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Im Kreis der Sünder - Kriminalroman aus dem Ruhrgebiet

Titel: Im Kreis der Sünder - Kriminalroman aus dem Ruhrgebiet Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Prolibris Verlag Rolf Wagner
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Krankenschwester und ließ ihn einfach stehen. Mit wenigen Sätzen holte er sie ein und versperrte ihr wütend den Weg. Aufgebracht hielt er ihr seine Dienstmarke hin. »Ich bin Hauptkommissar Pielkötter und ermittle in einer Serie von Mordfällen.«
    »Deshalb kann ich Doktor Marbach trotzdem nicht so ohne Weiteres aus dem OP herausholen. Sonst gibt das nachher zusätz­liche Tote, und das wollen wir doch nicht.«
    Pielkötter schnaubte. Diese Krankenschwester hatte ihm gerade noch gefehlt und dieses vertrauliche »Wir« brachte ihn zusätzlich auf die Palme. Nicht auszudenken, jemals einer Person wie dieser krank und schutzlos ausgeliefert zu sein. Ehe er seine Wut jedoch vollständig entladen konnte, eilte ein etwa vierzig jähriger Mann mit dunklem Vollbart und wehendem weißen Kittel heran.
    »Kommissar Pielkötter?«, fragte er, obwohl er noch einige Meter Abstand zurückzulegen hatte.
    Pielkötter nickte.
    »Doktor Marbach. Entschuldigen Sie die kleine Verspätung. Ein dringender Fall. Ich wurde kurzfristig zu einem neuen Patienten gerufen.«
    Von wegen OP, dachte Pielkötter. Aber diese Ausrede hatte er der unfreundlichen Krankenschwester sowieso nicht geglaubt.
    »Kommen Sie mit ins Ärztezimmer«, fuhr Doktor Marbach fort und hielt ihm die Tür auf.
    Der Raum war noch viel kleiner als Pielkötters eigenes Büro. Abgesehen von ein paar hohen weißen Aktenschränken sowie ei nem Sideboard mit Drucker gab es nur einen Schreibtisch mit Computer und einen kleinen, runden Tisch mit drei nicht gerade bequem wirkenden Stühlen. Doktor Marbach deutete Pielkötter an, genau dort Platz zu nehmen.
    »Sie haben ja bereits am Telefon angedeutet, dass Sie Fragen zu dem Patienten Hartmut Gabrillani haben, der am 19. Mai auf unserer Station verstorben ist.«
    »Wir ermitteln in zwei Mordfällen, die mit Gabrillani in Zusammenhang stehen«, erklärte Pielkötter und hielt dem Arzt zur Sicherheit noch einmal seine Dienstmarke hin.
    »Mordfälle?«, fragte der Arzt sichtlich erstaunt. »Aber was hat der verstorbene Patient damit zu tun?«
    »Genau das wüsste ich gern, und mit etwas Glück können Sie mir helfen, Licht in die Angelegenheit zu bringen.«
    Marbachs Miene verriet Unverständnis.
    »Also zwei Schulkameraden von Hartmut Gabrillani sind inner halb einer Woche ermordet worden«, fuhr Pielkötter fort. »Der letzte Mord geschah wenige Tage bevor Gabrillani selbst verstarb. Da fällt es mir wahrlich schwer, an einen Zufall zu glauben.«
    »Aber Herr Gabrillani ist eines natürlichen Todes gestorben«, wandte Marbach erregt ein.
    »Zugegeben, im Krankenhaus ein naheliegender Schluss, beson­ ders dann, wenn kein äußeres Anzeichen von Gewalt auf etwas Anderes hindeutet.«
    »Dieser Patient ist auf keinen Fall ermordet worden. Was hätte das auch für einen Sinn gemacht? Der Mann war todkrank. Knochenkrebs im Endstadium. Eigentlich haben wir schon viel früher mit seinem Ableben gerechnet. Warum sollte man einen Menschen ermorden, der ohnehin innerhalb der nächsten Stunden oder Tage stirbt? Es sei denn aus Nächstenliebe. Aber dieses Motiv haben Sie sicher nicht in Ihrem Programm.«
    »Zumindest ist mir persönlich solch ein Fall bisher noch nicht untergekommen.«
    »Einen Moment bitte«, sagte Doktor Marbach und verschwand plötzlich aus dem Raum, ehe Pielkötter sich äußern konnte. Irri tiert sah er dem Davoneilenden hinterher. Hatte ihn etwa ein Beeper durch Vibrationsalarm aufgescheucht? Hoffentlich taucht der Arzt bald wieder auf, dachte Pielkötter verärgert. Schließlich hatte er zu viel zu tun, um lange untätig in diesem steril wirkenden Raum mit den kahlen weißen Wänden herumzusitzen. Nicht einmal ein einziges Bild hing dort. Obwohl ihn Bilder nicht sonderlich interessierten, fiel ihm dieses Detail seltsamerweise auf. Pielkötters Blutdruck schien gerade eine rote Linie zu überschreiten, da kehrte der Arzt zurück.
    »Ich habe veranlasst, dass man Hartmut Gabrillanis Kranken­akte ins Arztzimmer bringt«, erklärte er. »Das wird ein paar Minuten dauern. Leider war die Akte nicht mehr auf der Station.«
    »Bis dahin können wir einige Fragen klären«, erwiderte Pielkötter immer noch etwas verärgert. Die Akte hätte längst vorliegen können, schließlich hatte er sich angekündigt.
    »Hatte der Patient an seinem Todestag Besuch?«
    »Leider weiß ich darüber nicht Bescheid. Da müssten Sie am besten bei den Schwestern nachfragen.«
    »Sie selbst haben an besagtem Tag also niemanden bei ihm

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