Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Im Kreis des Wolfs

Im Kreis des Wolfs

Titel: Im Kreis des Wolfs Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nicholas Evans
Vom Netzwerk:
zur Verfügung.«
    »Sie würde ich nicht mal zum Arschabputzen einstellen.«
    »Na, dann haben Sie aber Glück, dass Sie Ihren Arsch nur zum Reden verwenden«, sagte Helen leise und ohne ihn anzublicken, doch Dan sah dem Typen an, dass er sie verstanden hatte.
    Erst als sie durch die Menge waren, sagte Dan: »Wer zum Teufel war denn das?«
    »Einer von meinen Holzfällerkumpels. Wir schweigen uns gelegentlich im Wald an.«
    Sie stiegen in ihre jeweiligen Autos und fuhren getrennt zu einer Bar. Dan hoffte, dass die Harding-Fans ihren Kummer nicht ausgerechnet dort ersäufen würden. Alles in dem Lokal, von den Kornchips bis zum Bier, stammte aus biologischem Anbau, und die Kundschaft setzte sich überwiegend aus Studenten und Vegetariern zusammen. Die Musikwar ausschließlich New Age, und nirgendwo an den Wänden hing auch nur ein einziges Geweih.
    Sie fanden eine freie Ecke und bestellten zwei Weizenbiere. Dan fischte eine dicke Zitronenscheibe aus seinem Glas. Er konnte einfach nicht verstehen, was die in seinem Bier zu suchen hatte.
    »Hat Luke schon etwas von der Uni gehört?«, fragte er.
    »Noch nicht. Er hat ihnen einen tollen Bericht über seine Arbeit mit dem G.I.S.-System geschickt.«
    »Sie werden ihn schon nehmen.«
    »Ja. Er muss es nur noch seinem Vater sagen.«
    »Machst du Witze? Weiß der das denn noch nicht?«
    »Nee.«
    Helen nahm einen Schluck.
    »Weißt du, inzwischen kann ich mir schon fast einen Drink gönnen, ohne mich nach einer Zigarette zu sehnen.«
    »Wie lange ist es jetzt her, seit du aufgehört hast?«
    »Vier Monate.«
    »Gar nicht schlecht.«
    Sie schwiegen eine Weile. Dan fragte sich, wie er das heikle Thema ansprechen sollte, über das er schon seit Wochen nachgrübelte. Er nahm noch einen großen Schluck Bier und stellte sein Glas ab.
    »Ich muss dir was sagen, Helen.«
    »Willst du mich feuern? In Ordnung, ich kündige.«
    Er lächelte. »Nein.« Dann zögerte er und sagte schließlich: »Ich erhalte nur ständig diese Anrufe im Büro, weißt du.«
    Sie runzelte die Stirn.
    »Klingt jedes Mal, als wäre ein anderer am Apparat, und keiner von denen nennt seinen Namen. Bestimmt versucht bloß irgend jemand, wegen dieser Sache mit Abe Harding Staub aufzuwirbeln, und ehrlich gesagt, ich …«
    »Um Himmels willen, Dan, hör auf, um den heißen Brei herumzureden, und sag mir endlich, was los ist!«
    »Es fällt mir nicht leicht, okay? Es geht um Luke.«
    Er sah, wie sie leicht zusammenzuckte. »Was ist mit ihm?«
    »Na ja, ich weiß, er verbringt viel Zeit oben in der Hütte, weil ihr oft nachts unterwegs seid und viel zu tun habt. Und ich verstehe auch, dass er manchmal da übernachten muss. Aber einige Leute, weißt du, na ja, die kommen da auf dumme Gedanken.«
    »Aha, und was wären das für dumme Gedanken?«
    »Komm schon, Helen, du weißt, worauf ich hinauswill.«
    »Tut mir leid, das weiß ich nicht.«
    Dan begann, die Geduld zu verlieren.
    »Okay, dann sag ich es dir in aller Deutlichkeit. Sie behaupten, dass du und Luke, dass ihr … eine Art Affäre oder so was Ähnliches habt.«
    »So was Ähnliches?«
    Dan wandte leise fluchend den Blick ab.
    »Und jetzt willst du, dass ich dir sage, ob es wahr ist oder nicht?«
    »Nein«, log er. »Du weißt ganz genau, dass es mir nicht darum geht.«
    Sein Handy klingelte. »Scheiße!«
    Er suchte nach dem Telefon und fand es schließlich in seiner Manteltasche. Der Anruf kam von Bill Rimmer. Er sagte, dass einige Wölfe in der Nähe von Boulder drei Kälber gerissen hatten. Der Rancher, den Dan gut kannte, sei fuchsteufelswild. Bill meinte, es sei wichtig, dass Dan gleich herkomme und versuche, die Wogen zu glätten.
    »Tut mir leid, Helen, ich muss gehen.«
    »Na gut.«
    Sie beobachtete ihn, wie er den Mantel anzog und seinBier austrank. Nach dem, was er gesagt hatte, fühlte er sich mies und schäbig.
    »Ich ruf dich morgen Vormittag an.«
    »Schön. Ich bleib noch auf ein Bier.«
    »Tut mir leid. Irgendwie habe ich es falsch angepackt.«
    »Macht nichts.«
    Er drehte sich um und ging zur Tür, als sie seinen Namen rief. Er blieb stehen und wandte sich noch einmal zu ihr um. Sie sah verletzt – und wunderschön – aus.
    »Übrigens«, sagte sie, »es stimmt.«
    Als er nach Boulder fuhr, schwirrte ihm der Kopf, und das Herz wurde ihm schwer.
     
    Helen hatte ihr zweites Bier ausgetrunken und fragte sich, ob sie sich noch ein drittes bestellen sollte, als sie hinter sich eine Stimme hörte: »Ist doch wirklich ein trauriger Anblick,

Weitere Kostenlose Bücher