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Im Kreis des Wolfs

Im Kreis des Wolfs

Titel: Im Kreis des Wolfs Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nicholas Evans
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Kleinigkeit …«
    Sie betrachtete das Schmuckstück mit seltsamem Gesichtsausdruck. Vielleicht gefiel es ihr nicht, dachte Luke.
    »Sie t-t-tauschen es auch um. Ich meine, wenn es dir nicht …«
    »Nein, nein, es gefällt mir.«
    Er lächelte und nickte: »Jedenfalls … fröhliche Weihnachten.«
    »Ich hab gar nichts für dich.«
    »Das macht nichts.«
    »Ach, Luke.«
    Sie schlang die Arme um seinen Hals und drückte sich an ihn. Er hielt sie fest, spürte ihren nackten Rücken unter seinen Händen, beugte sich herab und küsste sie sanft auf die Schulter.
    »Ich will nicht, dass du wegfährst.«
    »Ich auch nicht. Du wirst mir fehlen.«
    »Ich liebe dich, Helen.«
    »Ach, Luke, sag so was nicht.«
    »Doch.«
    Er schob sie ein wenig von sich weg und schaute ihr in die Augen.
    Sie runzelte die Stirn. »Ich bin zu alt für dich. Es geht nicht. Letztens, an dem Abend, da hätte ich nie …«
    »W-W-Warum geht es nicht? So viel älter bist du gar nicht. Und w-w-was macht das schon?«
    »Ich weiß nicht, aber …«
    »Liebst du immer noch Joel?«
    »Nein.«
    »Er hat dir weh getan. Ich könnte dir nie weh tun.«
    »Aber ich …« Sie hielt inne.
    »Was?«
    »Ich könnte
dir
weh tun.«
    Sie sahen sich lange an. Ihr Mund war leicht geöffnet. Sein ganzer Körper verlangte nach ihr. Er zog sie an sich und küsste sie. Einen Augenblick dachte er, sie wolle sich ihm entziehen, doch dann fühlte er, wie ihr Mund weich wurde und sich öffnete. Sie schnappte ein wenig nach Luft, und er spürte, wie ihre Finger sich um seinen Arm krallten.
    »Das ist mir egal«, keuchte er.
    Als sie sich eine Stunde später verabschiedeten und Luke sich auf den Heimweg machte, schneite es heftig. Hätte er sich umgesehen, wären ihm vielleicht die bereits halb verschneiten Spuren vor dem Hüttenfenster aufgefallen; doch er war mit dem Kopf ganz woanders.

28
    Als Braut war Courtney Dasilva ebenso perfekt wie in allem anderen auch. Sie war eine von jenen Bräuten, die erwachsene Männer in Entzücken versetzten und nicht so freundlich gesinnte Seelen – zu denen sich Helen zählte – vor Neid erblassen ließen.
    Das Kleid, ein schulterfreies Modell aus elfenbeinfarbenem Satin, war so geschnitten, dass es einen dezenten, doch aufreizenden Blick sowohl auf den Brustansatz als auch auf die Knie der Braut gewährte. Es war zu einem exorbitanten Preis von einem italienischen Designer in der Madison Avenue angefertigt worden, dessen Name den Gästen ein beeindrucktesOh! oder Ah! entlockte, Helen aber überhaupt nichts sagte. Jedenfalls konnte man bei dieser Kreation den Eindruck gewinnen, die liebe Courtney sei in einen Mixer gesteckt und dann als Bananen-Daiquiri in ihr Kleid gegossen worden.
    Sie wurden am Vormittag des ersten Weihnachtstages getraut, um dem Paar und jenen besonderen Gästen, die schon vorher eingeflogen worden waren, einige Tage Zeit zu geben, ihre Sonnenbräune aufzufrischen. Die von Reverend Winston Glover in einer gekonnten Mischung aus Witz und Ernst abgehaltene Zeremonie fand in einer blumengeschmückten Laube mit Blick auf die Meeresbucht statt. Über ihre Champagnergläser hinweg sahen sie anschließend einen karibischen Santa Claus auf Jetskiern über das türkisfarbene Wasser gleiten. Er hielt am Strand und stapfte mit tropfnassen, nackten Beinen zwischen ihnen herum, wünschte allen fröhliche Weihnachten und verteilte Geschenke, die in Papier von Saks eingewickelt waren, jenem berühmten Nobelkaufhaus an der Fifth Avenue, in dem Courtney sie persönlich für jeden Gast ausgesucht hatte. Helens Geschenk war ein Kosmetikkoffer aus Eidechsenlederimitat.
    Etwa zwanzig Gäste waren geladen, und außer ihrer Schwester Celia, Bryan und deren Kindern kannte Helen nur Garry, den jüngeren Bruder ihres Vaters, sowie Dawn, seine langweilige Frau. Helen und Celia waren ihnen in den letzten drei Tagen aus dem Weg gegangen, eine Fähigkeit, in der sie einiges Geschick besaßen.
    Garry hatte sich nie so recht in seine Rolle als Onkel hineinfinden können. Seit ihren Teenagertagen flirtete er mit ihnen, küsste sie bei der Begrüßung auf den Mund, statt auf die Wangen, und machte anzügliche Bemerkungen, die Dawn aus unerfindlichen Gründen überaus amüsant zufinden schien. Insgeheim nannten die Schwestern sie nur Schmachtsuse und Grapscher.
    Es war schön, Celia wiederzusehen und mit ihr allein zu sein, denn Bryan verbrachte die meiste Zeit damit, für Kayle und Carey den pflichtbewussten Vater zu spielen. Ständig war er

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