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Im Kreis des Wolfs

Im Kreis des Wolfs

Titel: Im Kreis des Wolfs Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nicholas Evans
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Kartenkoordinaten ein. Nun war sie nicht mehr ganz so grün im Gesicht.
    »Geht’s dir jetzt besser?«, fragte Dan, als sie fertig war.
    »Ja, tut mir leid, ich war ziemlich unausstehlich, was?«
    Dan lächelte nur. Während des restlichen Flugs schwiegen sie. Er fragte sich, ob noch etwas anderes als der Kater sie quälte, weil sie irgendwie traurig und abwesend wirkte.
    Sie landeten und fuhren mit dem jeweils eigenen Wagen zurück zum Büro. Helen war seit dem Tag ihrer Ankunft zum ersten Mal wieder dort, und Donna, die sie wie eine alte Freundin begrüßte, beglückwünschte sie zu ihrem Erfolg. Dan schlug Helen vor, den Film zur Schnellentwicklung in den Fotoladen zu bringen und in der Zwischenzeit etwas zu essen zu besorgen.
    Sie gingen den Hügel hinunter zum Fotoladen, dann einige Straßen weiter zu einem kleinen Café, wo es gute Truthahnsandwiches und Milchshakes gab. Beim Essen redeten sie über das, was sie im Cañon gesehen hatten.
    »Mir wäre wesentlich wohler, wenn wir da oben auch den Alpha-Rüden gesehen hätten«, sagte Dan.
    »Vielleicht haben wir ihn bloß übersehen.«
    »Schon möglich, aber ich vermute, er treibt sich lieber weiter unten bei den jungen, appetitlichen Kühen rum.«
    »Hör schon auf, Dan. Du glaubst doch nicht, dass Abe Hardings Kälber von Wölfen gerissen wurden, oder?«
    »Wer weiß?«
    »Wir reden nicht über den genialsten Rancher der Gegend, Dan. Ich möchte wetten, dass er jeden Sommer so viele Tiere verliert. Wahrscheinlich weiß er nicht mal genau, wie viele Tiere er überhaupt da oben rumlaufen hat.«
    »Tja, aber du weißt, wenn diese Wölfe tatsächlich Vieh reißen, dann müssen wir sie beseitigen.«
    »Was?«
    »Tu nicht so überrascht, Helen. Wir arbeiten hier nach festgelegten Regeln. Die können wir nicht ändern, wie es uns passt. Wölfe, die Vieh reißen, gefährden das gesamte Wiederansiedlungsprogramm.«
    »Was meinst du mit
beseitigen?
Sie umsiedeln?«
    »Früher hätten wir das vielleicht getan. Heute gibt es keinen Ort mehr, an den wir sie umsiedeln könnten. Nein, ich spreche von einer finalen Lösung.«
    »Du willst sie abschießen?«
    »Ja.«
    Helen schüttelte den Kopf und wandte den Blick ab.
    »Wach auf, Helen! Dies hier ist die reale Welt. Lies den Kontrollplan.«
    Schweigend aßen sie ihre Sandwiches.
    Anschließend holten sie die Fotos ab und schauten sie sich an, während sie den Hügel hinauf zum Büro zurückgingen. Einige Aufnahmen waren ziemlich gut geworden. Helen sagte, sie wolle nicht mehr mit reinkommen, sie habe Buzz in der Hütte gelassen und müsse los, um die Fallstrecken zu überprüfen. Um sie aufzuheitern, sagte Dan, dass sie in der Zwischenzeit ja vielleicht die drei Wölfe gefangen habe, die sie vom Flugzeug aus nicht gesehen hatten. Helen lächelte nicht einmal.
    Er begleitete sie bis zu ihrem Pick-up. Er hatte sich darauf gefreut, sie wiederzusehen, aber irgendwie war alles schiefgelaufen. Außerdem bedauerte er, dass er gerade so grob zu ihr gewesen war. Wahrscheinlich lag es nur daran, dass er sich von ihr abgewiesen fühlte. Als sie nach Montana kam, hatte er idiotischerweise gehofft, dass sich zwischen ihnen wieder was anbahnen könnte, doch die Chancen standen schlecht. An den Gedanken musste er sich langsam gewöhnen.
    Helen stieg in ihren Wagen, und er blieb neben der offenen Tür stehen, während sie den Motor anließ.
    »Wie läuft die Karre?«
    »Säuft ziemlich viel Sprit.«
    »Ich könnt versuchen, dir eine andere zu besorgen.«
    »Nicht nötig.«
    »Und du? Bei dir alles okay?«
    »Bei mir? Klar, mir geht’s gut.« Sie sah, dass er nicht gerade überzeugt schien, und lächelte. »Wirklich. Mir geht’s gut. Danke der Nachfrage.«
    »Gern geschehen.«
    Dann bemerkte er etwas auf ihrem Beifahrersitz.
    »Was ist denn das?«
    »Mein früherer Briefkasten. Ich muss mir einen neuen besorgen.«
    Sie erzählte ihm, was geschehen war.
    »Klingt nicht gut. Irgendeine Ahnung, wer das getan haben könnte?«
    Sie zuckte die Achseln. »Nicht die blasseste.«
    Dan runzelte einen Augenblick schweigend die Stirn.
    »Pass auf dich auf da oben, okay? Versprich mir, dass du mich anrufst, wenn so was noch mal passiert. Sofort, ja?«
    »Wahrscheinlich war’s bloß ein Unfall, Dan. Irgendein betrunkener Rancher auf dem Heimweg, was weiß ich?«
    »Versprich mir, dass du mich anrufst.«
    »Versprochen, Papi.«
    »Engel mit deinem Briefkasten.«
    Sie lächelte. Endlich hatte er es geschafft.
    Sie schlug die Tür zu und warf ihm beim

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