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Im Kreis des Wolfs

Im Kreis des Wolfs

Titel: Im Kreis des Wolfs Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nicholas Evans
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Augen auf und erblickte seine Mutter, die neben seinem Bett stand und auf ihn herabschaute.
    »Geht’s dir gut?«
    »Klar, ich hab ein paar Übungen gemacht und muss wohl dabei eingeschlafen sein.«
    Sie strich ihm das Haar aus der Stirn und lächelte, aber er sah ihren Augen an, dass etwas nicht stimmte. Er setzte sich auf, schwang seine Beine vom Bett und zog sich die Stiefel an.
    »Was ist los?«
    Sie wandte den Blick ab und seufzte.
    »Mom?«
    »Clyde hat ein totes Kalb gefunden. Und dein Vater macht deshalb ein ziemliches Theater.«
    »W-wo?«
    »Ach, irgendwo, ich weiß nicht.«
    »Oben auf den Pachtweiden?«
    Sie schaute ihn an und nickte.
    »Und er glaubt, dass es ein W-W-Wolf war?«
    »Ja, Nat Thomas glaubt es auch. Komm schon, sie sind alle unten. Bringen wir es hinter uns.«
    Er folgte ihr über den Flur zur Treppe. Was sollte er sagen? Er wusste, dass ihm sein Vater Vorwürfe machen würde. Wie um alles in der Welt hatte Clyde das Kalb bloß gefunden? Und wieso spionierte der ihm überhaupt nach?
    Luke hatte den Kadaver vor zwei Tagen entdeckt. Im Sand fand er Wolfsspuren und frische Losung, also zerrte er das Kalb in die Schlucht und deckte es mit Steinen zu. Dann brach er einen Kiefernzweig ab, verwischte damit die Spuren und beseitigte schließlich die Losung. Er sagte sich, dass man erst im Herbst was merken würde, wenn das Vieh zu Tal getrieben und gezählt wurde.
    Als er auf die Küchentür zuging, hörte Luke sie miteinander reden. Clyde lachte und erzählte den beiden Rancharbeitern Ray und Jesse, die ihnen beim Heuen halfen, was Nat Thomas gesagt hatte, verstummte aber sofort, als Luke eintrat. Alle schauten ihn an. Sein Vater saß am Tischende.
    »Na, Luke«, sagte er, »hast du gut geschlafen?«
    »Ich w-w-wollte …«
    »Komm und iss. Sonst wird’s noch kalt.«
    Luke setzte sich neben Ray, der ihm zunickte.
    »Wie geht’s, Luke?«
    »G-G-Gut.«
    Seine Mutter schnitt ihm eine Scheibe Fleischkäse ab,eines der wenigen Fleischgerichte, die er gern aß, doch verspürte er im Augenblick überhaupt keinen Hunger. Die anderen waren mit dem Essen fast fertig.
    »Also«, fuhr Clyde fort, »er kratzt sich am Schädel, wird ganz nervös und sagt, tja, das sei gar nicht so einfach, worauf Buck meint: ›Also, an Altersschwäche ist es jedenfalls nicht eingegangen!‹«
    Clyde wieherte vor Lachen, und die Rancharbeiter grinsten. Luke wusste, dass sein Vater ihn beobachtete, hielt den Blick aber auf den Teller gerichtet, während seine Mutter ihm Salat und Kartoffeln darauf häufte. Dann reichte sie ihm den Teller und gab anschließend den Rancharbeitern noch einen Nachschlag.
    »Also, Luke«, sagte sein Vater. »Du hast wahrscheinlich schon gehört, dass wir ein totes Kalb gefunden haben.«
    Luke hatte den Mund voll, also nickte er nur. Sein Vater wartete auf eine Antwort.
    »Ja, Sir. W-W-Wo habt ihr es g-g-gefunden?«
    »Oben am Ripple Creek«, sagte Clyde. »Du kennst doch die Schlucht, die unten am Fuß der Weide beginnt, oder?«
    »‘türlich.«
    Die Farmarbeiter spürten, dass dies hier eine Familienangelegenheit war, und stierten in ihr Essen. Sein Vater hatte ihn nicht einen Moment aus den Augen gelassen.
    »Ich dachte, du würdest da jeden Tag nachsehen«, sagte er.
    »Nicht g-g-gerade in der Sch-Sch-Schlucht. Ich reite immer o-o-oben lang.«
    »Da lag es ja. Ganz oben, direkt am Eingang zur Schlucht.«
    Jemand oder etwas musste das Kalb gefunden und wieder zurückgeschleppt haben, dachte Luke. Wer machte so etwas? Vielleicht waren die Wölfe noch einmal zurückgekommen.
    »W-W-Was hat es u-u-u-…?«
    »Was es umgebracht hat?«
    »Ja.«
    »Nat Thomas nimmt an, dass es ein Wolf war. Dieser Prior versucht, Bill Rimmer zu erwischen, und will heute Nachmittag mit ihm herkommen. Aber mir macht Sorge, wie viele tote Kälber da oben wohl noch sind.«
    »Ich g-g-glaub nicht, d-d-dass…«
    »Du wolltest diesen Job, Luke, aber wenn du ihn machen willst, dann mach ihn vernünftig, okay?«
    Luke nickte. »Ja, Sir.«
    »Sonst müssen wir dir Jesse hinterherschicken.«
    »Puh«, sagte Ray, wischte sich die Stirn und grinste. »Glück gehabt. Muss ich mich wenigstens nicht von Wölfen fressen lassen.«
    Alle lachten, und die Spannung ließ ein wenig nach. Sein Vater stand auf, und als wäre er mit unsichtbaren Fäden an ihn gebunden, erhob sich auch Clyde.
    »Wahrscheinlich war es ja gar kein Wolf«, sagte seine Mutter.
    »Nat Thomas behauptet was anderes«, sagte Buck und setzte sich den Hut auf. Lukes

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