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Im Labyrinth der Abwehr

Im Labyrinth der Abwehr

Titel: Im Labyrinth der Abwehr Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wadim Koshewnikow
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deshalb geholfen haben, Heydrich zu töten, weil dieser die Absicht hatte, Canaris als englischen Agenten zu entlarven."
    „Hat man denn nun Canaris festgenommen, weil er Beziehungen zum englischen Geheimdienst hatte oder weil er an der Verschwörung gegen Hitler beteiligt war?"
    „Der Reichsführer wußte schon früher alles über Canaris."
    „Ja, aber warum hat man ihn jetzt nicht zum Tode verurteilt?"
    „Weil er weiß, daß der Reichsführer alles über ihn weiß — wahrscheinlich deshalb. Und solange er schweigt, wird er alle Vorteile eines privilegierten Gefangenen genießen. Überhaupt, wenn Canaris nicht seinerzeit überall ausposaunt hätte, daß Himmler früher einmal Kirchendiener war, so würde der ihn wahrscheinlich begnadigen und als Berater für den englischen Geheimdienst behalten."
    „Sie äußern aber ziemlich scharfe Urteile." Weiß lächelte.
    „Wir alten Nazis sind sehr beunruhigt, daß einige Führer des Reiches bei ihren Verhandlungen mit den Engländern und Amerikanern einwilligten, die Partei aufzulösen. Nur der Führer ist nicht dafür. Darum bleiben wir bis zum Schluß dem Führer treu. Die Partei wird leben, solange es das Reich gibt!"
    „Aber Himmler hat doch schon lange von der Möglichkeit einer militärischen Niederlage gesprochen .."
    „Ja, das weiß ich. Aber wenn es gelingt, uns alte Nazis zu erhalten, so werden wir alles tun, damit das Reich wieder aus der Asche aufersteht."
    „Also, Sie haben noch nicht alle Hoffnung verloren?"
    „Nein", sagte Hacke. „Mir ist es nur nicht recht, daß Zehntausende von uns unter angenehmeren Bedingungen in die Illegalität gehen als ich. Mich wollen sie zu den Kommunisten stecken. Und wissen Sie, warum? Damit ich als Teilnehmer der Widerstandsbewegung die Besatzungsmächte desorientieren kann, so daß sie diejenigen, die tatsächlich in der Widerstandsbewegung gekämpft haben, verhaften. Aber ich bin über Fünfzig. Ich habe nicht den Kopf, nicht die Auffassungsgabe dazu."
    „Und warum haben Sie vorhin so getan, als ob Ihnen die Methoden, mit denen wir in den Sonderzustand gehen, unbekannt wären?"
    „Warum? Weil ich trotz alledem damit rechne, die Stellung eines von denen einzunehmen, die jetzt in den Untergrund gehen. Ich will, daß meine letzte Dienststellung in der Gestapo höher ist als die, die ich jetzt habe. Und es wäre für mich interessant, anhand Ihrer Person zu überprüfen, wie lange ich noch an der Oberfläche bleiben kann. Ich schätze Ihren Scharfsinn sehr, Hauptmann Weiß.”
    „Dann haben Sie sich aber ganz schön verstellt", tadelte Weiß.
    „Sie auch." Und Hacke drohte mit dem Finger. „Sie haben mir allerhand Fragen gestellt, über die Sie weitaus besser informiert sind als ich."
    „Gewohnheit."
    „Wahrscheinlich." Hacke zog die Stirn in besorgte Falten. „Sie wissen, daß bei uns ein Mensch plötzlich verschwinden kann. Vor allem dann, wenn er zuviel weiß."
    Weiß nickte.
    „Aber mir kann das nicht passieren. Hier sind meine Garantien." Hacke zog die Decke weg und klopfte mit dem Fingerknöchel auf den metallenen Boden des Panzerschrankes. „Sie sind der einzige Mensch, dem ich mein Leben anvertrauen kann. Morgen wird Müller mich empfangen müssen. Ich weiß, worauf ich mich einlasse, aber ich riskiere alles. Wenn er mir das gibt, was ich will — und ich werde den Rang eines Sturmbannführers fordern —, ist alles in Ordnung. Wenn nicht, können Sie annehmen: Hacke existiert nicht mehr. Hier haben Sie den Schlüssel. In zwei Tagen und nicht eher nehmen Sie alles aus dem Schrank und übergeben es Schellenberg. Hier sind Papiere Heydrichs drin, darunter auch die Kopie einer Akte an den Führer und auch an eine Reihe anderer hochgestellter Persönlichkeiten. Schellenberg meldet alles dem Führer, und dann werden ein paar Köpfe fallen, auch der Müllers."
    „Und außer diesen Akten befindet sich nichts in dem Schrank?"
    „Natürlich ist noch was drin. Hier sind alle Schweinereien zusammengetragen. Sie begreifen, wie man damit die Führer des Reiches an der Kehle halten kann?"
    Weiß schob die Hand Hackes, die den Schlüssel hielt, von sich. „Sie machen sich umsonst Sorgen. Ich bin sicher, daß Sie morgen Sturmbannführer werden."
    Als Johann am nächsten Tag anrief, meldete sich eine herrschsüchtige Stimme:
    „Hier Sturmbannführer Hacke!"
    Der neugebackene Sturmbannführer bat Weiß, ihn wieder zu besuchen. Er wollte seine neue Uniform vorführen, zeigen, welche Perspektiven unbegrenzter Macht

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