Im Kreis des Wolfs
waren schlanker, noch nicht ganz ausgewachsen.
Lovelaces Herz begann zu rasen. Er konnte sein Glück nicht fassen. Leise schob er den Sicherungshebel zurück und stellte das Laserzielfernrohr an.
Calders Aussage nach bestand das Rudel aus acht Tieren, also ließ er die Wegbiegung nicht aus den Augen, wartete darauf, dass die anderen auftauchten. Aber sie kamen nicht. Ungewöhnlich, dachte er, dass sie nicht alle zusammen jagen,aber immerhin konnte er zwei aufs Korn nehmen. Die Wölfe mit Halsband würde er erst dann töten, wenn alle anderen erledigt waren. Solange die Signale kamen, würde die Frau vermutlich glauben, dass es dem ganzen Rudel gutginge. Außerdem – wenn er nur die verdammte Frequenz finden würde, dann könnte sie ihn zu den anderen Tieren führen.
Die Wölfe blieben dort stehen, wo der Pfad durch ein Weidengebüsch führte, etwa fünfzehn Meter unterhalb des Rehkadavers. Die Weiße stand regungslos, die Schnauze im Wind, und Lovelace fürchtete schon, dass sie seine Witterung aufgenommen hatte. Er lenkte den roten Laserpunkt auf ihre Brust. Vielleicht sollte er das Halsband einfach vergessen und sie jetzt erledigen. Das Problem war nur, dass die beiden Wölfe ohne Halsband von den Weiden versteckt wurden. Wahrscheinlich würde er sie nur verscheuchen. Doch jetzt trottete die Weiße wieder voraus, langsamer als zuvor, und die anderen folgten ihr.
Zehn Minuten lief sie am Ufer auf und ab, ehe es ihr sicher genug erschien, Eis und Wasser zu überqueren, um zum Kadaver zu gelangen. Lovelace hätte jedes Tier ein dutzendmal erschießen können, aber er wartete ab und beobachtete. Er wollte sie alle bei dem toten Reh haben, wollte, dass sie soviel davon fraßen, dass jemand, der die Reste fand, glaubte, die Wölfe hätten das Tier gerissen.
Erst als sie mit ihrem Festschmaus fast fertig waren, machte er sich fertig zum Schuss. Die beiden Wölfe ohne Halsband standen nebeneinander, die Köpfe tief im Rehfleisch vergraben. Lovelace nahm den Wolf, der ihm am nächsten war, ins Fadenkreuz, da er dessen Brust besser ins Visier bekam. Gleich darauf hob der Wolf den Kopf, um ein Stück Fleisch zu verschlingen. Lovelace sah das Blut grün an seiner Schnauze glänzen.
Er drückte ab.
Die Wucht des Einschlags schleuderte den Wolf vom Felsen ins Wasser. Lovelace hatte erwartet, dass die anderen in panischer Angst davonjagen würden, doch das taten sie nicht. Sie hörten nur auf zu fressen und starrten das Tier an, das er erschossen hatte und nun nicht mehr sehen konnte. Rasch schob der alte Wolfsjäger eine zweite Kugel in die Kammer.
Den zweiten traf er in den Kopf, und der Wolf fiel wie ein Stein neben dem Reh zu Boden. Doch diesmal schossen die beiden übrigen Wölfe davon. Blitzschnell rannten sie durch das Wasser, kletterten das eisige Ufer hinauf und verschwanden im Wald.
Er brauchte fast eine Stunde, um durch den Bach zu waten und die toten Wölfe an ihren Hinterläufen durchs Wasser zu ziehen. Es waren bloß Welpen, aber jeder wog so an die dreißig, fünfunddreißig Kilo. Und nachdem er sie hinten aufs Schneemobil geladen hatte und damit zur Mine gefahren war, fand er kaum noch die Kraft, wieder abzusteigen.
Er warf sie neben dem unkrautüberwucherten Luftschacht, den er gestern entdeckt hatte, zu Boden und hob vorsichtig die verfaulenden Kiefernstämme zur Seite, mit denen das Loch abgedeckt worden war.
Einen nach dem anderen wuchtete er die Wölfe über den Schachtrand und ließ sie vorsichtig am Schwanz hinab. Dann horchte er, wie sie in einer Steinlawine hinunterkollerten und mit einem leisen Platschen tief im Bauch der Mine landeten.
Einen Augenblick verharrte er, lauschte in die Stille.
»Glaubst du, Joseph, dass ihr Leben genauso ist wie unseres? Ich meine, das, woraus es gemacht ist, dieser kleine Funke in ihnen, der Geist oder was es auch immer seinmag. Glaubst du, es ist das gleiche, was wir auch in uns haben?«
»Nein, Liebes, natürlich nicht. Wie könnte es denn das gleiche sein?«
Der Wind hatte sich gelegt. Es begann wieder zu schneien. Bis zum Morgen würden seine Spuren verschwunden sein.
Sie konnte immer noch nicht glauben, dass sie abreisen würde.
Ihr Flug ging am nächsten Morgen um sechs Uhr. Trotz ihres Protests hatte Luke darauf bestanden, sie zum Flughafen zu bringen. Die Tasche lag bereits gepackt unter dem Bett.
Ihr Vater hatte einen Prospekt vom Hotel geschickt, in dem sie alle wohnen würden. Es hieß Sandpiper Inn und sah einfach himmlisch aus. Es gab
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