Im Kreis der Sünder - Kriminalroman aus dem Ruhrgebiet
Kunden, der soeben dieses Geschäft verlassen hat. Wonach hat er genau gefragt?«
»Er wollte eine Pistole kaufen«, erklärte der Ältere der beiden. »Allerdings hatte er keinen Waffenschein. Deshalb konnten wir ihm die leider nicht verkaufen.«
»Wir halten immer die Vorschriften ein«, pflichtete sein Kollege ihm bei. »Können uns nicht leisten, dass der Laden wegen Unregelmäßigkeiten dichtgemacht wird.«
»Sie haben ihm also nichts verkauft.«
Die beiden Männer wechselten einen kurzen Blick. »Nichts ist auch nicht ganz korrekt.«
»Sondern?«, fragte Pielkötter und setzte eine Respekt einflößende Miene auf.
»Munition.«
»Aha!«, pfiff Barnowski durch die Zähne.
»Munition für ein Jagdgewehr. Schließlich ist das nicht verboten. Ein Gewehr haben wir ihm ja nicht verkauft.«
»Na, dann suchen Sie uns mal schleunigst den Verkaufsbeleg heraus.«
»Gern«, log der jüngere Verkäufer mehr als stümperhaft.
»Das Fabrikat steht auf dem Bon. Ich mache nur schnell eine Kopie für die Abrechnung. Schließlich muss die Kasse stimmen.«
Zum Glück stand der Kopierer auf einer kleinen Anrichte hinter dem Tresen, so dass Pielkötter den Vorgang einsehen konnte. »Gegebenenfalls kommen wir noch einmal auf Sie zurück«, erklärte er und nahm den Originalbeleg entgegen.
»Schönen Tag«, wünschte Barnowski, dann verließen sie den Laden.
»Bin mal gespannt, ob der für das Jagdgewehr einen Waffenschein hat.«
»Hauptsache, er bekommt keine Gelegenheit, damit zu schießen«, erwiderte Pielkötter trocken.
Barnowski schaute demonstrativ auf seine Armbanduhr und setzte den Feierabend-Blick auf.
»Also, ich könnte jetzt etwas Herzhaftes zwischen den Zähnen vertragen. Oder haben Sie was anderes vor?«
»Darf ich daraus schließen, dass Sie jetzt irgendwo einkehren möchten?«
»Wo wir schon mal in Rüttenscheid sind«, sagte Barnowski mit einem Lächeln, das wohl geeignet war, bei weiblichen Gesprächspartnern jeden Widerstand zu brechen. »Immerhin gibt es hier inzwischen eine beträchtliche Auswahl an netten Lokalen. Beispielsweise soll das Zucca eine sehr gute Küche haben. Ebenfalls das neue Zizou. Gaby hat dort neulich ihren monatlichen Mädelabend verbracht. War ganz begeistert von gefüllten Grießbrotschiffchen. Zudem ist die Einrichtung echt stylisch.«
»Und Sie meinen, heute verbringen dort andere nette Mädels ihre Zeit«, entgegnete Pielkötter wenig begeistert. »Aber ich denke, wir sollten uns auf unseren Fall konzentrieren.«
Montag, 23. Mai 10:00 Uhr
»Chef, welche Laus ist Ihnen denn über die Leber gelaufen?«, rutschte es Barnowski unbeabsichtigt heraus, als er Pielkötter mit einer missmutigen Miene, die selbst für ihn außergewöhnlich war, am Schreibtisch sitzen sah.
»Als ob wir nicht schon genug Probleme hätten. Jetzt bekommen wir auch noch ungebetenen Besuch«, antwortete Pielkötter, ohne seinem Mitarbeiter den Grund seines Unmuts wirklich zu verraten.
»Privat?«
Immer noch mit grimmigem Ausdruck winkte Pielkötter ab. »Ein Polizeipsychologe hat sich angemeldet. Verordnete Hilfe von oben. Als ob wir selbst keinen eigenen psychologischen Sachverstand hätten. Was glauben die eigentlich? Dabei ist das doch ein Grundpfeiler unseres Berufs. Zudem haben wir bereits einen Serienmörder ohne fremde Hilfe dingfest gemacht. Dass wir uns erst in der zweiten Woche der Ermittlungen befinden, sei nur am Rand erwähnt.«
»Na ja, am Ende der zweiten Woche.« Barnowski konnte es sich offensichtlich nicht verkneifen, an Pielkötters Wunde zu rühren. Der ging allerdings nicht darauf ein.
»Aber echte Hilfe enthält man uns natürlich vor, weil die etwas mehr kostet.« Wahrscheinlich hätte Pielkötter noch etliche Gründe gegen die Einmischung von außen vorgebracht, in diesem Moment jedoch klopfte es an der Tür.
»Herein«, brüllte er alles andere als freundlich.
»Hallo, Alvin Terstegen«, stellte sich der Polizeipsychologe nicht gerade eingeschüchtert vor. »Und Sie sind sicher Hauptkommissar Pielkötter?«
»Genau«, erwiderte dieser, ohne aufzustehen oder Terstegen gar die Hand hinzustrecken. »Und das hier ist mein Mitarbeiter Kommissar Barnowski. Der würde unserer kleinen Unterredung auch gerne beiwohnen.« Eigentlich hatte er nicht mit seinem Untergebenen darüber gesprochen, aber das war jetzt sein geringstes Problem.
Pielkötter bot Terstegen weder einen Stuhl noch einen Kaffee an, laut Barnowskis Miene ein weiterer Fauxpas. Und wenn schon, dachte
Weitere Kostenlose Bücher