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Im Labyrinth der Abwehr

Im Labyrinth der Abwehr

Titel: Im Labyrinth der Abwehr Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wadim Koshewnikow
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auszusprechen. Man sitzt da, ißt gemütlich Abendbrot, als wenn nichts geschehen ist. Im Speisezimmer riecht es nach Zigarren, der Stummel im Aschenbecher glüht noch. Und dabei raucht keiner in der Familie, außer Leuner selbst."
    „Das kam Ihnen nur so vor."
    „Kam mir so vor! In dieser einen Woche sieben plötzliche Todesfälle! Und alle haben am Vortag ihres plötzlichen Ablebens gerade demjenigen die Schlüssel ihrer Panzerschränke übergeben, der ihr Nachfolger wurde."
    „Sie sehen ja Gespenster, Hacke."
    „0 nein. Ich war immer die Ruhe selbst. Stellen Sie sich folgendes vor: In der Abteilung für Rassenfragen bei der Partei wurde eine Kartei der reinrassigen Arier geführt, der Elite der Nation. Kürzlich haben die Professoren ihre Maßstäbe geändert. Und jetzt wurde die Kartei geändert. Und wissen Sie, als was sie gelten? Sie haben sich als Juden eingetragen. Jawohl, als Juden! Und warum? Aus dem Konzentrationslager in Bleichhammer sind Ausweise mit roten Kreuzen und gelben Streifen gekommen. Und soviel Ausweise, wie gekommen sind, soviel haben sich auch als Juden eingetragen."
    „Diese Feiglinge. Um ihre Haut zu retten, gehen sie aufs Ganze."
    „Ja, aufs Ganze. Ich gehe zum Dienst und schimpfe natürlich auf sie. Da verbietet mir doch mein Chef den Mund! Und dann treffe ich zwei dieser ‚Toten' im SS-Lazarett in Wannsee wieder. Im Pyjama spazieren sie im Park umher. Sie haben sich nur einen Bart stehenlassen."
    „Sie sind naiv, Hacke. Sie sind nur nicht genügend informiert. Leider bestätigt Ihre Hitzigkeit, daß man Ihnen im Dienst nicht traut. Weiter gar nichts."
    „Sie haben all das gewußt?"
    „Natürlich. Und all das geschieht im Interesse des zukünftigen Reiches."
    „Dann habe ich vielleicht unnützes Zeug erzählt?"
    „Keineswegs. Ich habe Ihnen mit großem Interesse zugehört. Ich werde daraus Nutzen ziehen, auch für meine Dienststelle. Auch wir müssen zu Tarnmaßnahmen greifen. Einiges aus Ihren Informationen können wir natürlich gebrauchen. Sie haben doch nichts dagegen?"
    „Erwähnen Sie nur die Quelle nicht! Um Gottes willen!"
    „In Ordnung", sagte Weiß, „aber einen Gefallen für den anderen: Sie helfen mir einen Bericht darüber zusammenzustellen, den ich meinem Chef vorlege. Wenn Sie mir wirklich helfen, kann ich Ihnen nützlich sein. Bedenken Sie: Wir von der Auslandsspionage haben Kontakte mit westlichen Agentendiensten."
    „Ich weiß."
    „Um so besser. Wenn wir Sie in der entsprechenden Weise empfehlen, brauchen Sie sich keinen Bart stehenzulassen.”
    „Ich glaube", sagte Hacke nicht ganz sicher, „daß man mich bei der Gestapo trotzdem schätzt. Ich muß jetzt jeden Tag allerlei marxistische Literatur lesen, die der Untergrund herausgegeben hat."
    „Will man Sie dorthin stecken?"
    „Vielleicht. Aber ich möchte nicht. Wenn ich auch ihre Zitate herunterschnattere, merken die Kommunisten sowieso, daß ich untergeschoben bin." In seiner Stimme klang Neid: „Ich habe gehört, daß in der Schweiz viele Betten in Lungensanatorien aufgekauft wurden. Aber die dorthin fahren, sind natürlich nur die hohen Tiere." Er seufzte. „Notfalls ginge ich noch in eine falsche Partisanengruppe; wir bilden jetzt welche in den Niederlanden. Und dann bleibt man als Teilnehmer der Widerstandsbewegung da und wartet bessere Zeiten ab ..."
    „Sie sind ein Phantast. Und wovon wollen Sie dort leben?"
    Hacke grinste.
    „In diesen Ländern gibt es genügend wohlhabende Leute, die einen Nazi unterstützen."
    „Wie ich sehe, sorgen Sie für Ihre Zukunft gründlich vor", sagte Weiß.
    „So wie alle."
    „Und woher nehmen Sie diese vielseitigen Nachrichten?"
    „Ich sagte ja: Die kleinen Leute arbeiten für die großen. Wir kleinen Mitarbeiter erzählen uns, was wir über unsere Chefs wissen. Sie sprechen zwar nie mit uns, doch dafür reden sie oft untereinander, wenn wir dabei sind. Für sie sind wir alle Hohlköpfe, weiter nichts. — Aber nicht alle! Zum Beispiel Langeben. Er arbeitet für Himmler, für Canaris und für den amerikanischen Geheimdienst. Und alle haben ihn gut bezahlt."
    „Aber man hat ihn gehängt."
    „Doch nicht dafür! Langeben wußte, daß Canaris mit dem englischen Geheimdienst in Verbindung stand, und als ihn die Gestapo verhaftete, wollte Himmler nicht, daß er das ausplauderte. Wenn er etwas über Canaris ausgeplaudert hätte, hätten die Engländer aufgehört, sich so wohlwollend zu Himmler zu verhalten wie bisher.
    Es heißt, daß sie den Tschechen nur

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