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Im Kreis des Wolfs

Im Kreis des Wolfs

Titel: Im Kreis des Wolfs Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nicholas Evans
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sehr darum bemühte, ihr Kleid zu trocknen. Er lag vor ihr auf den Knien und rieb ihre Oberschenkel mit einem Tuch ab. Alle starrten sie an.
    »Danke, das reicht. Danke, jetzt ist genug. SCHLUSS jetzt!« Zum Glück hörte er endlich auf und verschwand. Helen stand da in ihrem feuchten Kleid, zuckte die Schultern und grinste verlegen die Leute an den Nachbartischen an. Dann sah sie ihren Vater kommen und verzog das Gesicht zu einer Grimasse, die hoffentlich einem Lächeln glich. Er breitete die Arme aus, und sie ließ sich von ihm umarmen.
    »Na, wie geht’s meiner Kleinen?«
    »Nass bin ich, und mir ist heiß.« Er küsste sie. Er hatteEau de Cologne benutzt. Eau de Cologne! Er trat einen Schritt zurück, hielt sie an den Händen und schaute sie an.
    »Du siehst phantastisch aus«, log er.
    Helen zuckte die Achseln. Sie hatte noch nie gewusst, wie sie auf seine Komplimente reagieren sollte. Genauso wenig übrigens wie auf die Komplimente anderer Männer, von denen sie allerdings auch nicht allzu viele erhielt. Ihr Vater drehte sich zur attraktiven Courtney um, die etwas abseits stand und ihnen liebevoll zusah.
    »Meine Kleine, darf ich dir Courtney Dasilva vorstellen?«
    Helen fragte sich, ob er erwartete, dass sie sich einen Kuss gaben, und war erleichtert, als Courtney ihre schmale, gebräunte Hand ausstreckte.
    »Hallo«, sagte Helen und schüttelte die dargebotene Hand. »Super Fingernägel.«
    Sie passten farblich zum Gürtel, zu den Schuhen und Lippen und bestimmt auch zur Unterwäsche. Helens eigene Fingernägel sahen wie die eines Lastwagenfahrers aus, kurz und brüchig, weil sie einen Sommer lang im Moby Dick gearbeitet hatte.
    »Oh, vielen Dank«, sagte Courtney. »Du Ärmste, ist dein Kleid ruiniert? Howard, Liebling, wir sollten ihr ein neues kaufen. Gleich um die Ecke ist ein schicker Laden …«
    »Ist schon in Ordnung, wirklich. Eigentlich mache ich das ja immer so, wenn ich mich ein wenig abkühlen will. Und wenn wir keinen Wein mehr haben, brauche ich nur mein Kleid auszuwringen.«
    Liebling Howard bestellte Champagner, und nach einigen Gläsern fühlte Helen sich besser. Sie redeten über das Wetter, über New York bei dieser Hitze und über SoHo, wo Courtney sich natürlich ein Loft mieten wollte. Helen konnte der Versuchung nicht widerstehen und fragte sie mit unbewegter Miene, was sie denn in der Dachkammer aufbewahrenwolle, Weihnachtsschmuck etwa? Geduldig erklärte ihr Courtney daraufhin, dass mit Loft in diesem Zusammenhang natürlich eine Art Studiowohnung gemeint war.
    Der Kellner tauchte wieder auf und informierte Helen, dass sie hier nicht rauchen dürfe, was angesichts der Tatsache, dass sie
alfresco
auf einer
terrazzo
saßen und Abgase einatmeten, ziemlich idiotisch schien. Außerdem war sie enttäuscht, hatte sie doch bereits Courtneys missbilligenden Blick bemerkt. Sie hatte nach sieben Jahren Abstinenz gerade erst wieder mit dem Rauchen angefangen und fand ein perverses Vergnügen daran, die einzige rauchende Biologin zu sein, die sie kannte.
    Sie gaben ihre Bestellung auf. Helen meldete sich zuerst zu Wort und entschied sich für eine Fischterrine, gefolgt von einer gehaltvollen Portion Pasta. Courtney wollte nur einen Rucolasalat mit Zitronensaft, doch ohne Dressing, woraufhin ihr neuerdings so schlanker Vater – der ihr bereits mit einem stolzen Tätscheln seines Bauchs anvertraut hatte, dass er jeden Morgen einen Fitnessklub aufsuchte, wohin allerhand berühmte Leute kamen – sich Gelbbarsch bestellte, gegrillt, ohne Öl, ohne Sauce und ohne Vorspeise. Helen fühlte sich jetzt nicht nur wie ein Tollpatsch, sondern auch noch wie ein Vielfraß.
    Während ihr der Kellner einen riesigen Berg Spaghetti carbonara auf den Teller häufte, beugte sich Liebling Howard zu ihr und sagte: »Jetzt rate mal, wo wir heiraten werden.«
    Helen hätte beinahe Vegas gesagt oder Reno oder wie immer der Ort auch hieß, an dem man notfalls schon am nächsten Tag die Scheidungspapiere aus einem Automaten ziehen konnte.
    »Ich habe absolut keine Ahnung.«
    »Auf Barbados.«
    Er nahm Courtneys Hand, und Courtney lächelte und küsste ihn auf die Wange. Helen hätte am liebsten gekotzt.
    »Wow«, sagte sie stattdessen. »Auf Barbados!«
    »Aber nur, wenn du versprichst, auch zu kommen«, sagte Courtney und drohte ihr mit einem der langen roten Fingernägel.
    »Aber sicher doch, ich jette oft da runter, warum also nicht zu eurer Hochzeit?« Helen sah, dass sie ihren Vater kränkte, und nahm sich vor,

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