Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Im Kreis der Sünder - Kriminalroman aus dem Ruhrgebiet

Titel: Im Kreis der Sünder - Kriminalroman aus dem Ruhrgebiet Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Prolibris Verlag Rolf Wagner
Vom Netzwerk:
dieser Überwachungsscheiß?«
    Oh, das hat wohl gesessen, urteilte Pielkötter, zumindest konn te er sich kaum vorstellen, dass der gute Doktor sich unter normalen Umständen zu einer Fäkalsprache hinreißen ließ. »Ich verstehe Ihre Aufregung nicht«, erklärte er laut. »Das ist doch nur ein Angebot zu Ihrem Schutz.«
    »Das ich dankend ablehne.«
    »Dabei hatte ich ja nur an eine kurze Zeitspanne gedacht. Schauen Sie, Ihre beiden ehemaligen Kameraden sind innerhalb von acht Tagen ermordet worden. Sollten Sie ebenfalls auf der Liste des Mörders stehen, wird er voraussichtlich sehr schnell zuschlagen. Vielleicht schon am nächsten Dienstag.«
    »Dann passe ich an diesem Tag eben besonders auf«, erwiderte Doktor Liebermann ärgerlich. »Jedenfalls lehne ich es ab, dass Sie hier im oder an meinem Haus eine Überwachungsaktion starten. Als freier Bürger bestehe ich darauf, dass Sie meine Privatsphäre respektieren.«
    »Wir werden natürlich nichts gegen Ihren ausdrücklichen Willen unternehmen«, entgegnete Pielkötter, während ihm Kommissar Barnowski einen vielsagenden Blick zuwarf.
    »Obwohl Sie uns damit vielleicht die Chance nehmen, den Täter dingfest zu machen.«
    »Was sollte er von mir wollen? Ich habe nichts getan, wofür er sich rächen könnte.«
    »Rächen«, wiederholte Pielkötter und ließ das Wort dabei förmlich auf seiner Zunge zergehen. »Interessant. Sie haben also schon eine Theorie, welches Motiv Ihren potenziellen Mörder antreiben könnte. Vielleicht haben Sie auch eine konkrete Vorstellung davon, wer Ihre Kameraden umgebracht hat?«
    Liebermann wirkte kurz wie ein dummer Schuljunge, der seine Hausaufgaben nicht gemacht hatte. »Keine Ahnung«, erklärte er unsicher. »Aber dafür ist eines für mich ganz offensichtlich: Sie haben sich fälschlicherweise in diese Theorie von den vier Freunden verrannt. Ich habe ewig nichts mehr mit denen zu tun. Wer weiß, vielleicht haben die beiden Opfer in der Zwischenzeit etwas zusammen ausgeheckt. Ich jedenfalls gehörte nicht dazu. Und deshalb muss ich Sie bitten, meine Zeit jetzt nicht länger in Anspruch zu nehmen. Ich habe noch einen wichtigen Termin.«
    »Eine Minute noch. Wissen Sie etwas über Missbrauchsfälle im Internat Babelsberg?«
    »Wie kommen Sie darauf?« Die Reaktion kam schnell, zu schnell, fand Pielkötter. Als ob er mit der Frage gerechnet hätte.
    »Mögen Sie mir keine klare Antwort geben?«
    »Nein, davon weiß ich nichts. Auch wenn dieses Thema jetzt in den Medien hochgekocht wird.«
    Pielkötter sah Doktor Liebermann ein letztes Mal durchdringend an, dann erhob sich so langsam, als warte er noch auf eine weitere Reaktion des Arztes.
    »Wir haben Sie gewarnt«, erklärte Barnowski und stand ebenfalls auf.
    Nachdem sie das Haus verlassen hatten, nahm Pielkötter eine Bewegung hinter einer Gardine im Erdgeschoss war.
    »Der Wagen gehört bestimmt Liebermann«, sagte er und deutete auf einen schwarzen Mercedes. »Beeilen wir uns. Wenn mich nicht alles täuscht, stürmt der aus dem Haus, sobald wir außer Sichtweite sind. Am besten wenden Sie und fahren bis zur nächs­ten Kreuzung. An der Metzendorfstraße lauern wir ihm auf.«

    »Kleine Verfolgungsjagd gefällig?«, grinste Barnowski, während er den Zündschlüssel herumdrehte. »Wie im echten Tatort?« Kurz vor der Kreuzung hielt er noch einmal an, schaltete aber sicherheitshalber den Motor nicht aus. Kaum eine Minute später fuhr der schwarze Mercedes tatsächlich mit unangemessener Geschwindigkeit an ihnen vorbei.
    »Haben Sie das eigentlich geahnt?«, fragte Barnowski und gab Gas. »Oder warum waren Sie so scharf darauf, dass der uns nicht in den Wagen steigen sieht?«
    »Man sollte für alle Fälle gerüstet sein, das sollten Sie längst gelernt haben«, entgegnete Pielkötter, während sein Mitarbeiter Liebermanns Wagen in gebührendem Abstand folgte. »Schaut ganz danach aus, als ob der zu seinem Arbeitsplatz fährt. Dabei hätte ich schwören können, der hat was anderes vor.«
    Tatsächlich bog Liebermann soeben auf die Hufelandstraße, an der das Uniklinikum lag. Barnowski erreichte die Kreuzung, als die Ampel auf Rot sprang, fuhr aber schnell noch nach rechts, hinter Liebermann hinterher. Unwillig schüttelte Pielkötter den Kopf, sagte jedoch nichts. Möglicherweise hätte er an Barnowskis Stelle genauso gehandelt. Inzwischen hatte sich ein weiteres Fahrzeug zwischen Liebermann und den Dienstwagen gedrängt, was die Verfolgung nicht gerade vereinfachte, aber

Weitere Kostenlose Bücher