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Im Labyrinth der Abwehr

Im Labyrinth der Abwehr

Titel: Im Labyrinth der Abwehr Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wadim Koshewnikow
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diese Dienstreise gab ihm ein paar freie Tage, die er brauchte, um Elsa zu suchen.
    Sämtliche Informationen, die Johann aus den verschiedensten Quellen gesammelt hatte, hatten nicht einmal einen Hinweis auf die Ursache ihrer Verhaftung enthalten. Aber er hatte erfahren können, in welchem Gefängnis sie war.
    Das Gefängnis lag ziemlich entfernt, bereits im Gebirge, in einem alten Schloß. Bretterzäune umgaben das kleine Gebäude, das für besonders wichtige politische Gefangene vorgesehen war. Gewöhnlich hielt man dort nur ein Dutzend Gefangene fest. Entsprechend gering war auch die Bewachung.
    Gemeinsam mit Subow arbeitete Johann den von ihm entworfenen Plan zur Befreiung Elsas aus. Es kostete nicht wenig Nerven, um Subow klarzumachen, daß dieser Plan einwandfrei war.
    Der Graveur des Stabes, Babaschkin, stellte für Weiß die erforderlichen Dokumente zusammen.
    Als Treffpunkt für Subows Gruppe wurde ein waldiges Gebirgsmassiv, vierzig Kilometer vom Gefängnis, ausgemacht. Subow wollte dort nachts mit seinen bewaffneten Leuten eintreffen. Er hatte die Aufgabe, Häftlingskleidung und vor allem Handfesseln und Ketten zu besorgen, wie sie die Gestapo bei der Verhaftung besonders wichtiger Verbrecher verwandte.
    Johann sollte an dem Treffpunkt gesondert eintreffen.
    Nachdem er sich von seinen Kollegen verabschiedet hatte, machte sich Johann auf den Weg. Hinter dem Steuer seines Wagens saß der Tscheche Ptasek, ein langaufgeschossener Kerl mit erstaunlich müdem Gesichtsausdruck. Trotzdem betätigte er sich erfolgreich als akrobatischer Clown im Varieté, wo ihn Weiß durch Elsa untergebracht hatte.
    Ungehindert trafen sie am Bestimmungsort ein.
    Viele Genossen sahen sich zum erstenmal. Sie hatten sich hier nur versammelt, um eine Aufgabe zu erfüllen. Später würden sie sich nicht mehr kennen.
    Im Morgengrauen lieferte ein Kradfahrer in SS-Uniform ein an den Gefängnisleiter gerichtetes Geheimschreiben ab. Dieses Schreiben mit dem Befehl, Häftlinge aufzunehmen, war in der Werkstatt des Stabes „Vally" angefertigt worden.
    Gleichzeitig störte ein Genosse die Telefonleitung.
    Gegen Abend setzte sich die Gruppe in Bewegung.
    Subow in SS-Uniform saß in Johanns Wagen. Auf dem Platz neben dem Fahrer saß der Fallschirmspringer Mechow, der zu Johanns persönlichem Schutz bestimmt war.
    Der äußere Wachposten ließ den Wagen, kaum daß Johann seinen Abwehrausweis gezeigt hatte, passieren ...
    Das Unternehmen verlief nach Plan.
    In Johanns Erinnerung blieb nur Elsas Gesicht, wie es, nach hinten gebeugt, auf dem schwarzen Leder des Rücksitzes lag. Schmal und abgezehrt, nach all den Qualen, die sie ertragen hatte, drückte es nur Erschöpfung aus.
    Mechow sollte Elsa an ihrem Bestimmungsort abliefern. Dann würde man sie durch die Frontlinien bringen, und aus dem Verbindungsmann Elsa würde dann — ja, wie hieß sie eigentlich — eine Lena, Lisa, Nadja oder Nastja werden ...
48
    Am frühen Morgen war Johann bereits in Warschau.
    Eine in einem tiefen Garten gelegene Villa in der Marszalkowska diente höheren Abwehroffizieren, die dienstlich in Warschau weilten, als Absteigequartier.
    Wollte man ein Zimmer in der Villa haben, hing es weniger davon ab, was im Dienstausweis stand, als vielmehr davon, wie man sich zu dem Chef verhielt, der hinter dem Rauchtischchen im Vestibül thronte.
    Der Chef war in Zivil, halb Portier, halb Detektiv. Er öffnete nicht einmal den ihm vorgelegten Ausweis. Mit dem Ausweisrücken auf das Tischchen klopfend, fragte er lächelnd, woher Weiß käme.
    Johann seinerseits fragte den Chef freundlich, ob ihm Pizza gefalle, und meinte dann:
    „Wenn es Ihnen gefällt, dann nehmen wir an, daß ich aus diesem reizenden Städtchen komme." Sein Lächeln verschwand. „Melden Sie meine Ankunft Major Steinglitz nicht eher, als bis ich ein Bad genommen und Herrn Landsdorf gesehen habe. Hat er schon nach mir gefragt?"
    Sich der herrschsüchtigen Selbstsicherheit fügend, befahl der Chef einem Dienstboten, Johann zu begleiten. In diesem Moment sah Johann Angelika Bucher, die, gefolgt von dem wie immer blaß und abgezehrt aussehenden Oberst Joachim von Salz, die Treppe herunterkam.
    „Johann! Ist das eine Überraschung!" rief Angelika und hielt ihm ihre schmale Hand hin. Der Oberst blieb unschlüssig, ob er diesen Menschen begrüßen sollte.
    „Wollen Sie zu jemand?" fragte er ihn herablassend.
    „Ja, zu Herrn Landsdorf. Ich habe etwas mit ihm zu besprechen." Und auf die Uhr schauend sagte er:

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