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Im Kreis der Sünder - Kriminalroman aus dem Ruhrgebiet

Titel: Im Kreis der Sünder - Kriminalroman aus dem Ruhrgebiet Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Prolibris Verlag Rolf Wagner
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Jahre ist das her. Das Internat Babelsberg hatte zu einem Treffen der Ehemaligen eingeladen.«
    »Und da haben Sie sich plötzlich im Taunus zum ersten Mal nach der Schulzeit wiedergesehen«, entgegnete Pielkötter voll Ironie. »Und das, obwohl Sie hier alle schön in unmittelbarer Nachbarschaft wohnen. Bei dem Treffen haben Sie doch bestimmt noch einmal die Adressen ausgetauscht, um sich danach gänzlich aus den Augen zu verlieren.«
    »Soll vorkommen, dass man sich auseinanderlebt«, erwiderte Liebermann weiterhin souverän. »Manchmal hat man sich nach so langer Zeit einfach nichts mehr zu sagen.«
    »Zugegebenermaßen kommt das vor. Trotzdem erstaunlich, dass das gleich für alle drei Ihrer alten Schulkameraden galt.«
    »Sie müssen schon mir überlassen, mit wem ich befreundet sein möchte.« Inzwischen klang seine Stimme aufgebracht. Anscheinend hatten sie ihn doch aus der Reserve gelockt und es wurde langsam Zeit für die entscheidende Frage.
    »Wo waren Sie am zehnten beziehungsweise am siebzehnten Mai. Jeweils ab zwanzig Uhr abends?«
    »Halten Sie mich jetzt etwa für den Mörder? Pah, dass ich nicht lache. Da suchen Sie wirklich an der falschen Stelle.«
    »Reine Routinefrage«, erklärte Barnowski. »Für uns ist erst einmal jeder verdächtig. Zudem kommen Sie natürlich ebenso als weiteres Opfer in Betracht.«
    »Was meine Position auch nicht gerade verbessern dürfte.«
    »Also, wo waren Sie zur fraglichen Zeit?«, schaltete sich Pielkötter wieder ein. »Bei den besagten Tagen handelt es sich jeweils um einen Dienstag, falls Ihnen das beim Nachdenken hilft.«
    »Auswendig weiß ich das nicht. Ich müsste in meinem Kalender nachsehen.«
    »Tun Sie das«, entgegnete Barnowski im Befehlston, der in gewisser Weise an das Verhalten seines Vorgesetzten erinnerte. Missmutig kramte Liebermann in seiner obersten Schreibtisch schublade herum, während sich Pielkötter fragte, was dieses Theater sollte. Das ganze Arbeitszimmer inklusive Schreibtisch auflage signalisierte penible Ordnung. Daher war es kaum an­zunehmen, dass es in der Schublade anders aussah.
    »Tut mir leid«, erklärte Doktor Liebermann, »ich kann mein Notizbuch so schnell nicht finden.«
    »Vielleicht haben Sie es zwischen die Bücher gestellt, damit man Sie nicht versehentlich für einen Ordnungsfetischisten hält«, hätte Pielkötter am liebsten erwidert, aber diesen Spruch behielt er besser für sich.
    »Dienstage waren das, sagten Sie? Diese Woche und letzte Woche? Also, diesen Dienstag war ich abends in der Klinik. Ja, sicher, habe dort ein Gutachten angefertigt und Berichte geschrieben. Und am zehnten Mai war ich wahrscheinlich hier im Haus.«
    »Kann jemand Ihre Angaben bestätigen?«
    »Ich glaube, Schwester Ludmilla hat mich aus meinem Büro kommen sehen. Also, nachdem ich meine Arbeit erledigt hatte. Falls mich mein Gedächtnis nicht täuscht, hat sie mir zwischendurch sogar einen Tee gekocht.«
    »Wann war das genau?«
    »Spät. Ihr Nachtdienst begann ja erst um zweiundzwanzig Uhr.«
    Pielkötter notierte sich die Zeiten und den Namen der Schwes­ter auf einem Block.
    »Universitätsklinikum, Hufelandstraße ist doch richtig?«, kam Barnowski seinem Chef zuvor.
    Doktor Liebermann nickte.
    »Und die Angaben für den zehnten Mai? Kann die auch irgendjemand bestätigen?«
    »Nein, natürlich nicht.«
    »Wieso natürlich?«, fragte Pielkötter leicht irritiert.
    »Ich lebe hier allein.«
    »Schon immer?«
    »Geht Sie das wirklich etwas an?«
    »Ja!« Pielkötters Miene drückte Entschlossenheit aus.
    »Bin seit acht Jahren geschieden«, gab sich Doktor Liebermann auffallend schnell geschlagen. »Seitdem lebe ich allein in diesem Haus. Nur mein Bruder wohnt nebenan. Als Reisejournalist ist der allerdings selten hier.«
    Mit den Frauen haben die Schüler aus Babelsberg offensichtlich kein Glück, dachte Pielkötter. Wieder so eine Parallele. Und wieder dieses ungute Gefühl. War er der Mörder oder war er potenzielles Opfer und befand sich damit in akuter Gefahr?
    »Kinder?«, fragte Barnowski mitten in seine Überlegung hinein.
    »Keine.«
    »Wir könnten Ihnen Personenschutz anbieten«, erklärte Pielkötter selten spontan, ohne vorher eine Genehmigung dafür eingeholt zu haben.
    Doktor Liebermann schien nicht recht zu verstehen. Sein Blick schweifte in die Ferne, fixierte einen nur für ihn sichtbaren Punkt an der Wand und kehrte dann zu dem Hauptkommissar zurück. »Personenschutz? Kommt für mich überhaupt nicht infrage. Was soll

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