Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Im Labyrinth der Fugge

Im Labyrinth der Fugge

Titel: Im Labyrinth der Fugge Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rebecca Abe
Vom Netzwerk:
in Öl gemalt, jünger zwar und um einiges schlanker. Doch die feine weiße Haut und die rötlichen Locken hatte sie nach wie vor.
    »Wegen mir haben deine Eltern damals deine Taufe verschoben, stell dir vor. Aber meine Söhnerin, Anna von Österreich, und ich waren auf Reisen und wurden aufgehalten. So musstest du als Heidenkind ausharren, bis wir kamen und in deinem Namen dem Satan widersagten. Ich bin deine Taufpatin, Herzogin Jacobäa Maria. Gott sei Dank hat mich ein Radbruch an meiner Kutsche hier bei den Benediktinerinnen zum Übernachten gezwungen. Wer weiß, ob sie dich nicht verschimmeln hätten lassen in dem Loch. Ich hielt die Schwestern bisher für freundlich und zuvorkommend. Von diesen Zuständen werde ich sofort deiner Mutter schreiben.«
    »Nicht!« Anna richtete sich auf. Etwas Krautsaft schwappte über und bekleckerte das Laken.
    »Willst du nicht, dass ich deine Eltern verständige?«
    Das Allerletzte was Anna wollte, war, bei ihrer Mutter um Gnade zu betteln, wieder nach Hause zu dürfen. Zugleich schämte sie sich. Wie eigennützig, sie dachte nur an sich und nicht an ihre Geschwister. »Wie …« Ihre Stimme quietschte. »Wie geht es meinen Brüdern und Mechthild und Virginia?«
    »Deine Brüder wohnen im Männertrakt. Mechthild spielt mit den anderen Kleinkindern und Virginia hat sich ganz gut eingelebt. Das kannst du ja nachher selber überprüfen. Jetzt ruh dich erst mal aus, damit du wieder zu Kräften kommst. Aber vermeide es, dich wieder zu prügeln.«
    Die Taufpatin reichte ihr einen Teller mit Fladen und Eiern. Also so hatte es die Hundsnonne dargestellt.
    »Lass es dir schmecken, Jakobäa, ich darf dich doch so nennen?«
    Anna kaute und schlang. »Hat sich Euer Herr Gatte auch geprügelt?«, fragte sie mit vollem Mund.
    »Mein Gatte? Welchen meinst du?«
    Anna verschluckte sich und versprühte Ei auf dem Bett. Wie viele Männer hatte die Taufpatin? »Ihr sagtet vorhin, dass dieses Kraut auch Euren Gatten geheilt hat.«
    »Stimmt, Josef war von einem Hundebiss geschwächt und sein Fußknöchel gesplittert. Bis auf ein kleines Hinken genas er dank Beinwalla-Umschlägen fast vollständig. Leider traf ihn kurz darauf ein Armbrustpfeil. Da half dann Beinwalla auch nicht mehr.« Die Taufpatin versank in Erinnerungen. Dann straffte sie sich und lächelte, was ihr Gesicht zum Leuchten brachte. »Nun bin ich zum vierten Mal verheiratet und ich hoffe, Wilhelm und ich werden zusammen alt. Deshalb, Mädchen, rate ich dir zu einem jüngeren Mann. Der kann zwar immer noch im Kampf fallen, aber er riecht besser und stöhnt nur aus Lust und nicht wegen seiner Gebrechen.«
    »Ich werde Ausschau halten«, näselte Anna und grinste, dass der Verband verrutschte.
    »Nun erzähl von dir. Nach der Sext muss ich leider wieder abreisen. Dein Vater schrieb mir, dass du gerne malst?«
     
    Als sich Jakobäa verabschiedet hatte, sog Anna noch den letzten Hauch Rosenduft ein und schloss die Augen. Sie rutschte unter die Decke und wollte am liebsten nur schlafen und von einem blühenden Garten träumen, in denen Speckfrauen wandelten. Vielleicht würde bald alles in Ordnung kommen. Ihren Geschwistern ging es laut Jacobäa gut und bald würden sie alle wieder heimgeholt werden.
    Zwei Nonnen traten mit einer Kerze herein und setzten sich, eine vor sie, eine hinter sie, auf ihr Bett. Ohne Erklärung packten sie sie und rissen ihr den Verband ab. Die Kruste brach auf und ihre Nase fing wieder zu bluten an. Sie hielten ihren Kopf fest und strichen ihr Haar zurück. Heißes Wachs der brennenden Kerze lief ihr dabei ins Ohr. Was sie zuerst für ein Versehen hielt, war Absicht. Sie tropften ihr Wachs ins rechte Ohr. Bei jedem heißen Tropfen zuckte sie zusammen, die Nonnen presste sie tiefer in die Kissen. Ihr Herzen schlug lauter, ihr Gehörgang verschloss sich und ihr Atem dröhnte. Bebend erwartete sie auf dem linken Ohr die gleiche Prozedur. Doch sie blieb aus. Sie glaubte schon, die Nonnen würden ihr den Nasenwickel wieder anlegen, stattdessen schlugen sie ihr ein Tuch ums Haar und verbanden ihr mit dem Nasenwickel die Augen. Die Nonnen hakten sie unter und zerrten sie aus dem Bett. Ging es wieder in den Karzer zurück, zur Strafe für wenige unbeschwerte Stunden mit der Taufpatin? Als sie die Augen öffnete, erkannte sie durch den Stoffstreifen schemenhaft Umrisse. Sie linste auf ihre eigenen Füße, schnellen Schrittes wurde sie über Lehmboden geführt, Stufen hinauf und hinunter, dann die Steinplatten im

Weitere Kostenlose Bücher