdem er die neuen Informationen im Hinterkopf mit einem Dringlichkeitsvermerk versehen hatte. »Falls Ihnen noch etwas einfällt, melden Sie sich bitte. Ansonsten kommen Sie wie vereinbart für das Protokoll ins Präsidium.«
»Was meinen Sie dazu?«, fragte Pielkötter, als er das Telefonat beendet hatte.
»Vielleicht hatte Hamacher ja doch Dreck am Stecken?«, erwiderte Barnowski nachdenklich.
»Keine voreiligen
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