Im Kreis des Wolfs
wollten ihn nun ein wenig genauer in Augenschein nehmen. Da er jetzt wusste, in welchem Terrain sie sich befanden, fuhr er zum Trailer zurück, um einen Plan auszuarbeiten und sich die Sachen zu holen, die er brauchte, um sie zu töten.
Am Fuß der Weide fraß eine Reihe schwarzer Kühe von dem Heu, das man für sie auf den Schnee gestreut hatte. Dahinter sah Lovelace den Wagen von Buck Calder, der vor Hicks’ Haus parkte.
Als er flacheres Gelände erreichte und zur Scheune einbog, bemerkte er, dass die Tür seines Trailers offenstand. Eine Sekunde später sah er einen Mann heraustreten. Es war Buck Calder. Kurz darauf kam sein Schwiegersohn aus dem Anhänger und schloss die Tür hinter sich. Hicks schaute etwas dumm drein, doch Calder lächelte, winkte und wartete darauf, dass Lovelace das Schneemobil in ihre Richtung lenkte und vor ihnen anhielt.
»Hallo, Mr. Lovelace. Schön, Sie zu sehen.«
Lovelace stellte den Motor ab.
»Was haben Sie in meinem Trailer zu suchen?«
»Wir haben nach Ihnen geschaut. Wollten wissen, ob alles in Ordnung ist.«
Lovelace sagte kein Wort. Er starrte Calder einen Augenblick an, stieg dann vom Schneemobil und ging zum Trailer. Als er an ihnen vorbeikam, sah er, dass Hicks eine Grimasse zog wie ein unartiger Junge. Für was halten die sich, dachte er, als er in seinen Anhänger stieg. Schnüffeln hier einfach herum. Er sah nach, ob sie etwas angefassst hatten, doch schien alles an seinem Platz zu sein. Er ging wieder zur Tür und sagte: »Machen Sie das nicht noch mal!«
»Wir haben geklopft, und als wir keine Antwort bekamen, haben wir uns Sorgen gemacht …«
»Ich sag’s Ihnen schon, wenn ich Ihre Hilfe brauche.«
Calder hob die Hände. »He, tut mir wirklich leid.«
»Ja, tut uns leid, Mr. Lovelace«, wiederholte Hicks.
Lovelace nickte nur.
»Und? Wie läuft’s?«, fragte Calder freundlich, als sei nichts geschehen. »Haben Sie die Wölfe schon gefangen?«
»Das erfahren Sie schon, wenn’s soweit ist.«
Und mit diesen Worten schlug er ihnen die Tür vor der Nase zu.
Baby Buck saß am Küchentischrand, während Kathy versuchte, ihm den Schneeanzug anzuziehen. Er war davon nicht sonderlich begeistert und tat dies auch lauthals kund. Der Kleine hatte eine Erkältung, und sein Gesicht war ganz rot und tränenüberströmt. Eleanor saß am anderen Ende des Tisches und schnitt Zwiebeln.
Es war Dienstag, der einzige Tag in der Woche, an dem Luke früh nach Hause kam, und auch der einzige, an dem sie sich einige Mühe mit dem Abendessen machte. Heute Abend gab es Fischpastete, aus zwei Gründen: Sie war eins von Lukes Lieblingsgerichten, und sein Vater konnte sie nicht ausstehen.
Das Baby stieß einen durchdringenden Schrei aus.
»Er will bei seiner Großmutter bleiben«, sagte Eleanor. »Nicht wahr, mein Liebling?«
»Hey, du kannst ihn gern haben. Wirst du wohl still sein, du kleines Monster! War ich auch so?«, fragte Kathy.
»Schlimmer.«
»
Noch
schlimmer?«
Sie zog sich gerade die Handschuhe an, da streifte der Scheinwerferstrahl eines Wagens das Küchenfenster. Als das Baby ein paar Sekunden später zu neuem Geschrei anhob,hörten sie Lukes Schritte auf dem Weg zum Haus. Er pfiff eine Melodie. Eleanor hatte ihn noch nie zuvor pfeifen hören.
»Wenigstens
ein
glücklicher Mensch auf dieser Welt«, sagte Kathy.
Das Baby fing wieder an zu schreien.
Luke kam herein und sagte hallo. Nachdem er Hut, Mantel und Stiefel ausgezogen und Eleanor einen Kuss gegeben hatte, nahm er den kleinen Buck auf den Arm und trug ihn durch die Küche. Das Baby hörte sofort auf zu weinen.
»Willst du einen Job?«, fragte Kathy.
»Hab schon einen.«
»Einen, wo du nachts bei Schneestürmen draußen bist«, sagte Eleanor.
»Mom, das war nicht gefährlich.«
Eleanor sah ihm zu, wie er mit dem Baby durch die Küche tanzte, während sie die letzten Zwiebeln schnitt. Es tat ihrer Seele gut, ihn so glücklich zu sehen. Auf der Heimfahrt vom Weihnachtsmarkt hatte Kathy ihr erzählt, dass sich die Leute bereits den Mund über Luke und Helen Ross zerrissen. Eleanor hatte die Gerüchte als Unsinn abgetan.
Luke gab Kathy den kleinen Buck zurück, um auf sein Zimmer zu gehen. Kurz darauf fuhr Kathy mit dem Baby nach Hause und überließ Eleanor ihren Kochvorbereitungen.
Sie hatte keine Ahnung, wo sich der große Buck aufhielt. Vermutlich versteckte er sich irgendwo und überlegte, wie er sich verhalten sollte, wenn er nach Hause kam. Bei dem Gedanken musste Eleanor lächeln.
Ruth hatte
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