Im Labyrinth der Abwehr
Minuten Ihrer Zeit widmen würden."
Reder runzelte die Stirn, sein Gesicht nahm einen mißtrauischen Ausdruck an.
„Ich wollte Sie um einen Rat bitten. Herr Kreisleiter Funk, bei dem ich als Chauffeur gearbeitet habe, hat von Ihrer angesehenen Stellung im Reich gesprochen."
Das großflächige Gesicht Reders strahlte in einem selbstgefälligen Lächeln.
„Wie Ihnen aus meinem Fragebogen bekannt ist, war Herr Funk sehr mit meiner Arbeit zufrieden. Ich bin aber Junggeselle. Herr Funk hat gesagt, daß es unhaltbar sei, in meinem Alter noch Junggeselle zu sein. Wird mich das nicht hindern, hier eine gute Stellung zu finden?"
Reder, der sich in seinem Sessel zurückgelehnt hatte, begann zu lachen. Sein praller Leib wackelte.
„Du bist vielleicht ein Einfaltspinsel!" rief er, wobei seine Stimme im Lachen erstickte. „Er braucht, wie es scheint, den Segen des Sturmbannführers."
Ein Beamter kam herein. Reder zeigte mit dem Kopf auf Weiß.
„Ich soll ihm eine Braut suchen, damit er gleich damit anfangen kann, Soldaten für den Führer zu zeugen. Er selbst will sich vom Wehrdienst drücken. Du bist mir ein Schlauberger!" Er deutete mit der Hand in Richtung der Tür.
Weiß verbeugte sich mit schuldbewußtem und verwirrtem Blick und ging hinaus.
Einige Minuten später übergab ihm der Beamte seine Papiere und bemerkte dabei nachdrücklich:
„Du bist keiner von den Pfiffigen, aber das ist kein Unglück, wenn du einen Wagen fahren kannst. Wenn du genügend gute Empfehlungen hast, findet sich vielleicht eine Anstellung in unserer Garage. Mein Name ist Schulz."
„Zu Befehl, Herr Schulz. Ich bin Ihnen sehr zu Dank verpflichtet." Als Johann in die Gemeinschaftsbehausung zurückgekehrt war, fand er eine Nachricht von Heinrich vor. Johann verließ die Baracke und suchte die angegebene Adresse auf.
Heinrich bewohnte in einem der besten Hotels ein Appartement. Er stellte Weiß seinem Onkel, dem Sturmbannführer Willi Schwarzkopf, vor. Dieser nickte, ohne Johann die Hand zu geben, nachlässig mit dem Kopf. Er war fettleibig, das Gesicht verlebt, unter den Augen hingen Tränensäcke, eine Wange zuckte nervös.
Auf dem runden Tischchen standen in einer Lederhülle zwei Wehrmachtstelefone, ihre dicken Schnüre lagen auf dem Fußboden. Heinrich erklärte Johann, daß er nach Berlin fahre und sie sich wahrscheinlich nicht mehr sehen würden. Dann sagte er gönnerhaft: „In Anbetracht deiner Dienste bei meinem Vater..., ich meine, wenn du irgend etwas brauchst ..." Fragend schaute er auf den Onkel. „Ja", sagte der Sturmbannführer und holte einige Papiere aus einer Aktentasche hervor, an deren Verschluß sich ein Schloß mit Stahlkettchen befand. „Geben wir ihm Geld."
Johann war von dem herablassenden Ton Heinrichs, von der Leichtigkeit, mit der er sich von ihm trennen wollte, betroffen. Er begriff, daß die Hoffnungen, die er auf die Freundschaft mit Heinrich gesetzt hatte, daß die Möglichkeit, Willi Schwarzkopf für seine Zwecke zu nutzen, ein für alle mal verloren waren.
„Ich bin Ihnen sehr dankbar, Herr Schwarzkopf, und auch Ihnen, Herr Sturmbannführer. Da Sie so freundlich sind, habe ich eine kleine Bitte. Es besteht für mich die Möglichkeit, eine Stelle in der Garage der Siedlerstelle zu bekommen. Ein wohlwollendes Wort könnte da ..."
Willi Schwarzkopf zog die Brauen hoch und fragte gleichgültig: „Wollen Sie dort als Chauffeur arbeiten?"
Johann nickte.
Willi Schwarzkopf griff zum Hörer, wählte eine Nummer, sagte: „Hier Sturmbannführer Schwarzkopf." Er blickte fragend auf seinen Neffen. „Wie heißt er?" Dann sprach er weiter in den Hörer: „Johann Weiß. Er wird bei Ihnen als Chauffeur arbeiten. Ja. Nein. Nur als Chauffeur."
Johann erhob sich, dankte dem Onkel wie dem Neffen. An der Tür steckte ihm Heinrich ein Kuvert mit Geld in die Tasche, gab ihm schlaff die Hand, wünschte ihm Erfolg.
Also war es Schluß mit Heinrich, und alles schien umsonst gewesen zu sein, alles, worauf er so viele Kräfte verwandt hatte. Er begriff, daß ihm nicht nur ein dienstlicher Fehler unterlaufen war. Auch menschlich hatte er versagt.
Ein Zimmer erhielt Johann in der Wohnung Frau Ditmars. Es war nicht einmal teuer. Wahrscheinlich bestach seine Wirtin die Bereitwilligkeit, mit der er ihre strikte Regel: „Keine Frauen!" aufnahm. „Jedenfalls nicht in meinem Hause!" fügte sie hinzu.
Johann brummte vor sich hin:
„Ich bin zu jung, ich habe noch nicht die Absicht zu heiraten."
„Ihr Zimmer müssen
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