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Im Kreis des Wolfs

Im Kreis des Wolfs

Titel: Im Kreis des Wolfs Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nicholas Evans
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vielleicht.«
    »Was sagst du, war’s ein Wolf?«
    »Tja, ist ziemlich drauf rumgekaut worden. Siehst du die Bissspuren hier am Hals? Das war ein Raubtier mit ganz schön großem Kiefer, und nach Bär sieht das nicht aus. Könnte ein Wolf oder ein Kojote gewesen sein. Habt ihr schon nach Spuren gesucht?«
    »Zu trocken«, sagte Clyde. »Außerdem sieht man den Boden vor lauter Grashüpfern nicht.«
    »Vielleicht ist es schon tot gewesen, und was immer es auch war, hat nur daran rumgeknabbert.«
    »Meine Kühe brechen nicht einfach tot zusammen, Nat, das müsstest du doch wissen.«
    »Sicher, aber nach dem bisschen zu urteilen, was hier noch übrig ist, hätte das Kalb auch vom Blitz erschlagen werden können, was weiß ich …«
    »Vom Blitz erschlagen. Jetzt mach mal ‘nen Punkt, Nat.«
    »Na ja …«
    Buck blickte auf den Kadaver. Dann entdeckte er etwas, bückte sich und hob es auf. Ein Fetzen Fell, in der Sonne ausgedörrt, darauf das verschnörkelte HC der Calder-Ranch. Er blies den Grashüpfer herunter.
    Klar, man verlor hin und wieder ein Kalb. Manchmal wurde eines krank oder stürzte in irgendeine Schlucht. Vor einigen Jahren hatten sie ein paar Tiere durch einen alten Grizzlybären verloren, und ein Vertreter vom Amt für Wildschäden war gekommen und hatte ihn erledigt. Wenn man in einer solchen Gegend Vieh hielt, war es normal, dass hin und wieder ein Kalb draufging.
    Doch in den letzten zwei Jahren war jedes Tier, das sie für den Sommer auf die Pachtweiden hinaufgetrieben hatten, auch sicher und gesund wieder zurückgekommen. Und als er jetzt sein Brandzeichen auf diesem Stück Fell sah, spürte Buck, wie die Wut in ihm aufstieg.
    Er war felsenfest davon überzeugt, dass hier ein Wolf am Werk gewesen war, und er würde es verdammt noch mal auch beweisen. Wahrscheinlich war es derselbe, der Kathys Hund getötet hatte, eines von diesen Raubtieren, das von den Beamten in Yellowstone freigelassen worden war. Und jetzt erwarteten die wahrscheinlich auch noch, dass man tatenlos zusah und ihnen weitere fünfhundert Dollar teure Kälber zum Fraß vorwarf! Da konnte einem doch schlecht werden. Buck würde da jedenfalls nicht mitmachen.
    Er schleuderte das Stück Fell fort und sah ihm nach, als es wie ein Frisby die Schlucht hinabsegelte.
    »Also, Nat, gibst du mir nun recht, wenn ich behaupte, dass das hier ein Wolf war, oder nicht?«
    Der Tierarzt stand auf und kratzte sich am Kopf. Buck sah, wie unangenehm es ihm war, so in die Enge getrieben zu werden. Die beiden Männer kannten sich seit ihrer Kindheit, und beide wussten, dass Nat und sein Vater gutes Geld mit der Arbeit für die Ranch verdient hatten.
    »Tja, Buck, weißt du, das ist wirklich nicht einfach.«
    »Also, an Altersschwäche ist es wohl kaum eingegangen.«
    »Vielleicht nicht, aber …«
    »Und ein Bär war es nicht, hast du gesagt.«
    »Ganz auszuschließen ist es nicht.«
    Buck legte dem Tierarzt einen Arm um die Schulter. Nat war klein, und Buck ragte wie ein großer Onkel über ihm auf.
    »Du bist ein guter Freund, Nat, und ich will dir keine Worte in den Mund legen. Aber du weißt ja, wie diese fanatischen Tierschützer sind. Sie werden alles mögliche anstellen, um nicht zugeben zu müssen, dass es einer von ihren kostbaren Wölfen war. Und ich will bloß deine Expertenmeinung, nur ein bisschen Munition.«
    »Na ja, vielleicht.«
    »Mit einem ›vielleicht‹ ist uns bei diesen Typen nicht viel geholfen. Eigentlich willst du doch sagen, dass es mit neunzigprozentiger Wahrscheinlichkeit ein Wolf war, stimmt’s? Also mit achtzig Prozent? Sag’s mir.«
    »Treib’s nicht zu weit, Buck.«
    »Also fünfundsiebzig Prozent.«
    »Na ja, ich weiß nicht. Vielleicht.«
    »Gut, also fünfundsiebzig Prozent.« Buck nahm seinen Arm von den Schultern des Tierarztes. Er hatte, was er haben wollte. »Ich danke dir, Nat. Ich weiß das wirklich zu schätzen, altes Haus. Du kannst es jetzt abdecken, Clyde.«
    Sie hatten mit dem Lieferwagen eine alte grüne Plane hergebracht, die Clyde nun über den Kadaver breitete, wobei er einen Schwarm von Grashüpfern aufschreckte. Nat Thomas sah auf seine Uhr und meinte, er sei spät dran und müsse jetzt gehen. Buck wusste, der arme Kerl wollte einfach nicht mehr in der Nähe sein, wenn die Bundesbeamten auftauchten. Er klopfte ihm auf die Schulter, und zusammen machten sie sich auf den Weg.
    »Ich fahr dich runter. Komm schon, Clyde, rufen wir die Wolfsfanatiker an.«
    »Luke? Kommst du essen?«
    Luke schlug die

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