Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Im Labyrinth der Abwehr

Im Labyrinth der Abwehr

Titel: Im Labyrinth der Abwehr Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wadim Koshewnikow
Vom Netzwerk:
scheiterten die Spionage- und Diversionsvorhaben des Stabes „Vally" immer öfter. Das zeugte von der erfolgreichen Arbeit Johanns, dem es gelungen war, mit Hilfe seiner Genossen im Hinterland des Feindes ein festorganisiertes Spionagenetz zu schaffen.
    Himmler schickte seine erfahrensten Abwehrmänner in den Stab „Vally", um die Ursachen dieses Scheiterns in Erfahrung zu bringen. Ein drohendes Schwert hing über Vorgesetzten und Untergebenen. Jeder Schritt, jede Handlung wurden einer sorgfältigen Überprüfung unterzogen. Alle befanden sich unter strengster Bewachung, und für Weiß wurde es mit jedem Tag schwerer, den Umgang mit seinen Leuten zu ermöglichen.
    Natürlich war es möglich, sich eine Zeitlang zu verstecken und abzuwarten, bis die Spionageabwehr ihre Nachforschungen abbrechen würde. Mit nachlassender Aktivität würde auch die Wachsamkeit nachlassen.
    Doch es gab noch einen anderen Ausweg: Man mußte eine Möglichkeit finden, auf einem anderen Schauplatz zu wirken, um dort seine Tätigkeit ununterbrochen fortsetzen zu können. Johann wählte diese Lösung.
    Er befahl Subow und seiner Gruppe, ihre Tätigkeit zu aktivieren. Die zu der Gruppe gehörenden Polen, Tschechen, Ungarn und Russen hatte Subow mit Hilfe Brigittes als Dienstboten bei ihren Bekannten untergebracht. Tagsüber gingen sie ihren Pflichten als Köche, Hausmeister, Gärtner nach, nachts aber befaßten sie sich, unter der Leitung Subows, mit Gewaltakten, von denen sie einen Teil auf Johanns Rat einer Geheimverbindung von SS-Männern zuschrieben.
    Auf einer Beratung des Stabes „Vally", an der auch die aus Berlin eingetroffenen Mitarbeiter des SD teilnahmen, wurde die Vermutung geäußert, daß es nicht ausgeschlossen sei, daß die gegnerische Spionage den Stab „Vally" ausfindig gemacht habe und ihn unter Beobachtung halte.
    Diese Vermutung äußerten die Leute des Stabes „Vally" selbst.
    Die Vertreter des SD waren der Meinung, daß hierin eher Terroraktionen einzelner Gruppen polnischer Partisanen zu sehen seien. Dennoch wurde beschlossen, den Stab „Vally" in den Bezirk Königsberg hinüberwechseln zu lassen.
    Für Johann war es wichtig, daß bei einem solchen Umzug auch seine Leute mit umzogen.
    Bereits zwei Monate arbeitete der Chemiker Peter Schimmel im technischen Labor. Er war Spezialist für die Herstellung sympathetischer Tinten. Schimmel war ein altes Mitglied der NSDAP, Frontkämpfer, und war in der Nähe von Smolensk schwer verwundet worden. Nach dem Lazarett hatte man ihn zur Abwehr geschickt.
    Pedantisch, wortkarg, hatte er von sich eine hohe Meinung, da er der Ansicht war, zwei Auszeichnungen, das Eiserne Kreuz erster und zweiter Klasse, sprächen für sich. Seine Familie war in den ersten Kriegsmonaten umgekommen.
    Dies erfuhr Johann von Peter Schimmel alias Petrus Matussow, als er ihm eine Geheiminformation für das Zentrum übergab.
    Die Familie Matussows war in den ersten Kriegstagen in Minsk umgekommen. Mit einer Anzahl belorussischer Tschekisten hatte er eine Partisanengruppe organisiert. Dann hatte man ihn in den Partisanenstab berufen. Er hatte eine Gruppe kommandiert, war schwer verwundet worden, hatte im Lazarett gelegen. Später diente er als Sanitäter in einem Lazarett für verwundete deutsche Kriegsgefangene. Durch seine deutschen Sprachkenntnisse gelang es ihm, verschiedene wichtige Informationen an das Zentrum weiterzuleiten.
    Nachdem er so nicht nur seine medizinischen, sondern auch seine Kenntnisse als Kundschafter erhöht hatte, wurde Matussow durch die feindlichen Linien gebracht und, nachdem er eine Kette von Treffs durchlaufen hatte, in den Stab „Vally" als Chemiker eingeschleust.
    Johann beschloß, falls es notwendig werden sollte, ihm sein Amt zu übertragen.
    Offenbar hatte Reichsberater von Kluge mit Gerd und Landsdorf telefonisch über Weiß gesprochen. Jedenfalls erhielt Weiß den Befehl, sich auf eine Dienstreise zu begeben, um einige vom Reichsberater angegebene Konzentrationslager zu besuchen.
    Alexander Below hatte sich so sehr in die Rolle von Johann Weiß hineingelebt, daß ihn die seiner Meinung nach ungerechte Behandlung empörte: Niemand von der Leitung bedauerte, daß ein so wertvoller Mitarbeiter in einer für den Stab so schweren Zeit davonfuhr.
    Der Ausdruck beleidigter Würde schwand auch nicht aus seinem Gesicht, als er sich von Landsdorf verabschiedete. Man hatte ihn offensichtlich zu Unrecht beleidigt, also konnte er in Zukunft mit einer Wiedergutmachung rechnen. Doch

Weitere Kostenlose Bücher