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Im Labyrinth der Abwehr

Im Labyrinth der Abwehr

Titel: Im Labyrinth der Abwehr Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wadim Koshewnikow
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beherrschen." Er schaute zur Decke, anscheinend wollte er Johanns Blick nicht begegnen. „Subow befehligt Kriegsgefangene, die man zum Enttrümmern hierhergeschickt hat. Sie arbeiten auch während der Angriffe, sie holen die Verschütteten aus den Kellern heraus."
    Dann fuhr er fort, wobei sich sein Gesicht ein wenig erhellte: „Dieser Mann ist eine typische Kampfnatur. Während des Aufstands hat er sich in das Warschauer Ghetto geschlichen. Mit einem schweren Maschinengewehr hat er die Faschisten wie Zielscheiben auf einem Schießplatz durchlöchert. Zwei aus seiner Gruppe haben ihn halbtot nach Hause geschleppt. Und stellen Sie sich vor, diese Brigitte hat durch ihre Verbindungen erreicht, daß er nach seiner Genesung eine Arbeit in Berlin erhielt. Eine merkwürdige Person! Sie wurde mir vorgestellt, als ich einen hohen Würdenträger des Reiches massierte."
    Heinrich öffnete die Tür und sah ihn entgeistert an.
    „Bin ich froh, daß du lebst!"
    Johann lächelte verlegen und murmelte:
    „Ja, nicht übel."
    „Sag mal, ist Stutthoff mit mir zufrieden?"
    Johann nickte.
    „Weißt du, daß seine Frau im Grunde genommen für die Engländer gearbeitet hat?"
    Johann schaute ihn erstaunt an:
    „Und sehr wirksam", fuhr Heinrich fort. „Die Sache ist nämlich die, daß die Funksteuerungsanlagen, die in dem Werk gebaut werden, in dem sie arbeitete, für die V-Waffe sind. Nun ist etwas im Werk passiert: Die Mehrzahl der Geschosse erreichte aus unbekannten Gründen nicht ihr Ziel, sie fielen ins Wasser. Unter den Ölen für die Schmierung der Geräte befanden sich winzige Mengen ätherischer Stoffe. Sie verdunsteten während des Fluges, verhärteten die Schmierung, und die Flugbahn änderte sich."
    „Wer hat das festgestellt?"
    „Ich habe das festgestellt. Der Onkel hat mich wegen meiner technischen Ausbildung in eine Gruppe der Gestapo gesteckt, die den Auftrag hatte, eine Untersuchung in dieser Sache durchzuführen."
    „Und?"
    „Nachdem ich entdeckt hatte, auf welche Weise man die Schmieröle verdorben hatte, erklärte ich der Kommission, daß die Untauglichkeit der Geschosse in einigen Fehlkalkulationen liege, die mit der ungenügenden Berechnung der Anziehungskraft der Wasseroberfläche zusammenhingen. Meine Argumentation war völlig überzeugend. Über den Professor riet ich seiner Frau, die Schmierung der Steuerungsanlagen erst nach der Abnahme durch die technischen Vertreter vorzunehmen. Weiter nichts."
    „Du weißt, daß Stutthoffs Frau umgekommen ist?"
    „Ja, ich weiß. Es ist furchtbar. Siehst du, man hat ein neues Geschoß konstruiert. Offensichtlich wollte sie herausbekommen, worin der Unterschied zum ersten besteht ..."
    „Und worin besteht er ...?" fragte Weiß.
    „Leider hat eine berufenere Kommission, als sie von meinem Untersuchungsergebnis hörte, dies für naiv und unsachlich erklärt. Und ich bin noch verhältnismäßig leicht davongekommen: Ich habe nur das Recht verloren, an solchen technischen Untersuchungen teilzunehmen."
    In diesem Augenblick öffnete sich die Tür, und auf der Schwelle erschien Heinrichs Onkel. Sein Gesicht zeigte beim Anblick Johanns soviel vorgetäuschtes Erstaunen, daß Weiß begriff: Willi war von Anfang an über sein Unglück informiert.
    „Herr Weiß, mit Ihrer Heldentat haben Sie ja wer weiß was angerichtet. Jetzt will der Reichsführer die Treue eines jeden von uns bis zum Galgen prüfen! Sie sind ein Streikbrecher, Johann, jawohl, das sind Sie! Sie haben sich über uns alle hinausgearbeitet. Man beneidet Sie um Ihren Erfolg, und viele wollen Ihnen nicht so sehr die Hand drücken, als vielmehr ein Bein stellen."
    Aus den Worten Willis schlußfolgerte Johann, daß sein Gefängnisaufenthalt ihm in Zukunft keine geringen Vorteile bringen würde. Und gleichzeitig ließ ihn die Warnung Willis aufmerken: Dieser Erfolg war alles andere als ungefährlich.
    Während des Abendessens sprach Willi Schwarzkopf über die tragische Lage an der Ostfront: Sowjetische Truppen waren in deutsches Gebiet eingedrungen. Johann glaubte, seine Freude darüber nicht verbergen zu können. Deshalb schützte er Kopfschmerzen vor und verabschiedete sich.
    Er bummelte durch die Stadt. Ganze Straßenzüge waren in Ruinen verwandelt, riesige Wohnhäuser zu Steinhaufen geworden. An einem noch rauchenden Geröllhang erblickte Weiß halbnackte, zum Skelett abgemagerte Männer, die einen Graben aushoben.
    „Dimitrij Iwanytsch!" hörte Weiß eine ruhige und heisere Stimme.
    „Schick die fünf

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