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Im Kühlfach nebenan

Titel: Im Kühlfach nebenan Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jutta Profijt
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Bullen log er
     wenig kreativ. Aber souverän. Kein Zwinkern, kein Schwitzen, kein Stottern. Geübt. Das sollte ordentlichen Bürgern zu denken
     geben. Vermutlich angesichts der samstäglich fortgeschrittenen Stunde brachte der Chef seine Unzufriedenheit durch ein missmutiges
     Brummen zum Ausdruck und verließ das Präsidium. Gregor beeilte sich, seine Jacke zu holen und es ihm gleichzutun.
    Vor dem Präsidium wartete Katrin auf ihn. »Was machst du denn hier?«, fragte Gregor. Das lag mir auch auf der Zunge. Hatte
     ich letztens in der Teeküche etwas verpasst? Waren die beiden sich doch noch nähergekommen? Aber nein, eher nicht, denn Gregor
     sah genauso überrascht aus wie ich. Vielleicht auch ein bisschen misstrauisch, aber nicht unfreundlich.
    |217| »Was war das für eine Geschichte?«, fragte Katrin. Ich mag Frauen, die gleich zur Sache kommen. »Woher weißt du davon?« Katrin
     lachte laut auf. »Das fragst du nicht im Ernst, oder? In allen WD R-Programmen läuft die Stimme mit der Bitte um Hinweise zur Person.«
    Die beiden standen sich jetzt verdammt nah gegenüber. Zwischen ihnen verdampfte die Luft in kleinen, heißen Wirbeln.
    »Ich kenne die Stimme nicht«, sagte Gregor mit einer tiefen, samtigen Stimme, die ich an dem Bullen noch gar nicht kannte.
    »Aber wir haben eine Idee, wem sie gehört«, flüsterte Katrin ihm ins Ohr. Er nickte.
    Sie nickte.
    Ihre Köpfe waren sich jetzt so nah, dass sie parallel nicken mussten, wenn sie sich nicht gegenseitig die Denkschüsseln einhauen
     wollten. »Was hast du heute vor?«, raunte Gregor. »Wenn ich das in der Öffentlichkeit sage, werde ich wegen Erregung öffentlichen
     Ärgernisses festgenommen«, schnurrte Katrin. Sie grinsten sich an. Katrin trat einen Schritt zurück und fuhr sich mit den
     Fingern durch das dunkle Haar. »Ich habe Hunger«, erklärte sie mit fast normaler Stimme, aber immer noch mit einem vulkanischen
     Glühen in den Augen.
    »Ich auch«, entgegnete Gregor. Bei beiden hatte ich nicht den Eindruck, dass sie von Nahrungsmitteln sprachen. Trotzdem gingen
     sie erst mal Essen. Eine gute Grundlage ist nie verkehrt. Es dauerte zweieinhalb Stunden, bis sie endlich zur Sache kamen.
    Spannen ist längst nicht so spannend, wie ich mir das
    |218| früher vorgestellt hatte. Irgendwie macht es mich ein bisschen depri, daher blieb ich nicht bis zum krönenden Abschluss bei
     Gregor und Katrin, sondern verbrachte die Nacht in der Notaufnahme des Krankenhauses. Samstags lohnt es sich besonders. Während
     der Wartezeiten, die es zwischen den interessanteren und Erfolg versprechenden Notfällen zu überbrücken galt, überlegte ich,
     wie es in unserem Fall nun weitergehen sollte.
     
    »Wir müssen den Zuhälter finden, der die Mädels entführen ließ«, erklärte ich Martin am Sonntagmorgen, als er aufwachte. Ich
     hatte es mir schon eine ganze Weile am Fußende des Bettes bequem gemacht und Birgit beobachtet. Sie lag neben ihm und schlief
     noch. Diesmal trug sie einen Slip und ein T-Shirt . Schade.
    »Der Brand in der Pennerpoofe und das Nuttennapping haben bestimmt nichts miteinander zu tun. Vielleicht hat unser Nachbarschafts-Tittenklempner
     den Brand gelegt, damit er die Penner loswird. Oder der braune Germanist hat gezündelt. Egal. Der Kidnapper ist jedenfalls
     im Moment wichtiger.«
    Martin nickte widerwillig. »Ja, aber die Polizei hat doch den Fahrer des Vans festgenommen   …« Der Gute war eindeutig noch nicht auf der Höhe seiner sonstigen Denkfähigkeit angekommen. »Vergiss den Fahrer! Spätestens
     seit Donnerstagabend die Steine in die Klosterfenster flogen und die Nutte › Verpiss dich, du Wichser‹ geschrien hat, konnte
     jeder, der mehr als fünfzehn Gramm Grips in der Birne hat, wissen, wo die Mädels pennen.«
    »Mmmh.«
    »Und wegen der Bauarbeiten steht das südliche Hoftor offen und ist nur mit diesem Notgitter versperrt, das jeder Achtjährige
     mit einer Haarklammer aufkriegt.«
    |219| In Martins Gehirn erschien kurz das Bild einer Haarspange mit Gänseblümchen drauf. Ob man mit so einem Ding ein Schloss knacken
     kann, fragte er sich allen Ernstes. Der Mann ist echt lebensuntauglich. Aber immerhin: er lebt, ich nicht. Das ist eine zwar
     unfassbare, aber doch unbestreitbare Tatsache. Der liebe Gott ist ein Zyniker.
    »Also, zieh dir etwas Unauffälliges an und dann los.« »Heute ist Sonntag«, widersprach er mürrisch. »Eben. Den ganzen Tag
     frei. Da haben die Nutten Hochkonjunktur und du findest viele

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