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Im Kühlfach nebenan

Titel: Im Kühlfach nebenan Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jutta Profijt
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auftauchst oder auch
     nur falsch parkst, dann hast du einen Ärger am Arsch, gegen den eine unheilbare Geschlechtskrankheit wie ein Frühjahrsschnupfen
     wirkt.«
    Jürgen glotzte Birgit mit offen stehendem Mund an, die Gelbbauchunke glotzte Birgit an, dann gab Jürgen Gas |225| und die Nutte brach in ein Gelächter aus, das sicher noch vier Straßen weiter zu hören war.
    »Wo könnte sie denn sein?«, fragte Birgit freundlich, als sei nichts gewesen. Mann, die Frau hat einen Biss wie ein Kampfhund.
     Wenn die erst mal die Zähne in einen Fang geschlagen hat, lässt sie nicht mehr los.
    »Du bist auf keinen Fall bei den Bullen«, japste die Nutte, als sie wieder Luft bekam. Birgit schüttelte lächelnd den Kopf.
     »Wer, zum Teufel, bist du dann?« »Ich suche meine Schwester«, erklärte Birgit mit freundlichem Lächeln.
    »Ich wünschte, so eine Schwester hätte ich auch«, sagte die Gelbbauchunke. Zum ersten Mal klang ihre Stimme nicht abweisend.
    »Also, was meinst du? Wo kann sie sein?« »Im Frauenhaus.« »Die Polizei hat mir drei Telefonnummern gegeben. Da ist sie aber
     nicht.«
    Die Gelbbauchunke blinzelte Birgit aus zusammengekniffenen Augen an. »Du weißt schon mehr, als du mir verklickern willst.«
     »Ich habe gehört, dass es noch eins gibt. Ein sicheres Haus, wo eine Frau hinkann, wenn sie verschwinden muss. Wo auch die
     Polizei und die Einwanderungsbehörde keinen Zugriff haben. Wo ist das?«
    Die große Frau in ihrem schäbigen Outfit biss sich auf die Unterlippe, dann vergewisserte sie sich, dass niemand in Horchweite
     stand, und flüsterte: »Im Kloster Mariental.«
    »Ist das in der Szene bekannt?« Der Blick aus den stark geschminkten Augen wurde misstrauisch. »Was hat das mit deiner Schwester
     zu tun?« »Ich frage mich nur, ob sie das wissen konnte   …«
    |226| »Jede, die ernsthaft an Ausstieg denkt und sich umhört, kann das leicht erfahren. Jetzt lass mich in Ruhe, ich muss heute
     noch was verdienen.«
     
    Birgit bedankte und verabschiedete sich und ging nah an der Hauswand vorbei auf der Suche nach einem Gesicht, das ihr vielversprechend
     erschien. Sie sprach einige Weiber an, wurde aber von den meisten abgewimmelt.
    »Ist das nicht schrecklich, wie die Frauen sich hier so anbieten müssen?«, fragte Marlene, während wir auf Birgit aufpassten
     wie der Bussard auf die Maus. Diesmal hatte ich Martin eingeschärft, dass er seine physikalischen Spielereien bleiben ließ,
     solange Birgit unterwegs war. Nur für den Fall, dass ich dringend Kontakt zu ihm aufnehmen müsste. Er war knallrot geworden
     und hatte hoch und heilig versprochen, alle Abschirmversuche zu unterlassen.
    Ich bemühte mich, über Marlenes Frage nicht einmal nachzudenken, damit sie in meinen Hirnwindungen nur ja kein chauvinistisches
     Gedankengut entdecken könnte. »Na ja, wenigstens ist die Prostitution inzwischen so weit legalisiert, dass sie in der Öffentlichkeit
     ausgeübt werden kann.«
    Ich dachte, ich traue meinen Ohren nicht. »Wenn wir es jetzt noch schaffen, die feindselige gesellschaftliche Einstellung
     gegenüber Sexarbeiterinnen zu verringern, sodass sie ihre Interessen öffentlich genauso vertreten können wie beispielsweise
     die IG Metall, dann hätten wir einen großen Schritt für die Sicherheit und Selbstbestimmung der Frauen getan.«
    »Marlene«, rief ich, »komm zu dir. Du bist Nonne!« »Na und?«, erwiderte sie ungerührt. »Natürlich finde ich persönlich Prostitution
     nicht gut. Aber viel schlimmer, vor allem für die Frauen, ist die Ausgrenzung. Nun ist |227| Prostitution endlich legal, aber die gesellschaftliche Ächtung bleibt. Dabei ist das reine Heuchelei. Wovon leben denn die
     Prostituierten? Von ihren Kunden. Gäbe es keine Kunden, gäbe es keine Prostitution. Es gibt Schätzungen, dass bis zu zwanzig
     Prozent der erwachsenen männlichen Bevölkerung bereits Sexdienstleistungen in Anspruch genommen hat.«
    Sie machte eine kurze Pause, vielleicht, um mir die Gelegenheit zu einer Erwiderung zu geben, aber ich gab mir die größte
     Mühe, die Erinnerung an mein persönliches Erlebnis im Puff tief in meinen Elektronenwirbeln zu verschließen. Ich war mir nicht
     sicher, ob es mir gelang.
    »Es ist eine Dienstleistung, die ich als gläubige Christin ablehne. Wenn ich daran glauben würde, dass die Prostitution sich
     abschaffen ließe, dann würde ich dafür kämpfen. Aber das ist undenkbar.«
    Endlich konnte ich die mentale Kontrolle lockern, denn hier waren wir absolut

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