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Im Kühlfach nebenan

Titel: Im Kühlfach nebenan Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jutta Profijt
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lächelnd. »Ich bin sicher, dass wir ein schönes neues Kloster für Sie finden werden, in dem Sie dann auch
     keine Angst mehr vor Anfeindungen missgünstiger Nachbarn haben müssen. Nicht zuletzt sollten Sie auch an Ihre eigene angegriffene
     Gesundheit denken.« »Was meint er denn damit?«, fragte ich überrascht. Die Oberin sah für eine Frau ihres Alters nicht nur
     erstaunlich gut, sondern vor allem überraschend stark aus.
    Marlene seufzte abgrundtief. »Sie hat einen angeborenen Herzfehler.«
    Um sie aufzuheitern, berichtete ich ihr, dass Martin und Birgit noch weitere Spuren in dem Fall verfolgen würden. Marlene
     bestand darauf, uns zu begleiten.
     
    Wir trafen unsere Turteltäubchen in Martins Wohnung. Sie hatten ein Digitalfoto von Birgit gemacht, die Haarfarbe verändert,
     die Mundwinkel nach unten gezogen und einen unübersehbaren Leberfleck unter das linke Auge gesetzt. Dann hatten sie das Bild
     ausgedruckt. Es sollte Birgits Zwillingsschwester darstellen, die in zweifelhafte Gesellschaft geraten und seit zehn Tagen
     verschwunden sei. Nur eine SMS habe sie geschrieben: »Bin in Sicherheit.« Birgit wollte die Nutten in der Stadt nach ihr befragen
     und auf diese Weise herauskriegen, wer seit wann wie viel über das Kloster wusste. Außerdem wollte sie die Namen der Zuhälter
     erfahren, denen in letzter Zeit plötzlich ein Pferdchen abhanden gekommen war.
    Martin sollte sich unter den Herren der Szene als Journalist ausgeben und jedem Geld bieten, der ihm die Adresse der geheimnisvollen
     Zuflucht verrät, von der man immer mal wieder gerüchteweise hört, dass sie abseits aller behördlichen, offiziellen und halboffiziellen
     Frauenhäusern existiert.
    Birgit startete gegen vier Uhr am Nachmittag. Marlene |223| und ich waren wild entschlossen, sie nicht aus den Augen zu lassen. Gute Zeit für das horizontale Gewerbe. Das Angebot war
     reichlich, die Blicke, die sie auf sich zog, allerdings nicht gerade freundlich. Die, die hier standen, wollten Männer treffen,
     denen sie für einen Liebesdienst einen Fuffi aus der Tasche ziehen konnten – keinen blonden Engel, der mit zögernden Schritten
     und einem unsicheren Lächeln auf die am nächsten stehende Servicekraft zuging. »Hallo. Ich suche meine Schwester.« Birgit
     zeigte das getürkte Foto.
    »Das bist du, oder?« »Meine Zwillingsschwester. Kennst du sie?« Die Tusse in den schwarzen Netzstrümpfen und dem gelben Schlauchkleid
     hielt sich das Foto so dicht vor die Nase, als wollte sie es inhalieren. »Nee.«
    »Sie ist seit ein paar Tagen verschwunden.« Die Gelbbauchunke zuckte die Schultern. »Aber sie hat eine SMS geschrieben, dass
     sie in Sicherheit ist.«
    »Dann ist doch alles gut, oder?« »Ich muss aber wissen, wo sie ist«, sagte Birgit freundlich, aber bestimmt. »Unserer Mutter
     geht es sehr schlecht.«
    »Tut mir leid, Kleines, aber da kann ich dir nicht helfen.«
    Ein Auto bog in die Straße ein und kam im Schritttempo näher. Birgits unwillige Gesprächspartnerin schob sie mit einer blitzschnellen,
     geschickten Armbewegung zur Seite, um sich in ihrer ganzen gelbschwarzen Scheußlichkeit zu präsentieren.
    Das Auto hielt.
    »Hey, Kleine, dich habe ich ja hier noch nie gesehen.« Marlene kapierte am schnellsten und schnappte nach Luft. Birgit brauchte
     einen Moment, bis sie schnallte, dass
    |224| der Typ mit ihr sprach, dann errötete sie bis in die Haarspitzen.
    »Wie süß«, sagte der Fahrer. »Bist wohl noch neu?« Die Gelbbauchunke hatte erst ein wütendes Gesicht gemacht, das sich aber
     von einer Sekunde auf die andere aufhellte.
    »Die kannst du nur über mich buchen«, säuselte sie. »Wie viel bietest du?« »Das ist ja wohl die Höhe«, rief Marlene. Ich musste
     kichern, ich konnte nicht anders. Die blonde, dezent gekleidete, ungeschminkte Birgit neben der aufgezwitscherten Lutschpastille
     für eine Nutte zu halten war so abwegig, dass ich mich fragte, ob der Autofahrer an Engel glaubte.
    »Kannst du selbst gar nicht sprechen?«, fragte der Typ. Birgit hatte sich wieder gefangen. Sie trat auf Armeslänge an den
     Wagen heran. »Verrätst du mir, wie du heißt?«, säuselte sie. »Jürgen.«
    »Und bist du verheiratet, Jürgen?« »Leider.«
    »Hast du Kinder?« Jürgen nickte.
    »Ist das dein Auto?« »Voll bezahlt. Kein Leasing.« »Dann mach, dass du nach Hause kommst, Jürgen, denn ich notiere jetzt dein
     Nummernschild und gebe es an jeden Kollegen in Uniform und Zivil weiter, und wenn du noch einmal hier

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