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Im Labyrinth der Abwehr

Im Labyrinth der Abwehr

Titel: Im Labyrinth der Abwehr Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wadim Koshewnikow
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gehen, als man ihm hinterbrachte, daß der Führer ihn eine „Hyäne in Sirup" genannt hatte — es schmeichelte sogar seiner Eigenliebe.
    Da der Vater Oskar von Dietrichs Canaris nahestand, wußte der Hauptmann einiges davon.
    Mager bis zur Gebrechlichkeit, doch nicht ohne Anmut, im Umgang äußerst zurückhaltend, genoß Oskar von Dietrich sogar in Gesprächen mit ranghöheren Offizieren seine unsichtbare Macht, da er Informationen besaß, die den Offizier in jedem beliebigen Augenblick in einen gemeinen Soldaten verwandeln oder ihn sogar zur Zielscheibe für das Übungsschießen einer Gestapoabteilung machen konnten.
16
    Es war eine warme klare Juninacht. Johann fuhr eine lange Allee entlang, über die die Schatten der Bäume wie Streifen fielen. Plötzlich erhellten seine Scheinwerfer einen gegen eine Kastanie gerasten Wagen mit zertrümmertem Kühler. Er stoppte seinen Wagen. Zwei blasse, blutbedeckte Nachrichtenoffiziere sprangen auf das Trittbrett.
    Weiß zeigte mit einem Kopfnicken auf Steinglitz.
    Der Major sagte nachlässig:
    „Steigen Sie ein. Und Ihre Papiere?"
    Die Nachrichtenoffiziere, noch immer aufgeregt und sich gegenseitig unterbrechend, erklärten, was vorgefallen war.
    Vor einigen Stunden war ein Soldat in den Lkw mit dem Regimentsfunkgerät eingedrungen, hatte die beiden Funker mit einem Schlag auf den Kopf betäubt, sie aus dem Wagen geworfen und war selbst mit dem Wagen verschwunden. Umliegende Funkstationen hatten bald bemerkt, daß irgendwo in der Gegend ein neuer Sender arbeitete, der den unverschlüsselten Text in russischer Sprache übertrug: „An alle Funkstationen der Sowjetunion: Am zweiundzwanzigsten Juni überfällt die Wehrmacht des faschistischen Deutschlands die UdSSR ..."
    Man hatte Peilgeräte auf die Suche nach diesem Sender geschickt. Die beiden Offiziere gehörten einer dieser Suchmannschaften an. Bald hatten sie auf der Chaussee den gestohlenen Wagen entdeckt und begannen ihn zu verfolgen, doch in einer Kurve war ihr Wagen, entweder aus böser Absicht des Fahrers oder infolge seiner Unerfahrenheit, gegen einen Baum gerast.
    Johann wurde gezwungen, die Geschwindigkeit zu erhöhen. Der Offizier, der neben ihm saß, stieß ihn, offenbar nicht zufällig, mit dem Lauf seiner MPi in die Seite.
    Nach einiger Zeit tauchte vor ihnen ein geschlossener Lkw auf, und sofort legten die Nachrichtenoffiziere und Steinglitz ihre Waffen auf den Wagenbord und schossen verzweifelt hinter dem Lkw her.
    Auf einer ansteigenden Strecke verminderte der Lkw die Geschwindigkeit, Johann kam ihm unerbittlich näher.
    Da beschloß er, ebenfalls einen Unfall zu konstruieren, ebenfalls in einer Kurve, doch er wollte es geschickter anstellen als der zu Tode gekommene Fahrer.
    Er war gerade dabei, sein Vorhaben in die Tat umzusetzen, als ihn plötzlich ein Schützenpanzerwagen überholte. Ein Unfall war nicht mehr möglich. Johann fuhr mit rasender Geschwindigkeit, um selbst den Panzerwagen zu überholen. Es gelang ihm nicht. Maschinengewehrfeuer durchlöcherte, fächerartig streuend, den Weg. Lärm ertönte, und der Lastwagen stürzte einen Abhang hinunter.
    Johann bremste an der Stelle, wo der aus der Fahrbahn geschleuderte Lkw eine Umzäunung durchbrochen hatte und von der Straße in eine mit Büschen bewachsene Schlucht gestürzt war. Jetzt lag er dort. Die Türen klemmten, und es war nicht möglich, den Fahrer aus der Kabine herauszuziehen. Johann schlug vor, den Lkw mit Hilfe des Schützenpanzerwagens umzudrehen.
    Er wandte sich an Steinglitz: „Erlauben Sie?"
    Der Major senkte langsam die Lider.
    Johann nahm dies für ein Zeichen der Zustimmung und schob den Fahrer beiseite, kletterte in den SPW und schlug hinter sich die schwere stählerne Luke zu. Ob er es deshalb tat, um den in der Kabine eingeschlossenen Fahrer von seinen Qualen zu befreien, oder um allein in diesem mächtigen, mit zwei Maschinengewehren ausgestatteten Fahrzeug zu sein — er wußte es selbst nicht.
    Kaum hatte er Gas gegeben, als er fühlte, daß diese mehrere Tonnen schwere Maschine ihm nicht gehorchte. Noch eine Sekunde, und das Fahrzeug würde sich mit der Stirnseite überschlagen. Er mußte es zwingen, langsam und gefügig den Hang hinunterzuklettern. Während Johann mit dem Fahrzeug kämpfte, waren Dietrich und zwei Offiziere in Begleitung von Wachmannschaften zur Unfallstelle gekommen. Ihnen folgte ein Sanitätswagen.
    Johann stieg aus dem Panzerwagen, sprang von der anderen Seite auf das Trittbrett des Lkws und

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