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Im Labyrinth der Abwehr

Im Labyrinth der Abwehr

Titel: Im Labyrinth der Abwehr Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wadim Koshewnikow
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Erfolg gehabt hätte, wäre Himmler sofort über die Mehrzahl der Verschwörer mit der ganzen Macht der SS und Gestapo hergefallen."
    „Das heißt, die Verschwörung war aussichtslos?"
    „Nein, wieso? Wenn wir uns, wie Stauffenberg vorgeschlagen hatte, mit einer breiten demokratischen Front vereinigt hätten, wäre wahrscheinlich alles anders gekommen. Aber für ein solches Deutschland bin ich nicht."
    „Und welches Deutschland hätte das deutsche Volk vorgezogen?" Hugo zuckte die Schultern.
    „Das Volk ist nur dann ein zuverlässiges Fundament für die Errichtung eines Staatsgebäudes, wenn es von einer mächtigen Gewalt niedergehalten wird." Er machte eine weitausholende Armbewegung und deutete auf die Pritschen, auf denen die Gefangenen lagen: „Wenn sich hier plötzlich ein russischer Kommunist befände, so könnte ich mir vorstellen, wie schadenfroh er wäre."
    „Wieso?" fragte Weiß.
    „Weil die Russen Hitler als das verhaßte Symbol Deutschlands brauchen. Und wir haben ihnen diese Zielscheibe nicht nehmen können."
    „Das ist naiv!" sagte Weiß. „Ihr wolltet Hitler durch Himmler ersetzen. Die Sowjetunion aber ist nicht gegen Hitler allein, sondern gegen den Faschismus. Das wissen Sie selbst ganz genau!"
    „Ja, kann sein", pflichtete Hugo müde bei. „Wahrscheinlich haben wir Angst davor gehabt, daß die sowjetischen Truppen unserer Armee eine endgültige Niederlage beibringen könnten, bevor die Amerikaner und Engländer unser Gebiet erreichten." Und ganz unvermittelt, so, als ob ihm dieser Gedanke gerade eingefallen wäre, fragte Hugo lebhaft: „Aber wieso verurteilen Sie einige meiner Äußerungen?"
    „Mir ist es gleichgültig, wofür man Sie hinzurichten gedenkt."
    „Wissen Sie, mir ist es auch schon egal, ob man mich als Gesinnungsgenossen Stauffenbergs oder als Gegner seiner Irrtümer hinrichtet. Jeder Lebende denkt auf seine Weise, doch alle Toten riechen gleich. Schade, daß ich Ihnen nicht den Vorschlag machen kann, das in der Praxis zu überprüfen, denn offensichtlich hängt man Sie auch bald."
    „Ja. Sehr freundlich von Ihnen, mich daran zu erinnern.”
    „Verzeihen Sie mir diese kleine Rache, aber mir schien, als ob Sie die Bedeutung unserer Verschwörung bagatellisierten ..."
    Zwei junge Offiziere, Jürgens und Bräker, kehrten nach einem kurzen Verhör verzweifelt in die Zelle zurück. Man hatte ihnen mitgeteilt, daß sie zum Tode verurteilt waren. Johann unterhielt sich mit ihnen die ganze Nacht. Nicht die nahe Hinrichtung schreckte sie. Sie hatten während des Verhörs erfahren, daß sich unter den Generälen, die die Verschwörung angeführt hatten, Denunzianten befanden. Diese Verräter hatten der Gestapo die Namen der Mitverschwörer genannt.
    Jürgens sagte verbittert, daß er jetzt begriffen habe: Viele Generale, die Hitler wegen der Niederlage an der Ostfront ihres Postens enthoben hatte, waren nur aus dem Gefühl der Rache Verschwörer geworden.
    Bräker erzählte, daß Stauffenberg und die, die seinen Standpunkt teilten, der Ansicht waren, daß, wenn schon Kapitulation, man sie zuerst an der Ostfront erreichen müsse. Doch jetzt, wiederholte der junge Offizier verzweifelt, jetzt, da die Verschwörung gescheitert sei, sei es nicht einmal das Schrecklichste, daß viele der Teilnehmer hingerichtet würden. Was sei ihr Tod im Vergleich dazu, daß es nicht gelungen sei, den Tod Hunderttausender deutscher Soldaten an der Ostfront zu verhindern?
    Zwei Tage später wurde Weiß in die Gefängnisverwaltung gerufen. Man teilte ihm mit, daß er frei sei. Am Gefängnistor erwartete ihn Gustav. Er klopfte Weiß auf die Schulter und sagte beifällig: „Sie waren aber zäh."
    Gustav brachte ihn direkt zum Stabsquartier Schellenbergs.
    Schellenberg musterte ihn gleichmütig, gab ihm die Hand und sagte:
    „Ich bin über Ihr Verhalten genauestens informiert. Haben Sie irgendeine Bitte?"
    „Ich bin bereit, weiter zu arbeiten ... Sie brauchen keine Zweifel zu haben ..."
    „Das meinte ich nicht”, unterbrach ihn Schellenberg ungeduldig. „Dann möchte ich Sie bitten, geben Sie Befehl, die beiden Wehrmachtsoffiziere Bräker und Jürgens freizulassen".
    „Haben Sie Beweise für ihre Unschuld?"
    „Sie haben keinen der Verschwörer verraten, das ist der beste Beweis Ihrer Tauglichkeit."
    „Wozu?"
    „Ich denke, daß Sie ihre Fähigkeit, die Zunge selbst bei drohender Hinrichtung im Zaume zu halten, zu schätzen wissen."
    „Ich habe diese Fähigkeit bereits bei Ihnen zu schätzen

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