Im Kreis des Wolfs
Eleanor, dass Ruth sich ihretwegen solche Gedanken machte.
Buck wünschte Rikki und den Wranglers alles Gute und versprach, nach der Show noch einmal vorbeizuschauen, war sich aber nicht sicher, ob er das überhaupt wollte. Rikki hatte von weitem besser ausgesehen als aus der Nähe, und der Blick, den sie ihm zuwarf, als sie in ihren Caravan verschwand, änderte daran auch nicht viel. Dass seine Frau und seine Geliebte am Stand drüben wie die besten Freundinnen miteinander plauderten, machte das Leben ebenfalls nicht einfacher.
Er hatte Eleanor zum Imbissstand gehen sehen und wollte gerade ein paar Worte mit Ruth wechseln, als Rikki Rain ihn mit ihren Problemen überfiel. Jetzt hatte er die Gelegenheit verpasst. Manchmal war es schon lästig, eine Stütze der Gesellschaft zu sein. Er spürte, dass Eleanor ihn beobachtete, drehte sich um und ging in die entgegengesetzte Richtung davon.
Buck liebte den Jahrmarkt und das Rodeo, auch wenn das Fest nur noch halb so toll wie früher war. Damals war die ganze Gegend auf den Beinen gewesen, und die Leute kamen von überallher. Ein Rodeo zu gewinnen hatte da wirklich noch etwas bedeutet. Heutzutage konnten manche dieser Kids bei einem Pferd ja nicht mal vorn und hinten unterscheiden. Und auch wenn diesmal mehr Menschen gekommen waren als in den vergangenen Jahren, war es trotzdem nicht mehr so wie früher.
Er folgte seiner Nase und ging zu einem der langen, aufgebockten Tische, auf denen das Fleisch für das Heugabelfondue zerlegt wurde. Als er an der Arena vorbeikam, sah er eine Gruppe Jugendlicher, meist Mädchen, die sich um einen großen Mann in einem blassblauen Hemd und eine junge, braungebrannte Frau in einem engen weißen Kleid geschart hatten.
Sie schienen Autogramme zu geben, und da sie ihm den Rücken zukehrten, konnte er sie nicht erkennen. Ein Fotograf von der Lokalzeitung schoss ein paar Bilder. Der Mann im blauen Hemd sagte etwas, das Buck nicht verstand, doch musste es ziemlich komisch gewesen sein, da die Leute um ihn herum schallend lachten. Als sich das Paar schließlich lächelnd und winkend umdrehte, erkannte Buck Jordan Townsend, diesen Fernsehfritzen, der sich vor zwei Jahren für ein kleines Vermögen die Ranch der Nielsens gekauft hatte.
Townsend machte seine eigene Fernsehshow – die Buck allerdings noch nie gesehen hatte – und flog offenbar von L.A. gelegentlich hierher, ließ seinen Privatjet in Great Falls stehen und kam mit dem Helikopter zu seiner Ranch, um die sich irgendein Typ von auswärts kümmerte.
Er hatte das schöne alte Haus von Jim und Judy Nielsen einfach abreißen und durch einen mindestens zehnmal größeren Kasten mit riesigem, geheiztem Schwimmbecken, Blick auf die Berge und einem dreißig Sitze großen Kino im Kellergeschoß ersetzen lassen.
Buck reihte sich in die Warteschlange vor der Essensausgabe ein. In den alten Tagen hätten die Leute an den Fleischtöpfen ihn sofort bemerkt und ihm, natürlich umsonst, einen voll beladenen Teller herausgebracht. Heute dagegen bedienten ihn zwei pickelige Kids, die er nicht kannte.
Er wartete, bis er an der Reihe war, und sah zu, wie Jordan Townsend und seine hübsche kleine Frau königlichen Hoheiten gleich durch die Menge schritten. Townsend hatte sich nach bester Hollywoodmanier als Cowboy ausstaffiert. Zum sorgsam gebleichten Hemd und den Wranglers trug er einen neuen Stetson und ein Paar handgefertigte Stiefel, die bestimmt an die tausend Dollar oder mehr gekostet hatten.
Seine Frau – laut Kathy Frau Nummer drei – trug ebenfalls Stiefel, doch war dies ihr einziges Zugeständnis an den Westernlook. Ansonsten war sie mit ihrer Designersonnenbrille und dem ultrakurzen weißen Kleid jeder Zoll ein Filmstar. Und das schien sie tatsächlich zu sein, auch wenn Buck niemanden kannte, der einen ihrer Filme gesehen hatte. Es hieß, sie verwende zwei Namen: den einen nur in ihrem Beruf, den anderen, wenn sie inkognito nach Montana kam. Buck konnte sich an keinen der beiden Namen erinnern.
Es ging das Gerücht, sie sei siebenundzwanzig, also genau halb so alt wie ihr Mann, doch Kathy meinte, man solle dieses Gerede mit Vorsicht genießen, da die meisten Schauspielerinnen mehrere Jahre lang siebenundzwanzig blieben. Davon einmal abgesehen wusste Buck von ihr nur – auch wenn er sich so manches vorstellen konnte –, dass sie von Townsend letztes Jahr zu Weihnachten eine kleine Herde Bisons als Geschenk erhalten hatte.
Endlich war Buck an der Reihe, und er zahlte einem der
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