Im Kreis der Sünder - Kriminalroman aus dem Ruhrgebiet
wahrscheinlich wussten sie sowieso, wohin die Reise ging. Barnowski hatte den Blinker vorsorglich nach rechts gesetzt, der schwarze Mercedes fuhr jedoch geradeaus. »Jetzt wird es doch noch spannend«, erklärte Pielkötter mit einem zufriedenen Lächeln auf den Lippen.
Liebermann brauste nun los, als hätte er die Verfolgung bemerkt. Barnowski hielt Abstand und hätte ihn bei der Überquerung der Bundesstraße 224 fast verloren. Nach zwei weiteren kritischen Situ ationen parkte der Arzt den schwarzen Mercedes endlich wenige Hundert Meter hinter dem Rüttenscheider Stern. Im absoluten Halteverbot. Barnowski hielt ein gutes Stück dahinter. Eilig stiegen die Polizisten aus, Liebermann immer im Auge. Der überquerte gerade die Straße und verschwand in einem Geschäft.
»Waffen Costa und Bullermann«, las Pielkötter laut. »Aha, offensichtlich hat da jemand kalte Füße bekommen.«
»Ballermann hätte besser gepasst«, bemerkte Barnowski.
»Möchte wetten, dass der ohne unseren Besuch heute nicht hier aufgelaufen wäre. Aber uns weismachen, es bestünde nicht die geringste Gefahr.«
»Hat er ja nicht.«
»Was?«
»Das hat er ja nicht geschafft«, entgegnete Pielkötter. »Oder haben Sie ihm das etwa geglaubt?«
»Ich wette, der hat mehr Schiss vor uns als vor dem Mörder.«
»Und was schließen Sie daraus?«
»Angenommen«, druckste Barnowski herum. »Also, gesetzt den Fall, er selbst ist nicht der Täter, dann ist er jedenfalls nicht besonders scharf darauf, dass wir den fassen.«
»Genau daran habe ich auch gedacht«, erklärte Pielkötter. In Barnowskis Miene las er, dass sein Untergebener dieses Einverständnis nicht erwartet hatte.
»Dann hat er also Dreck am Stecken. Deshalb hat er wohl Rache als Motiv ins Spiel gebracht.«
»Würde mich jedenfalls nicht wundern, wenn der vorhätte, den Mörder selbst zur Strecke zu bringen«, fuhr Pielkötter fort. »Und zwar, bevor der mit uns geplaudert hat.«
Plötzlich öffnete sich die Ladentür von »Waffen Costa und Bullermann«. Blitzschnell gingen Pielkötter und Barnowski hinter einem Passat in Deckung. Sie erkannten allerdings nur, dass ein jüngerer Mann das Geschäft verlassen hatte. Sie warteten weiter auf Liebermann.
»Was ist mit Personenschutz?«, fragte Barnowski.
»Bekommen wir nicht durch, wenn der sich dagegen sträubt. Wäre ohnehin schwierig genug gewesen. Bedenken Sie die Kosten.«
»Aber wir können doch nicht einfach abwarten, bis der Mörder Liebermann umgeballert hat. Oder umgekehrt. Womöglich macht der saubere Herr Doktor einen auf Notwehr und wir tappen beim Motiv weiter im Dunkeln.«
»Das werden wir zu verhindern wissen«, erwiderte Pielkötter. »Besonders da ich voller Erstaunen einen gewissen Arbeitseifer bei Ihnen heraushören kann. Wir beide beschatten also Liebermanns Anwesen, ob er will oder nicht. Dabei wechseln wir uns ab.«
»Wie lange?« Barnowskis Miene drückte nun doch eine gehörige Portion Skepsis aus.
»Wie ich Liebermann schon gesagt habe: Der Mörder hat bislang immer an einem Dienstag zugeschlagen, daher rechne ich auch diesmal damit.«
»Bisher spricht jedenfalls einiges dafür.«
Barnowski hatte gerade zu Ende gesprochen, als die Ladentür von »Waffen Costa und Bullermann« erneut aufsprang. Diesmal trat tatsächlich Liebermann aus dem Geschäft heraus. Vorsichtig spähte er nach allen Seiten, dann lief er über die Straße direkt auf seinen Mercedes zu. Nichts deutete jedoch darauf hin, dass er eine Waffe erstanden hatte.
»Soll ich ihm weiter folgen?«
»Für heute haben wir genug erfahren«, erwiderte Pielkötter. »Fragen wir lieber in dem Laden nach.«
Immer noch gut hinter dem Passat versteckt, beobachteten sie, wie Liebermann den Wagen wendete.
Nachdem von dem schwarzen Mercedes nichts mehr zu sehen war, betraten sie das Waffengeschäft. Zwei Verkäufer standen hinter einem Tresen und unterhielten sich angeregt.
»Kriminalkommissariat Duisburg«, erklärte Pielkötter den verdutzten Männern und hielt ihnen seinen Dienstausweis hin. »Sie haben soeben einen Kunden bedient, für den wir uns brennend interessieren.«
Der jüngere Angestellte schaute sichtlich nervös zu seinem Kollegen.
»Wir haben uns nichts zuschulden kommen lassen«, erwiderte dieser.
»Warum sind Sie dann so aufgeregt?«, rutschte es Barnowski heraus.
»Schließlich haben wir nicht jeden Tag die Polizei im Laden.«
»Schon gut«, schaltete sich nun Hauptkommissar Pielkötter ein. »Uns geht es ja auch nur um den
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