Im Kreis der Sünder - Kriminalroman aus dem Ruhrgebiet
Garderobenhaken neben der Tür, dann stürmte er aus dem Büro.
»So ein Mist«, schimpfte Pielkötter, während er unerlaubt schnell durch eine Wohnstraße fuhr. Da rotierten seine Gedanken, weil er mit dem Mord an Cornelius Hamacher keinen Schritt weiterkam, und jetzt passierte ein zweiter Mord. Schließlich konnte er sich nicht um alles kümmern. Und einen Fall an Barnowski abzugeben, kam überhaupt nicht infrage. Dem Burschen wollte er immer genau auf die Finger sehen. Weiterhin in zu hohem Tempo raste der Dienstwagen an etlichen schmucken Villen vorbei, doch dafür hatte Pielkötter in dieser Situation keinen Blick. Nachdem er in der Dreißiger Zone erneut abgebogen war, sah er den Wagen vom Erkennungsdienst sowie zwei Streifenwagen, jedoch keine Spur von der Rechtsmedizin.
Als Pielkötter ausstieg, brauste von hinten ein Fahrzeug heran.
»Wenn Sie weiter diesen Fahrstil pflegen, liegen bald noch mehr Leute auf Ihrem Tisch«, begrüßte er Karl-Heinz Tiefenbach.
»Ja, ich kann verstehen, dass Sie mies drauf sind«, erwiderte der Rechtsmediziner halb amüsiert. »Aber, schauen wir uns den Toten erst einmal an. Vielleicht hebt das Ihre Laune.«
Pielkötter nickte. Anscheinend trifft es im Moment eher die gut Betuchten, dachte er, während sie gemeinsam auf die Villa mit spitzer Giebelfront zur Straßenseite zuliefen. Über dem Eingang befand sich ein großer Balkon. Sah hübsch aus, war aber wahrscheinlich Verschwendung. Mit Sicherheit besaß das Haus an der Rückseite einen riesigen Garten mit Terrasse, gegebenenfalls sogar einen zweiten Balkon mit Blick auf den Baerler Busch. Soviel Pielkötter auf dem Navi gesehen hatte, existierte hinter dem Haus keine Straße, sondern nur Wald.
»Der Tote liegt oben«, empfing sie ein Polizist in Uniform an der Tür.
»Wen hat es diesmal erwischt?«, fragte Karl-Heinz Tiefenbach mit sonorer Stimme.
»Sebastian Lauterbach, sollte es sich bei dem Opfer tatsächlich um den Hausherrn handeln.«
Eilig liefen sie durch eine elegant eingerichtete, annähernd quadratische Diele, von der im hinteren Bereich eine Wendeltreppe in die erste Etage führte.
»Edles Holz«, bemerkte Tiefenbach mit Blick auf die Stufen. »Wer auch immer die ausgesucht hat, hatte Geschmack.« Pielkötter mühte sich derweil ab, mit dem Rechtsmediziner Schritt zu halten.
Oben empfing sie ein weiterer Streifenpolizist und deutete in einen Raum zur Gartenseite, dessen Tür halb offen stand. Offensichtlich handelte es sich um ein Schlafzimmer, Jochen Drenck von der Spurensicherung hatte hier seine Arbeit bereits aufgenommen. Als Pielkötter die Leiche erblickte, stutzte er. Das Blut, besonders im Bauchbereich, erinnerte ihn sofort an den letzten Mord. Zumindest sah es auf den ersten Blick so aus, als sei auch die ses Opfer durch einen Stich in den Leib getötet worden. Nur hatte es diesmal zusätzlich die Hand erwischt. Ehe Pielkötter sich mit diesem Befund weiter beschäftigen konnte, trat Drenck auf ihn zu.
»Sehen Sie mal, der Täter ist eindeutig über den Balkon ins Haus gekommen«, erklärte der Mann vom Erkennungsdienst. »Mit einem Glasschneider hat er ein Stück aus der Balkontür herausgeschnitten. Wie er hinaufgekommen ist, wissen wir auch: Mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit hat er ein Seil oder eine Strickleiter benutzt. Kommen Sie bitte mit hinaus.«
Neugierig folgte Pielkötter Jochen Drenck, obwohl er Tiefenbach jetzt ungern mit der Leiche allein ließ. Aber schließlich lief das Opfer ihm nicht weg.
»Genau hier«, bemerkte Drenck und zeigte mit seiner behandschuhten Rechten auf den unteren Teil eines schwarz gestrichenen Gitterstabes. »Schauen Sie, hier ist die Farbe ganz frisch abgeschabt. Wahrscheinlich von einem Haken, an dem das Seil oder die Leiter befestigt war.«
»Haben Sie weitere Spuren gefunden?«
»Bisher nicht viel.«
Pielkötter nickte nur, wandte sich um und ging zurück Richtung Schlafzimmer.
»Halt«, schrie Drenck hinter ihm her. »Ich bin noch nicht fertig. Eigentlich wollte ich sagen, dass wir nichts gefunden haben, bis auf diesen Faden.« Dabei hielt er Pielkötter einen der üblichen durchsichtigen Plastikbeutel hin, der mögliche Beweisstücke sicher stellte. Pielkötter nahm den Beutel in die Hand und betrach tete intensiv den Inhalt. Der recht dicke Faden war tiefschwarz und gut zehn Zentimeter lang. »Wo genau haben Sie den gefunden?«
»Der lag unten an dem Gitterstab mit der abgeschabten Farbe.«
»Immerhin etwas«, brummte
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