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Im Labyrinth der Abwehr

Im Labyrinth der Abwehr

Titel: Im Labyrinth der Abwehr Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wadim Koshewnikow
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Heinrich bei und reichte Landsdorf zum Abschied schon fast freundschaftlich die Hand. Weiß hielt er mit den Worten zurück: „Alter, wir können uns doch so nicht trennen!" Und Landsdorf zur Tür begleitend, fragte er: „Sagen Sie, Herr Landsdorf, benimmt er sich bei der Abwehr noch immer wie ein Stubenheiliger?"
    „Ich habe die beste Meinung von Herrn Oberleutnant", sagte Landsdorf mürrisch.
    Als sie beide allein waren, ging Heinrich auf Johann zu, legte ihm die Hand auf die Schulter, schaute ihm ins Gesicht und fragte ungläubig:
    „Hast du dich wirklich nicht geändert?"
    „Und du?" fragte Johann seinerseits.
    Nach dem Wiedersehen zeigte Heinrich Schwarzkopf, wahrscheinlich von verspäteter Reue geplagt — schließlich hatte er in Litzmannstadt den Freund seinem Schicksal überlassen —, Johann gegenüber eine solche Anhänglichkeit, daß er sogar verlangte, Johann solle seine gesamte Freizeit mit ihm verbringen.
    Natürlich ließ die Freundschaft mit einem Berliner Mitarbeiter des SD Weiß in den Augen seiner Kollegen steigen. Und dennoch barg diese Freundschaft auch eine gewisse Gefahr, mit der Johann nicht fertig wurde.
    Johann kam nicht darüber hinweg, daß Heinrich tatsächlich ein anderer geworden war.
    Sein hochmütiges und anmaßendes Wesen erklärte sich durch seine blitzartige Karriere, durch die Macht, die ihm über Menschen gegeben wurde; doch seine Trunksucht war unerträglich. Im betrunkenen Zustand war er haltlos und von gefährlicher Offenheit, ohne auf die Anwesenheit Fremder Rücksicht zu nehmen.
    Er war mit den intimen Seiten des Lebens hoher Persönlichkeiten bestens vertraut und erzählte Johann mit ironischem Lachen, daß Hitler an hysterischen Anfällen leide. Schluchzend werfe er sich auf den Boden und rufe: „Ich bin so einsam ... Ich bin zu ewiger Einsamkeit verurteilt. Aber alle Großen sind einsam. Napoleon war einsam ..., Friedrich der Große ... und auch Jesus ..."
    Vor Hitlers Begegnung mit Eva Braun hatte die Partei versucht, ihn mit einer reichen Anverwandten Richard Wagners zu verheiraten, dann mit der Witwe des Flügelfabrikanten Bechstein, um mit deren Vermögen die leere Parteikasse aufzufüllen. Doch der Führer hatte sich, als er allein mit diesen Damen war, entweder hoffnungslos zurückhaltend gezeigt oder ihnen feurige politische Reden gehalten.
    Was Eva Braun beträfe, so war sie ein schüchternes und dummes Geschöpf. Sie arbeitete als Gehilfin von Hitlers Leibfotografen. Hitler hatte sich an ihre Gegenwart einfach gewöhnt. Doch einmal hatte sich Eva bei ihrer Schwester beklagt, daß sie verurteilt sei, die Rolle einer Vestalin zu spielen.
    Die Witwe Bechsteins weilte ebenfalls beim Führer, und zwar als Hellseherin. Auf Befehl Himmlers hatte man in ihrem Zimmer einen versteckten Lautsprecher angebracht, in dessen Mikrofon ein Agent Himmlers mit Grabesstimme sprach. Sie überbrachte dann dem Führer diese Worte als Prophezeiungen.
    Heinrich erzählte auch, daß der Führer einen ziemlich guten Geschäftssinn habe. Am Anfang seines Weges zur Macht habe er recht gut am Verkauf seines Buches „Mein Kampf" verdient und das ganze Honorar bei einer Firma investiert, die neben verlegerischen Geschäften sämtliche Parteiläden für den Verkauf von SS-Uniformen und Stiefeln und Ausstattungen für die Hitlerjugend beherrsche. Jedes Parteimitglied müsse sich auf eigene Kosten ein Braunhemd, eine Uniform, Koppel, Stiefel, ja sogar Liederbücher kaufen ... So wäre dem Führer selbst im Fall einer politischen Niederlage der Partei immer noch der Trost geblieben, ein guter Geschäftsmann gewesen zu sein.
    Ja, Hitler halte sich außerdem für einen großen Künstler.
    „Hör mal", sagte Johann heftig, „wozu erzählst du mir all diesen Unsinn?"
    „Wieso, können denn solche Kleinigkeiten deine Überzeugung ins Wanken bringen?"
    „Nein! Meine Überzeugung wird durch dein Geschwätz nur noch gefestigt."
    „So?" sagte Heinrich nur.
    Johann war Heinrich gegenüber äußerst vorsichtig. Vorerst vermied er es, Themen anzuschneiden, die Heinrichs Leben in Berlin betrafen, Dinge also, die ihn besonders interessierten.
    Dem Zentrum machte er über seine Begegnung mit Heinrich Schwarzkopf Meldung. Einige Zeit später lieferte ein Verbindungsmann Subows ihm ein Kuvert aus.
    Darin befanden sich die Ergebnisse der Untersuchung über den Mord an dem Ingenieur Rudolf Schwarzkopf.
    Wie die Organe der sowjetischen Spionageabwehr festgestellt hatten, war Rudolf Schwarzkopf auf

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