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Im Kreis des Wolfs

Im Kreis des Wolfs

Titel: Im Kreis des Wolfs Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nicholas Evans
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pickeligen Jungs seine drei Dollar für einen Teller mit Steak und Chilibohnen. Dann blieb er etwas abseits stehen und nahm einen Bissen, während das königliche Paar vorüberschritt, lächelte und den Eingeborenen, Buck eingeschlossen, huldvoll zunickte.
    »Hallo, wie geht’s?«, fragte Townsend. Buck wusste, dass der Typ keine Ahnung hatte, wer er war.
    »Gut. Und selbst?«
    »Ausgezeichnet. Schön, Sie zu sehen.«
    Und er ging weiter. Arschloch, dachte Buck.
    Das Steak war zäh und fett, und Buck kaute deprimiert darauf herum, während er dem süßen kleinen Hintern der Schauspielerin und diesem Townsend hinterherschaute, wie er dem Parkplatz mit der Zufriedenheit eines Mannes zustrebte, der seine Pflichten gegenüber den Ortsansässigen erfüllt hatte.
    Es schien ihm falsch, Leute zu hassen, die er noch gar nicht kennengelernt hatte, aber Buck konnte einfach nicht anders. Sie und ihresgleichen kauften das ganze verdammte Land auf. Es gab Gegenden, in denen konnte man sich vor lauter Millionären, Großmoguln und Filmstars kaum noch retten. Offenbar war man in Hollywood oder New York ein Niemand, wenn man nicht eine Ranch oder doch mindestens ein Stückchen vom Big Sky Country besaß. Was die Bodenpreise derart in die Höhe trieb, dass ehrliche junge Leute aus Montana kaum noch eine Chance hatten. Manche der Neuankömmlinge bewirtschafteten ihr Land, versuchten es zumindest, aber andere hatten keine Ahnung oder kümmerten sich einfach nicht um ihren Besitz. Für sie war ihre Ranch nur ein Ort, an dem sie Cowboy und Indianer spielen und mit dem sie ihren schnieken Freunden aus der Stadt imponieren konnten.
    Buck probierte die Bohnen und stellte fest, dass sie auch nicht besser als das Steak schmeckten. Er blickte sich suchend nach einer Abfalltonne um, als er Abe Hardings besorgtes Gesicht aus der Menge auftauchen sah.
    Der hat mir gerade noch gefehlt, dachte Buck.
    Sie waren seit dreißig Jahren Nachbarn und hatten sich in all der Zeit kaum näher kennengelernt. Abes Ranch passte mehr als zwanzigmal in Calders Besitz. Allerdingswar Abes Boden wesentlich schlechter, und man wusste, dass Abe eine zu hohe Hypothek aufgenommen hatte, weshalb er stets kurz vor dem Ruin stand. Seine Augen, die unter dem runzligen Wulst der Brauen hervorstierten, ließen ihn wie einen paranoiden, felsbewohnenden Aal aussehen.
    »Hallo, Nachbar, wie geht’s denn so?«
    Abe nickte. »Buck.«
    Abe kratzte sich die Nase und warf einen verstohlenen Blick umher, als plane er einen Raubüberfall. Seine Kiefer zermalmten unaufhörlich ein Stück Kautabak, und man konnte den braunen Saft in seinen Mundwinkeln sehen.
    »Haben Sie ‘nen Augenblick?«
    »Klar. Wollen Sie was essen? Ist gar nicht so schlecht.«
    »Nein. Was dagegen, wenn wir spazierengehen?«
    »Natürlich nicht.«
    Abe ging voran, und beide sagten kein Wort, bis Abe sicher war, dass man sie nicht belauschen konnte.
    »Was kann ich für Sie tun?«, fragte Buck.
    »Es geht um diesen Wolf, der Kathys Hund gerissen hat.«
    »Wir gehen davon aus, dass er sich auch eines unserer Kälber geholt hat.«
    »Hab ich gehört. Dieser Wolf. Das war doch so ein großer, schwarzer Bursche, richtig?«
    Buck nickte. »Tja, wir haben ihn gesehen. Und es waren noch zwei andere Tiere bei ihm.«
    »Wo?«
    »Oben auf den Pachtweiden. Wir sind rauf, weil wir ein paar neue Salzbrocken auslegen wollten; da haben wir dieses Heulen gehört, und Ethan hat gleich gesagt: ›Ist der seltsamste Kojote, den ich in meinem Leben gehört habe.‹ Und dann haben wir sie gesehen, klar und deutlich, drei Stück, den großen Kerl und noch zwei graue.«
    Während er sprach, wanderte sein Blick unruhig umher,fiel selten auf Buck, und wenn, dann nur einen flüchtigen Augenblick lang, so, als stecke er voller Wut und Ärger.
    »Waren sie hinterm Vieh her?«
    »Nein, aber sie hatten’s vor. Hätte ich meine Knarre dabeigehabt, hätte ich sie erwischt. Ich habe Ethan oben gelassen und bin nach Hause gelaufen, um sie zu holen, aber sie sind verschwunden. Konnte nicht mal ihre Spuren finden.«
    Buck dachte einen Augenblick nach.
    »Haben Sie dieser Biologin davon erzählt?«
    »Ach was. Warum sollte ich? Diese Leute haben die Viecher ja überhaupt erst auf uns losgelassen. Das verdammte Weib hat gefragt, ob sie über mein Land stiefeln kann, aber ich habe ihr gesagt, dass sie mich mal …«
    Buck zuckte die Schultern.
    »Ich sage Ihnen, Buck, ich kann es mir im Augenblick einfach nicht leisten, auch nur ein einziges Kalb zu

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