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Im Kreis des Wolfs

Im Kreis des Wolfs

Titel: Im Kreis des Wolfs Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nicholas Evans
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fabelhaft aus. Endlich verschwand Nancy. Er rief ihr »Auf Wiedersehen!« nach, und die Tür schloss sich hinter ihr.
    »Was zum Teufel suchst du hier, Buck?«
    Sie kam durch den Laden auf ihn zu.
    »Nett, dass du mir fröhliche Weihnachten wünschst.«
    »Mach keine Scherze mit mir.«
    »Ich mach keine Scherze mit dir.«
    Sie blieb stehen und funkelte ihn angriffslustig aus sicherer Entfernung an. Er hob die Hände.
    »Mein Gott, Ruth, es ist Weihnachten, da kaufen die Leute Geschenke, und dies ist nun mal ein Laden für Geschenke. Da darf ich mich doch wohl hier aufhalten, oder?«
    »Falls du das noch nicht gemerkt haben solltest, Buck, es ist aus mit uns. Kapiert?«
    »Ruthie …«
    »Nein, Buck.«
    »Du fehlst mir.«
    Er ging auf sie zu, doch sie wich ihm aus. Plötzlich hörte er ein lautes Niesen. Buck fuhr erschreckt zusammen, drehte sich um und konnte erst niemanden entdecken, doch als er den Blick senkte, sah er in einer Art Wippstuhl ein Baby, das ihn unverwandt anstarrte.
    »Wer zum Teufel ist das?«
    »Erkennst du nicht mal deinen eigenen Enkel?«
    »Was macht der denn hier?«
    »Du hast mal wieder von nichts eine Ahnung, stimmt’s?Kathy hilft Eleanor beim Weihnachtsmarkt, und ich passe auf das Baby auf.«
    »Oh.«
    Der unverwandte Blick des Babys machte ihn nervös. Er kam sich vor, als sei er auf frischer Tat ertappt worden.
    »Und jetzt verschwinde.«
    »Hör mal, ich …«
    »Nach alldem, was passiert ist, begreife ich nicht, wie du hier aufkreuzen kannst.«
    »Was soll das heißen: ›Nach alldem, was passiert ist‹?«
    Ruth maß ihn mit scharfem Blick. »Soll das heißen, dass sie dir nichts erzählt hat?«
    »Mir was erzählt hat?«
    »Sie weiß alles, du blöder Hund! Alles über uns.«
    »Sie kann doch nicht …«
    »Sie kann. Und sie tut.«
    »Du hast es ihr
erzählt?
«
    »Das brauchte ich nicht. Sie wusste es sowieso schon.«
    »Aber du hast es zugegeben?«
    Die Türglocke bimmelte, und sie drehten sich beide um. Baby Buck versuchte, die Glocke nachzuahmen.
    »Mrs. Iverson!«, rief Ruth fröhlich. »Wie geht es Ihnen?« Sie warf Buck einen Blick über die Schulter zu und zischte zwischen zusammengepressten Lippen hervor: »Verschwinde! Sofort!«
    Buck ging, ohne sich von ihr oder seinem Enkel zu verabschieden. Er lief zur Tankstelle, kaufte sich Zigarren, steckte sich auf dem Weg zum Wagen eine an und dachte dabei unablässig über das nach, was Ruth ihm gesagt hatte. Er war so in Gedanken versunken, dass er, als er in die Straße einbog, beinahe einen Dreißigtonner gerammt hätte. Der Fahrer drückte auf die Hupe, und Buck ließ vor Schreck seine Zigarre fallen und versengte sich die Hose.
    Eleanor hatte kein Wort gesagt. Sie redeten zwar sowieso nicht mehr viel miteinander, aber man hätte doch erwarten können, dass sie es zumindest erwähnte, schließlich war Ruth ihre Geschäftspartnerin. Es gab so viele Fragen, die er Ruth hatte stellen wollen, aber nicht stellen konnte, weil diese Iverson hereingekommen war. Woher zum Teufel hatte Eleanor überhaupt davon gewusst? Und wieso führten beide noch zusammen das Geschäft? Das ergab doch alles überhaupt keinen Sinn.
    Als er zurück zur Ranch fuhr, wälzte er alle möglichen unangenehmen Gedanken und landete schließlich wieder, wie in letzter Zeit so oft, bei den Wölfen, der Wurzel allen Übels.
    Er hatte den Wolfsjäger schon seit ein paar Tagen nicht mehr gesehen. Als er daher zur Weggabelung unterhalb seiner Ranch kam, fuhr er nach links und folgte dem Weg bis zu Kathys Haus.
    Vielleicht hatte Lovelace einige Neuigkeiten, die ihn aufzuheitern vermochten.
     
    Der Wolfsjäger steuerte das Schneemobil durch den Wald auf die offene Schneefläche der oberen Weide vor dem Haus zu. Der holprige Weg war Gift fürs Kreuz, das ihm von all dem Schnee, den er erst vom Zelt und dann vom Schneemobil räumen musste, sowieso schon weh tat. Doch Schmerzen war er gewohnt, die konnten ihm die Laune nicht verderben. Es war einige Jahre her, dass er zuletzt in einem solchen Schneesturm biwakieren musste, und obwohl man letztlich nur eine gute Ausrüstung und etwas Mumm brauchte, war er doch froh, dass er damit fertiggeworden war.
    Aber der eigentliche Grund seiner guten Laune war der, dass er wusste, wo sich die Wölfe aufhielten.
    Als der Wind gegen vier Uhr morgens nachließ, hatte er ihr Heulen gehört, und als es hell wurde, fand er ihre Spuren kaum fünfzig Meter vom Zelt entfernt. Fast schien es, als hätten sie von seiner Ankunft gehört und

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