Im Labyrinth der Abwehr
die Hand und zeigte zum Tisch. „Ich zerbreche mir schon den Kopf. Setzen Sie sich, bitte. Also ..." Nachdem sie den Operationsplan erörtert hatten, gingen Weiß und der Major auf den Hof. Dort sahen sie die in Reih und Glied angetretenen sowjetischen Fallschirmspringer und neben ihnen, ebenfalls in einer Reihe, Männer in deutschen Uniformen und in Zivil.
„Ihre Gruppe ist dort im Seitengebäude. Wir haben keine Zeit zu verlieren. Machen Sie sich bekannt, und dann geht's los."
Weiß ging in das Seitengebäude. Als er eintrat, erhoben sich vier Mann in SS-Offiziersuniform von der Bank. Zwei von ihnen kannte er: den Tschechen Ptasek und den Sprengpionier Mechow. Die anderen beiden, Walter Koch und Hans Schmidt, stellten sich ihm vor.
„Woher kommen Sie?" fragte Weiß.
Koch lächelte, als er sagte: „Nationalkomitee Freies Deutschland."
„Waren Sie in Gefangenschaft?"
„Nein. Berlin. Widerstandsbewegung." Er nickte zu Schmidt hinüber. „Er übrigens auch. Er hat in der Gruppe Saefkow mitgearbeitet."
Weiß erklärte den Aktionsplan.
Nach Angaben Heinrichs war die Versorgung für das unterirdische Lager noch auf zwei Tage berechnet. Innerhalb dieser Frist würde das Lager also liquidiert werden.
Es war sicher, daß auf der Kommandostelle der SS eine Verbindung zu den Sprengposten bestand und daß auf ihr Signal hin diese Leute die Ladung in den Stollen zünden mußten. Wahrscheinlich waren die Sprengposten über Tage. Man mußte also erkunden, wo diese Posten waren, und sie unschädlich machen. Dann würden sie sich mit der Gruppe des Majors, die in den Stollen eindrang, vereinen. Ein Teil der Gruppe würde oben bleiben und die Deckung übernehmen.
Weiß fuhr mit seinen Leuten zu dem Punkt, der auf der Karte als Stab der Lagerwache eingetragen war.
Oberst Steiner, der Bevollmächtigte der SS, empfing Weiß. Nachdem er seinen Ausweis sorgfältig geprüft hatte, warf er ihn auf den Tisch:
„Also traut man mir nicht! Bevor ich hierherfuhr, habe ich persönlich mit Himmler und Kaltenbrunner gesprochen. Und ich habe zu ihnen gesagt" — er warf seinen Kopf zurück —, „daß das für mich eine Ehrenpflicht ist." Er senkte den Blick. Weiß sah einen am Tisch befindlichen Schaltknopf. „Eine Handbewegung — und ich erfülle meine Pflicht vor dem Reich. Ihr Hiersein beweist, daß man mir nicht vertraut. Ich werde protestieren." Er legte die Hand auf den Hörer.
„Ach, Oberst", sagte Weiß, „wenn Sie mit Berlin sprechen, sagen Sie doch bitte, daß ich von den acht Lagern bereits fünf besichtigt habe. Dort ist alles in Ordnung."
„Sie sind also nicht extra zu mir gekommen?"
„Wie kommen Sie darauf? Ich habe Befehl, über acht Lager zu berichten. Ihres ist das sechste. Bleiben nur noch zwei. Übrigens, ich bin hundemüde. Denken Sie, daß das eine leichte Sache ist, die ganze Zeit auf den Beinen zu sein? Einige Lager evakuieren bereits, sie liquidierten die Leute auf der Straße. Haben Sie schon mal versucht, mit dem Wagen über Leichen zu fahren?"
„Nein, noch nicht." Steiner blickte Weiß etwas freundlicher an. „Und Sie sind nur deshalb gekommen?"
Weiß schaute auf die Uhr.
„Ja, was noch? Ich glaube, das ist alles.”
„Nein, so nicht. Sie werden wenigstens mit mir zu Mittag speisen. Ich werde gleich Anweisung geben."
Er ging hinaus.
Weiß durchschnitt augenblicklich die zum Schaltknopf führende Leitung.
Als der Oberst wieder im Zimmer war, sagte Weiß:
„Erlauben Sie, daß ich vorher die mich begleitenden Offiziere benachrichtige ..."
„Aber warum denn selbst! Ich schicke den Adjutanten."
Weiß senkte die Stimme:
„Im Vertrauen: Unter meinen Leuten befindet sich eine hohe Persönlichkeit. Ich fürchte, daß man es als Beleidigung auffaßt ..." „Dann laden Sie ihn doch auch ein."
„Tun Sie mir den Gefallen, machen Sie das. Ich glaube, er kann Ihnen auch nützlich sein."
Steiner setzte die Schirmmütze auf. Sie gingen zusammen zum Wagen. Johanns Leute stiegen nicht aus.
Weiß öffnete den Wagenschlag und sagte:
„Ich habe die Ehre, den Bevollmächtigten der SS vorzustellen!" Steiner lächelte herablassend und näherte sich dem offenen Wagenschlag. Weiß versetzte ihm einen Hieb mit der Handkante, Steiner fiel mit dem Gesicht nach unten, zwei Hände fingen ihn auf und zogen ihn in den Wagen.
Weiß steckte sich eine Zigarette an. Aus dem Wagen reichte man ihm ein Schlüsselbund. Er steckte es ein und ging in Steiners Zimmer zurück.
Er öffnete den Panzerschrank,
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