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Im Kühlfach nebenan

Titel: Im Kühlfach nebenan Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jutta Profijt
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sich grademal drei Minuten
     auf ein wichtiges Thema konzentrieren, danach denken sie wieder an Geld, Schuhe oder Tittenvergrößerung, aber Birgit zeigte
     keine Ermüdungserscheinungen. Jetzt musste es also noch die Physik sein. Dabei hatte ich gehofft, dass die beiden sich möglichst
     bald der Biologie zuwenden. So wie die Bienchen und die Blümchen.
    »Die Anordnung auf dem Tablett ist ein Versuchsaufbau für die Kirlianfotografie«, sagte Martin. Er sabbelte irgendeinen Blödsinn
     von Gegenständen, die eine Aura haben, die man durch lange Belichtungszeit sichtbar machen kann. Dann erklärte er weitere
     Geräte mit Stichworten, die mir nichts und Birgit offenbar genauso wenig sagten. Jetzt ließ Birgits Konzentration doch etwas
     nach und ihr Blick schweifte zu dem Stapel an Büchern neben Martins Sessel.
    Übersinnliches entdecken. Experimente mit paranormalen Phänomenen. Elektronische Überwachung und Sicherheitstechnik. Mobilfunk,
     Elektrosmog und Mikrowellen. Elektrostrahlung und Abschirmung. Parawissenschaften. Mystische Phänomene messen und sichtbar
     machen.
    Birgits Blick wurde immer nachdenklicher, dann sogar sorgenvoll.
    »Martin, was hat das alles zu bedeuten?«, fragte sie leise.
    Martin saß mit hängenden Schultern auf dem Sofa und blickte sie hilflos an. »Du warst schon vor deinem, äh, Unfall einige
     Tage so |182| seltsam. So bedrückt. Gehetzt. Und ein bisschen wirkst du immer noch so.« Martin blickte auf seine echtwollenen Hausschuhe.
     »Hattest du eine Nahtoderfahrung?«, fragte Birgit. Martin lachte in Gedanken bitter auf. Ich wusste gar nicht, was daran so
     komisch war. Er war dem Tode immerhin nur nahe gewesen. Ich war einen bedeutenden Schritt weiter gekommen.
    »Du kannst mir alles erzählen«, sagte sie. »Ich lache dich nicht aus.«
    Martin nickte zögerlich. »Du hast deinen Körper verlassen?« Er nickte wieder.
    »Und den Tunnel und das Licht gesehen?« Martin schüttelte den Kopf. Er hatte gar nicht die Zeit gehabt, einen Tunnel zu sehen,
     da ich sein nettes Seelchen gleich angebrüllt hatte, gefälligst wieder in den Körper zu schlüpfen und weiterzuleben. Ziemlicher
     Schock für ihn, vermute ich mal.
    »Was denn dann?«, fragte Birgit. Sie saß ganz nah neben Martin und hielt seine Hand. Zuckersüß. »Weißt du, was ein Medium
     ist?«, fragte Martin leise. Birgit wurde blass. »Du meinst, Menschen, die mit den Toten Kontakt aufnehmen können?« Ihre Stimme
     zitterte. Martin nickte.
    »Und du kannst das auch?« Martin wiegte den Kopf hin und her. »Es ist eher so, dass es gewisse Seelen gibt, die mit mir Kontakt
     aufnehmen.«
    Birgit schluckte. Sie hatten offenbar mit schlimmen Nachrichten gerechnet – aber nicht mit so schlimmen. »Warum druckst du
     so herum?«, fragte ich. »Erzähl ihr von unserer Männerfreundschaft!« »Welche Seelen?«, fragte Birgit.
    |183| »Nun ja, da ist zum Beispiel die Seele von diesem Autoknacker, der damals von der Brücke geschubst wurde.« »Wann damals?«,
     flüsterte Birgit. »Kurz nachdem wir uns kennengelernt hatten. Bei der Obduktion hat er mir erklärt, dass er gestoßen wurde
     und nicht, wie wir damals glaubten, gefallen ist.« Birgit war inzwischen weiß wie die Wand. »Du meinst, während du   … Und da hat er dich, äh, angesprochen?« Martin nickte.
    Birgit drückte sich die Hand auf den Mund. Ich hatte Sorge, dass sie gleich auf Martins Versuchsaufbau kotzt. Sie schluckte
     ein paarmal und atmete tief ein und aus. »Gibt es noch andere?« »Schwester Marlene   …« Birgit japste nach Luft. »Es ist nicht so, dass sie selbst   … oder immer   … mehr so   …« Ja, sobald Martin sein akademisches Feld verließ, war es mit seiner Eloquenz Essig. Daran mussten wir noch arbeiten.
    »Und jetzt willst du mit deinen physikalischen Experimenten beweisen, dass diese Seelen wirklich da sind und du nicht verrückt
     bist.« Martin nickte.
    Birgit sah aus, als sei ihr selbst gerade ein Geist erschienen. Ist vermutlich wirklich gruselig, wenn der präziseste, analytischste,
     naturwissenschaftlichste Mensch, den man kennt, plötzlich von Geistern faselt, die ihm auf die Eier gehen. Und die er dann
     auch noch fotografieren will.
    »Wie soll das gehen?«, fragte Birgit. Sie wandte sich doch tatsächlich der Frage nach dem praktischen Ablauf der naturwissenschaftlichen
     Beweisführung zu. Unglaublich, was diese Frau gleichzeitig im Pullover und in der Denkschüssel hat.
    »Dieser Aufbau auf dem Tablett zum Beispiel dient

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