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Im Labyrinth der Abwehr

Im Labyrinth der Abwehr

Titel: Im Labyrinth der Abwehr Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wadim Koshewnikow
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Augenblick habe ich unentwegt daran gedacht, ob ich den Verlust meiner Tochter überleben würde. Ich glaube, ich würde es nicht. Ich habe Nadja als Funkerin in die Gruppe gesteckt, die Ihnen unterstellt ist. Sie müssen ständig Verbindung mit dem Zentrum haben." Er entfaltete die Karte. „Im Wirkungskreis des Flugplatzes befinden sich einige größere Lager: hier das Lager, in dem Teile für die V-1 und V-2 produziert werden. Die Häftlinge kommen nie aus dem Stollen raus. Sie arbeiten und sterben dort, nur ihre Leichen werden herausgebracht. Beide Schächte erstrecken sich fast anderthalb Kilometer unter der Erde und sind untereinander durch Tunnel verbunden. Es gibt nur je eine Eingangs- und Ausgangsöffnung, die anderen sind vermauert.
    Es versteht sich, daß dieses unterirdische Lager, in dem sich mehr als zwölftausend Häftlinge befinden, nicht aus der Luft zerstört werden kann. Ihre Aufgabe ist es, zu erkunden, auf welche Weise man das Lager zu vernichten beabsichtigt, und seine Vernichtung zu verhindern."
    Weiß war unangenehm überrascht, als er nicht allein, sondern in Begleitung Dietrichs zum Flugplatz fuhr.
    Dietrich sagte, sich die Hände reibend:
    „Ich habe energisch darauf bestanden, daß diese Aufgabe auch mir übertragen wurde. Völlige Geheimsache! Wir haben nichts mit der Ausführung zu tun, nur mit der Kontrolle der Vorbereitungen. Das ist ein Zeichen besonderen Vertrauens. Ich bin sicher, daß es dann niemand mehr wagen wird, mich in diese gefährliche Geschichte mit der Organisierung unseres Untergrunds zu stecken."
    Oberst Walter, Kommandeur einer Sonderstaffel, Ritterkreuzträger und noch Flieger aus dem ersten Weltkrieg, ein hagerer, grauhaariger Mann mit arrogantem Gesicht, öffnete das versiegelte Schreiben. Er überlas den Befehl, warf einen Blick leichten Ekels auf Weiß und Dietrich und sagte, daß er um eine Stunde Bedenkzeit bitte; danach sei er bereit, die Herren Offiziere wieder zu empfangen.
    Dietrich überließ alles Weiß und ging in Gesellschaft einiger junger Offiziere frühstücken. Der Oberst war also gezwungen, die Einzelheiten des Planes mit Weiß zu erörtern.
    „Sprit?" fragte der Oberst. „Die Bolschewiken können in einer Woche hier sein. Ich habe gerade genug, um von hier fortzukommen." „Sie werden doch noch welchen bekommen?"
    „Morgen nacht, wenn die Wagen durchkommen."
    „Und warum sollten sie nicht durchkommen?"
    „Die Russen haben die Brücken bombardiert.”
    „Es gibt doch Pontonübergänge."
    „Ja, wenn wir Zeit haben, sie zu bauen."
    „An welcher Stelle?"
    Der Oberst zeigte auf die Karte. Er sagte:
    „Hören Sie! Ich bin Flieger aus dem ersten Weltkrieg. Mein Name ist in Frankreich und England bekannt. Auf mein Konto kommen achtundzwanzig siegreiche Luftkämpfe. Ich bin Soldat und habe meine Prinzipien. Sie sind Gestapomann ..."
    „Ich bin Offizier des SD."
    „Ich sehe darin keinen wesentlichen Unterschied."
    „Kurz, Sie wollen sagen, daß Ihnen diese Kampfaufgaben nicht allzusehr gefallen."
    „Das sind keine Kampfaufgaben, auch keine militärischen."
    „Was sonst?"
    „Das wissen Sie ganz genau."
    „Sie haben einfach Angst, daß man Sie später nicht als Offizier, sondern als Kriegsverbrecher betrachtet."
    „Ja", sagte der Oberst, „ich fürchte nicht den Tod. Aber gehängt werden wie ein ..."
    „Sie lehnen also ab?"
    „Ich bin Soldat und füge mich Befehlen."
    „Befehle erörtert man aber nicht."
    „Mit Untergebenen nicht. Und Sie sind nicht mal mein Untergebener."
    Weiß schaute ihm direkt in die Augen.
    „Ich bin Ihnen dankbar, daß Sie so offen und ehrlich Ihre Meinung geäußert haben."
    „Beabsichtigen Sie, davon dienstlich Gebrauch zu machen?"
    „Nein", sagte Weiß, „Sie haben mich nur gezwungen, ebenfalls an etwas zu denken."
    Durch einen Verbindungsmann meldete Weiß der Gruppe, wann die Tankwagen erwartet wurden, wo sich die Pontonbrücke, das Bombenlager und die Verbindungsstraße vom Bombenlager zum Flugplatz befanden.
    Weiß inspizierte zwei Unterstände, die als Lagerraum für Kampfgifte dienten: Riesige Gasballons und Kisten mit Gift in Ampullen waren hier gelagert. Während einer der Kontrollen gelang es ihm, einen Brandsatz mit Zeitzünder in der Form eines Zigarettenetuis unter die Kisten zu stecken.
    Im Laufe des ganzen Tages kämpften die dienstfreien Mannschaften gegen den Brand. Danach dauerte es noch vierundzwanzig Stunden, bis die Leute in ihre Unterkunft auf dem Flugplatz zurückkehren konnten, ohne

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