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Im Labyrinth der Abwehr

Im Labyrinth der Abwehr

Titel: Im Labyrinth der Abwehr Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wadim Koshewnikow
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sich vor ihm eröffneten.
    Einige Tage nach Johanns Besuch wurde in allen Berliner Zeitungen ein Nachruf anläßlich des vorzeitigen Ablebens von Sturmbannführer Hacke veröffentlicht. Beim Begräbnis waren hohe Ränge der Geheimdienste des Reiches anwesend. Alte Nazis, darunter nicht wenige mit dem goldenen Parteiabzeichen, trugen seinen hakenkreuzgeschmückten Sarg.
    Es war möglich, daß in dem Sarg nur Erde war und daß Hacke selbst, die Uniform mit Zivil vertauscht, als gewöhnlicher Passagier der Lufthansa bereits in ein neutrales Land gereist war. Aber genauso möglich war es, daß in dem Sarg tatsächlich die Leiche Hackes lag. Denn es gehörte nicht zu den Regeln Müllers, einem Untergebenen solche Streiche zu verzeihen, wie sie sich Hacke erlaubt hatte, als er so hartnäckig seine Beförderung gefordert hatte.
61
    Bei einem ihrer Treffs erzählte Heinrich, daß, sein Onkel riesige Mengen von Lebensmitteln und Zivilkleidern speichere. Johann fragte:
    „Wird das alles in einem bestimmten Speicher aufbewahrt?"
    „Nein, sie bringen die Sachen auf irgendein Dorf, das nicht auf der Karte verzeichnet ist. Und noch etwas Interessantes: Willi hat in seinem Panzerschrank verschiedenes Spielzeug. Verstehst du das?"
    „Ja, das ist allerdings interessant. Du mußt versuchen, die Karte zu fotografieren. Außerdem brauchen wir unbedingt eines der Muster. Aber sei vorsichtig, Heinrich, wenn du so ein Spielzeug in die Hand nimmst."
    „Wieso?"
    „Es könnte explodieren. Faschistische Flieger haben solche Sachen bei uns abgeworfen, und die Kinder, die sie auflasen, sind dabei umgekommen.”
    „Gut. Aber wozu die Karte, auf der die Lager eingezeichnet sind. Es gibt Hunderte. Wäre es nicht besser, zu erfahren, wo sich das Hauptlager befindet?"
    „Nicht die Lebensmittel und Kleider sind jetzt von Bedeutung. Das Wichtigste ist festzustellen, für wen und wozu sie bestimmt sind. Wenn wir wissen, wo sie sind, können wir das erkunden."
    Einige Tage später brachte Heinrich eine Liste der Geheimlager. Doch als Johann sie mit der Karte verglich, fand er sie nicht. Offenbar waren diese Ortsbezeichnungen erfunden oder verschlüsselt.
    Als Heinrich das hörte, sagte er:
    „Also traut mir der Onkel nicht."
    „Reg dich nicht auf. Vielleicht ist das System der Geheimhaltung so, daß über die Lage dieses oder jenes Lagers nur der Leiter der Gruppe Bescheid weiß, die gerade dort stationiert ist."
    „Kaum" bezweifelte Heinrich, „wozu bewahrt Willi dann die Karte an der Innentür eines besonderen Panzerschrankes auf? Als ich einmal zufällig ins Zimmer kam, hat er die Tür sofort zugeschlagen."
    „Und was ist noch in diesem Schrank?"
    „Nichts, nur die Karte. Im Zimmer war es dunkel, die Karte aber war von einem Reflektor beleuchtet, der sich im Innern des Schrankes befand."
    Johann holte aus der Tasche Bleistift und Papier:
    „Du bist doch Ingenieur, nicht wahr?"
    „So ziemlich."
    „Schau her: Hier ist die Skizze. Wenn der Schrank geöffnet wird, schaltet sich der Reflektor ein. Die Schranktür, die einen Druck auf die zu dem versteckten Fotoapparat führenden Leitungen ausübt, verbindet diese, löst den automatischen Verschluß aus — und fertig ist das Bild."
    „Vom Rücken des Onkels", Heinrich lächelte spöttisch.
    „Nehmen wir einmal an, daß der Onkel in diesem Augenblick nicht am Schrank steht ..."
    „Ja, schon möglich ... Ich kann mir nur nicht vorstellen, wo der Fotoapparat untergebracht werden muß.”
    „Überleg mal."
    „Willi öffnet den Schrank nur, wenn er auf die Karte schaut."
    „Wissen wir. Man kann ihn aber in diesem Augenblick wegrufen." „Wie?"
    „Ganz einfach: durch einen Anruf."
    „Aber bevor er zum Telefon geht, wird er die Tür zuwerfen. Und dann, wie will man erfahren, wann man ihn anrufen muß?"
    „Siehst du", sagte Johann, „all das kann man durch einen gemeinsamen Stromkreis zusammenschließen, damit der Verschluß des Fotoapparates sich, sagen wir einmal fünf Sekunden nach dem Anruf auslöst."
    „Und das Knipsen?"
    „Man kann ausrechnen, daß es mit einem zweiten Anruf synchron kommt. Der Onkel wird, wenn er keine Stimme hört, den Hörer hinlegen, und der zweite Anruf fällt mit dem Klicken der Kamera zusammen."
    „Versuchen können wir es ja", sagte Heinrich unsicher.
    Schellenberg war nach Schweden gereist.
    Gustav ließ fünf junge Offiziere, darunter auch Weiß, zu sich kommen und stellte ihnen einen athletisch gebauten, doch bereits älteren, kahlköpfigen Mann

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