Im Kreis der Sünder - Kriminalroman aus dem Ruhrgebiet
Pielkötter. Jetzt blieb nur zu hoffen, dass es sich dabei nicht um einen Allerweltszwirn handelte. Im optimalen Fall war der Faden mit Hautpartikeln behaftet, die für einen DNA-Test reichten.
»Neben dem Toten haben wir ein Rasiermesser entdeckt«, fuhr Drenck fort. »Aber wahrscheinlich stammt das eher vom Opfer. Unser Polizeifotograf hat das zwar schon alles aufgenommen, aber wir haben das Messer liegen gelassen. Sie machen sich ja ger ne erst einmal selbst ein Bild.«
»Ja, danke«, erwiderte Pielkötter.
Als er wieder das Schlafzimmer betrat, schaute Tiefenbach von der Leiche hoch und blickte ihm vielsagend entgegen. »Für zwei Pils im Köpi biete ich Ihnen äußerst interessante Fakten«, erklärte der Rechtsmediziner mit einem breiten Grinsen im Gesicht.
»Wenn mir das bei den Ermittlungen weiterhilft, sind mir diese Fakten auch drei Bier wert«, entgegnete Pielkötter, angesichts des Toten nicht gerade begeistert von diesem Spielchen, auch wenn er Tiefenbach ebenso mochte wie die Atmosphäre im Köpi.
»Sieht beinah hundertprozentig nach demselben Täter aus. Die Wunde ähnelt der Verletzung des letzten Opfers, was auf dieselbe Waffe schließen lässt. Selbst die Einstichstellen liegen nicht weit voneinander entfernt.« Tiefenbach machte eine bedeutungsvolle Pause, was Pielkötter sichtlich missfiel. »Aber das Beste kommt jetzt erst«, fuhr der Rechtsmediziner fort, bevor sich Pielkötter kaum noch mit einem negativen Kommentar zurückhalten konnte. »Unser Mann hier besitzt die gleiche kreisrunde Narbe etwa an der gleichen Stelle wie Cornelius Hamacher. Mit den gleichen stümperhaft tätowierten Buchstaben in der Mitte. Bei so viel Übereinstimmung fallen auch die vier fehlenden Finger nicht mehr ins Gewicht.«
»Das gibt’s doch gar nicht«, entfuhr es Pielkötter. »Bei dem Mord an Hamacher hätte ich nie auf einen Serientäter getippt. Schließlich kommt so etwas eher selten vor. Und dann auch noch in Duisburg.«
»Trotzdem sprechen die Fakten eindeutig gegen alle Wahrscheinlichkeit«, erklärte Karl-Heinz Tiefenbach. »Sehen Sie selbst.«
»C-S-H«, buchstabierte Pielkötter, als er einen Blick auf den Narbenkreis warf. »Jetzt wissen wir wohl auch, wer mit dem S gemeint ist. Aber wer zum Kuckuck ist H? Hoffe nur, ich finde ihn, ehe ich ihn mir als Leiche ansehen muss.«
»Wieso S?«
»Bei der Meldung hieß es jedenfalls, bei dem Toten handle es sich wahrscheinlich um Sebastian Lauterbach.«
»Ach ja, das erwähnten Sie bereits«, erklärte Tiefenbach, während er ein Thermometer aus seiner Tasche zog. »Übrigens war das Opfer wohl etwa so alt wie der Hamacher. Da seine Identität jedoch bekannt zu sein scheint, können Sie das ja schnell klären.«
»Würde mich nicht wundern, wenn die Narbe aus der gleichen Zeit stammt. Aber wie sieht es mit der Todeszeit aus?«
»Einen Moment Geduld noch.« Während der Rechtsmediziner die Temperatur der Leiche maß, schaute Pielkötter diskret zur Seite.
»Nach der ersten Untersuchung hier würde ich sagen, der Mord ist etwa zwölf Stunden her«, antwortete Tiefenbach nach einigen Minuten. »Plus/minus mindestens zwei, versteht sich.«
»Also grob gerechnet gestern Abend, wahrscheinlich recht spät«, entgegnete Pielkötter und kratzte sich am Kinn.
»Ja, grob gerechnet«, bestätigte Tiefenbach. »Sicher kann ich nach der Obduktion Genaueres sagen.«
»Bevor diese Ergebnisse vorliegen, erkundige ich mich erst einmal, wer Sebastian Lauterbach gefunden hat.« Mit diesen Worten suchte Pielkötter den uniformierten Polizisten auf, der noch immer wie angewurzelt auf der ersten Etage in der Diele stand.
»Seine Nachbarin, Frau Gisela Gertenbrink, hat uns informiert«, antwortete er, ehe Pielkötter ihn fragen konnte. Wahrscheinlich hat der unsere Unterhaltung mitbekommen, dachte Pielkötter.
»Die wartet übrigens nebenan. Vermutet wohl, dass Sie sie sprechen wollen.«
»Hat sie wahrscheinlich so im Fernsehen gesehen. Dann werde ich die gute Frau mal nicht enttäuschen«, erklärte Pielkötter, während er die Stufen ins Erdgeschoss hinunterstieg. Unten lief ihm Jochen Drenck wieder über den Weg. »Wie zu erwarten war, haben wir auf dieser Etage keinerlei Spuren gefunden«, erklärte er. »Als Täter hätte ich mich natürlich genauso verhalten. Je weniger Räume ich betrete, desto weniger Spuren muss ich verwischen.«
»Drenck, du alten Stratege, an dir iss on echten Verbrecher verloren gegangen«, witzelte ein Mitarbeiter vom Erkennungsdienst,
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