Im Kreis des Wolfs
wenn eine hübsche Frau allein feiern muss.«
Der hat mir gerade noch gefehlt, dachte Helen. Sie drehte sich um und sah Buck Calder, der sie mit einem anzüglichen Grinsen musterte. Auf seinem Hut und seinen Schultern lag noch Schnee.
»Warum sollte ich etwas feiern?«
»Sie haben Ihr Urteil. Sieht so aus, als würde der alte Abe für eine Weile von der Bildfläche verschwinden. Das wollten Sie doch, oder?«
Helen schüttelte den Kopf und wandte den Blick von ihm ab.
»Macht es Ihnen was aus, wenn ich mich zu Ihnen setze?«
»Macht es Ihnen was aus, wenn ich Sie frage, was Sie hier zu suchen haben?«
»Na ja, ich war grad auf dem Heimweg, und da hab ich draußen Ihren Pick-up gesehen und gedacht, ich schau mal rein und sage hallo.«
»Ach so, na schön, hallo.«
Die Kellnerin kam, und Buck bestellte zwei Weizenbier.
»Danke, Mr. Calder, aber ich …«
»Buck.«
»Tja, nun gut, vielen Dank, aber ich muss los.«
Er wandte sich an die Kellnerin. »Ist in Ordnung, Süße. Ich trink beide.«
Er setzte sich ihr gegenüber auf die Bank. Helen ermahnte sich, ruhig zu bleiben. Auch wenn sie den Mann nicht mochte, war er doch immer noch Lukes Vater. Und wenn sie ihn gegen sich aufbrachte, schadete ihnen das nur.
»Ich wollte mit Ihnen über Luke reden«, sagte er.
Helen lachte kurz auf. Noch einer, dachte sie.
»Warum lachen Sie?«
»Ach, nur so.«
Er betrachtete sie mit einem wissenden Lächeln.
»Ich möchte Ihnen sagen, egal, was böse Zungen behaupten …«
»Mr. Calder …«
»Buck.«
»Buck, ich habe wirklich keine Ahnung, wovon Sie reden.«
Die Kellnerin brachte das Bier. Er dankte ihr und wartete, bis sie gegangen war, ehe er fortfuhr.
»Ich möchte Ihnen nur sagen, wie dankbar Eleanor und ich für das sind, was Sie für den Jungen getan haben, dass Sie mit ihm zusammenarbeiten und so. Natürlich sehen wir ihn deshalb im Augenblick nicht gerade häufig. Aber ich muss Ihnen auch sagen, dass ich ihn auf der Ranch brauche, wenn die Kühe kalben. Das werden Sie hoffentlich verstehen …«
Helen nickte.
»Seine Mutter hat erst gestern Abend gemeint, sie habeden Jungen noch nie so glücklich gesehen. Er scheint endlich ein wenig erwachsen geworden zu sein. Selbst mit dem Stottern ist es ein wenig besser. Und dafür wollte ich Ihnen danken.«
Er nahm einen Schluck Bier. Helen wusste nicht, was sie sagen sollte. Der Kerl hatte sie wie immer überrumpelt. Vielleicht sollte sie also ihren natürlichen Instinkt zur Flucht unterdrücken und das Thema Luke und Universität anschneiden, solange er so gut gelaunt schien.
»Sie haben sich da oben im Zeugenstand verdammt gut gehalten«, sagte er.
Helen zuckte lächelnd die Achseln.
»Nein, das meine ich ernst. Wirklich beeindruckend.«
»Danke. Sie aber auch.«
Er nickte huldvoll. Eine Weile schwiegen sie.
»Wissen Sie, ich glaube, wenn das alles am Anfang nicht so schiefgelaufen wäre, könnten wir heute Freunde sein.«
»Aber wir sind doch Freunde. Jedenfalls, was mich betrifft.«
»Also gut. Mehr als nur Freunde.«
Sie tat, als verstünde sie ihn nicht recht. Er betrachtete sie mit einem anzüglichen Grinsen. Dann griff er unter den Tisch und legte eine Hand auf ihr Knie. Helen holte tief Luft und stand auf.
»Tut mir leid. Ich muss jetzt gehen.«
Sie zog ihren Mantel an und nahm Geld aus der Tasche, um ihr Bier zu bezahlen. Er lehnte sich zurück und musterte sie ungerührt lächelnd. Er spielte mit ihr. Sie überlegte, ob sie ihm das volle Glas Bier über den Kopf schütten sollte, entschied sich aber in letzter Sekunde dagegen.
»Wiedersehen«, sagte sie und ging.
Es schneite heftig. Als sie über den Parkplatz hastete, glitt sie aus und wäre beinahe hingefallen. Sie war so aufgebrachtund wütend, dass sie eine ganze Weile brauchte, bis sie ihren Autoschlüssel fand. Wie
konnte
er es wagen? Am liebsten hätte sie ihn ermordet.
Als sie den Schlüssel ins Schloss steckte, spürte sie eine Hand auf ihrer Schulter und fuhr mit einem erschreckten Aufschrei zusammen.
Er drehte sie um, umklammerte ihre Arme unterhalb der Ellbogen und drückte sie gegen den Pick-up.
»Warum gibst du dich mit einem Jungen zufrieden, wenn du einen Mann haben kannst?«, fragte er.
Sie versuchte, Ruhe zu bewahren. »Nehmen Sie die Hände weg. Sofort.«
»Komm schon, wir wissen doch beide, wie scharf du auf einen Mann bist.«
Er beugte sich zu ihr herunter, und sie fühlte seinen warmen Bieratem im Gesicht. Mit aller Kraft riss sie ihr Knie zwischen seinen
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