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Im Labyrinth der Abwehr

Im Labyrinth der Abwehr

Titel: Im Labyrinth der Abwehr Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wadim Koshewnikow
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wegwerfen."
    „Verzeihung, Herr Major!" sagte Weiß niedergeschlagen, aber er begriff, daß Steinglitz diese Version für den Fall vorbereitet hatte, daß das Gemälde Liotards tatsächlich für eine wichtige Person vorgesehen war.
    Während dieser Tage hatte zusammen mit dem Major ein Mann in Zivil im Wagen gesessen; er benahm sich Steinglitz gegenüber völlig zwanglos. Zweimal hatten sie das Gefängnis in Lódz aufgesucht, dann, nachdem sie einen Polen mitgenommen hatten, fuhren sie nach Modlin. Unterwegs hielten sie in Städten, in denen sich Gefängnisse oder alte, in Strafanstalten verwandelte Festungsbauten befanden. Der Unterhaltung entnahm Johann, daß sie einen Offizier des polnischen Spionagedienstes suchten, der im deutschen Kriegsministerium seinerzeit den Plan des Überfalls auf Polen gestohlen hatte. Der polnische Generalstab hatte sich geweigert, seinem Agenten Glauben zu schenken, und ihn nach seiner Rückkehr in die Heimat ins Gefängnis geworfen.
    Der Pole, der mit ihnen fuhr, war ebenfalls Agent des polnischen Spionagedienstes in Deutschland, doch allem Anschein nach einer, der ein doppeltes Spiel trieb und auch für die Faschisten arbeitete. Er hatte Steinglitz davon überzeugt, daß man diesen Offizier liquidieren müsse.
    Der Major und auch der Mann in Zivil schwiegen während der Fahrt. Als der Pole um eine kurze Pause bat und im Wald verschwand, sagte der Deutsche in Zivil:
    „Wenn er einwilligt für uns zu arbeiten, sollte man irgendwie die polnische Organisation davon verständigen, die legen ihn dann bestimmt um."
    Vor dem Tor der Festung in Modlin stand Weiß mehr als vierundzwanzig Stunden.
    Bei Tagesanbruch kamen der Major und der Deutsche in Zivil zum Wagen.
    Weiß schaute Steinglitz fragend an:
    „Litzmannstadt", befahl der Major, und sein Gesicht zeigte wie das seines Gefährten einen gereizten und erschöpften Ausdruck.
    Als sie sich der Stadt näherten, sagte der Zivilist unvermittelt: „Wenn er das überlebt, sollten wir ihm auch seine Bitte erfüllen." „Ja", Steinglitz nickte, „erschießen ist ein ehrenvoller Tod."
    Der Deutsche in Zivil grinste hämisch.
    „Hast du bemerkt, wie es auf ihn gewirkt hat, als ich in seinem Beisein diesen Halunken, der ihn verraten hat ..." und er machte mit dem gekrümmten Zeigefinger eine Bewegung, als ob er den Abzug betätigte. „Es war gut durchdacht. Wir haben getan, was wir konnten."
    Der Major nickte zustimmend.
    Johanns Hände wurden feucht. Vor seinen Augen schwammen Nebel. Doch als er den Wagen an der Auffahrt des Hotels zum Halten gebracht hatte, öffnete er den Wagenschlag, nahm Haltung an und fragte, diensteifrig wie immer:
    „Was sind Ihre weiteren Befehle, Herr Major?"
    Als er keine Antwort erhielt, eilte er voran, stieß die Eingangstür auf, folgte Steinglitz in ehrerbietigem Abstand, stieg die Treppe hinauf, lief wieder voraus und öffnete die Zimmertür.
    Der Major ließ sich müde in den Sessel fallen, zog erst den einen, dann den anderen Stiefel aus. Johann nahm die Stiefel und ging zum Wagen hinunter.
    Aus dem Kofferraum holte er Stiefelwichse und Bürste und putzte die Stiefel mit solcher Heftigkeit, als wolle er seine vorübergehende Schwäche im Wagen wieder wettmachen.
    Als er die blitzblanken Stiefel zurück ins Hotelzimmer brachte, schliefen seine beiden Fahrgäste: Steinglitz auf dem Sofa, der Zivilist auf dem Majorsbett.
    Johann nahm die Sachen des Mannes in Zivil, ging auf den Korridor hinaus und suchte solange an der Flurgarderobe nach einer Kleiderbürste, bis er sich mit dem Inhalt der Mantel-, Hosen- und Jackentaschen vertraut gemacht hatte. Dann trug er die Sachen zurück ins Hotelzimmer.
    Um vier Uhr siebenundzwanzig in der Nacht beendete er die Chiffrierung der Meldungen und übertrug sie auf eine gewöhnliche Postkarte.
    „Oberst Kurt Schnittke, Kurt Schnittke —" schrieb Johann noch einmal, um sicher zu sein, daß der Name eines der Leiter der Königsberger Spionageabteilung der Abwehr, eines Spezialisten für die Tätigkeit gegen die Sowjetunion, richtig entziffert werden würde. Er übermittelte weiterhin, daß Schnittke geheimen Befehl zur Bildung eines Mitarbeiterstabes für eine Diversionsschule auf dem Gebiet Polens erhalten habe, teilte dann die Geheimadresse der Spionageabwehr in Königsberg mit sowie die Tatsache, daß diese Abteilung zwanzig Sommeruniformen des Kommandostabes der Roten Armee angefordert habe.
    Am Morgen, als Johann den Major zum Flughafen gebracht hatte, murmelte dieser

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