Im Kreis des Wolfs
und breite Schultern.«
»Ich würde sagen, dass sie gerade die richtige Breite haben.«
Sie lächelte verwirrt. Wollte er vielleicht mit ihr flirten?
»Ich schätze, Luke haben Sie mehr aus der Fassung gebracht als mich.«
»Der ist eben so. Er kommt nach seiner Mutter.«
Helen nickte, spielte auf Zeit. Sie schienen sich auf gefährlichem Terrain zu bewegen.
»Sensibel, meinen Sie«, sagte sie.
»So könnte man es auch nennen.«
»Ist doch nicht schlecht, sensibel zu sein, oder?«
»Hab ich auch nicht behauptet.«
Die Kellnerin bewahrte sie vor peinlichem Schweigen, als sie Helen sagte, dass sie am Telefon verlangt werde. Sie entschuldigte sich bei Calder und bahnte sich einen Weg durch die Menge bis zu der Ecke, in der das Telefon hing. Es war Bill Rimmer, der sich dafür entschuldigte, dass er sie versetzt hatte. Er sagte, Abe Harding habe ihm die Hölle heiß gemacht.
»Sind noch alle Knochen heil?«, fragte Helen.
»Ich habe sie noch nicht gezählt. Die Hunde sind ganz schöne Bestien.«
»Und was war mit den Kälbern?«
»Er hat da oben keine Spur mehr von ihnen gefunden. Aber er sagt, er weiß, dass es die Wölfe waren. Sagt, er hat sie gesehen und auch gehört.«
»Und was haben Sie gesagt?«
»Ich habe ihm gesagt, er muss erst mal beweisen, dass Wölfe seine Tiere gerissen haben, wenn er eine Entschädigung will.«
»Ich kann mir schon vorstellen, wie er darauf reagiert hat.«
»O ja, er war begeistert. Übrigens habe ich mit Dan gesprochen,und er meint, dass Sie beide morgen versuchen sollten, das Rudel mit dem Flugzeug ausfindig zu machen, schließlich tragen ja jetzt zwei von ihnen Halsbänder.«
»Gute Idee.«
Rimmer entschuldigte sich noch einmal und meinte, es sei sowieso besser, wenn sie die wütenden Rancher allein um den Finger wickle. Helen hatte ihm vorher mit gedämpfter Stimme erzählt, dass Buck Calder ihr einen Drink spendiert hatte.
»Na dann los, Helen. Er ist Ihr wichtigster Mann.«
»Danke, Bill.«
Calder sprach gerade mit jemand anders, als sie an den Tresen zurückkam. Helen hoffte, jetzt unbemerkt verschwinden zu können, doch Calder wandte ihr sofort wieder seine Aufmerksamkeit zu. Er hob das Glas und stieß mit ihr an.
»Trotz alledem«, sagte er. »Meinen Glückwunsch zum Fang.«
»Obwohl ich sie wieder laufengelassen habe?«
Er lächelte, und sie tranken.
Er wischte sich den Schaum von den Lippen. »Wie gesagt, Sie müssen Ihren Job machen, und das verstehe ich, auch wenn es mir nicht passt. Ich war bloß wütend auf Luke, weil er die Herde im Stich gelassen hat, besonders als ich erfahren habe, wie viele Kälber von Abe verschwunden sind. Tut mir leid, wenn ich … na ja, unhöflich war.«
»Ist schon in Ordnung.«
Helen griff nach einer Zigarette. Er gab ihr Feuer. Sie bedankte sich. Eine Zeitlang schwiegen sie.
»Luke kennt die Gegend da oben ziemlich gut«, sagte Helen.
»Ja, stimmt.«
»Und er hat Talent für die Arbeit, die ich mache.«
»Tja, der ist ein richtiger Tiernarr.«
Sie lachten.
»Hat er das auch von seiner Mutter?«
»Glaub schon. Jedenfalls ist sie in der Stadt aufgewachsen.«
»Wo wir Tiernarren alle aufwachsen.«
»Tja, scheint so.«
Er hob lächelnd das Glas zum Mund, ohne sie aus den Augen zu lassen. Und plötzlich wurde Helen klar, warum Frauen Buck Calder so attraktiv fanden. Es lag nicht so sehr an seinem Aussehen, das für sein Alter gar nicht so schlecht war, sondern ausschließlich an seinem Selbstvertrauen. Und es war schamlos, fast schon lachhaft, wie er auf die Frauen einging; doch wahrscheinlich genossen sie das.
Ohne sie zu fragen, bestellte er noch einen Drink und wechselte das Thema. Er brachte sie dazu, über sich selbst zu reden, über Chicago und ihre Arbeit in Minnesota, über ihre Familie und sogar darüber, dass ihr Dad wieder heiraten wollte.
Er tat das so geschickt und mit soviel Einfühlungsvermögen, dass Helen aufpassen musste, ihm keine Geheimnisse anzuvertrauen, denn das würde sie, wenn sie wieder nüchtern war, bestimmt bereuen.
»Stört es Sie, dass sie so viel jünger ist?«
»Als mein Dad? Oder als ich?«
»Tja, beides.«
Helen dachte einen Augenblick nach. »Jünger als ich, nein. Glaube ich jedenfalls nicht. Jünger als er … ja, verdammt. Wenn ich ehrlich bin, dann macht es mir was aus. Ich weiß nicht, warum, tut es aber.«
»Ein Mann kann sich nicht gegen die Liebe wehren.«
»Ja gut, aber warum sucht er sich keine Gleichaltrige?«
Er lachte. »Sie meinen, er soll endlich
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